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150 Jahre nach den Frankfurter Bierkrawall: Brauereien in der Krise


Steigende Preise
Brauereien in der Krise: 150 Jahre nach dem Frankfurter Bierkrawall

Von t-online, RF

Aktualisiert am 21.04.2023Lesedauer: 2 Min.
Bierkästen der Marke "Binding" auf einem Hof in Frankfurt am Main: 150 Jahre nach den Frankfurter Bierkrawallen sind die Bierpreise auf Rekordkurs.Vergrößern des BildesBierkästen der Marke "Binding" auf einem Hof in Frankfurt am Main: 150 Jahre nach den Frankfurter Bierkrawallen sind die Bierpreise auf Rekordkurs. (Quelle: imago stock&people)
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Weil Bier mehr kosten sollte, kam es 1873 zu blutigen Protesten. Doch auch 150 Jahre nach dem Frankfurter Bierkrawall steigen die Preise.

Er ging als die größte soziale Unruhe seit der Märzrevolution 1848 in die Stadtgeschichte ein: der Frankfurter Bierkrawall. Insgesamt 20 Menschen starben bei den Protesten gegen die Bierpreiserhöhung.

Auch heute ist das Bier teurer. Nach einer Analyse des Deutschen Brauer-Bundes haben sich neben den Kosten für Gas und Strom zuletzt vor allem Braumalz, Kohlensäure und Verpackungsmaterialien verteuert. Das macht sich vor allem bei kleinen Betrieben bemerkbar – und bei den Kunden. Allein im Jahr 2022 stiegen laut Statista die Preise für Bier gegenüber dem Vorjahr um rund 5,6 Prozent.

In München haben bereits mehrere Brauereien ihre Preise deutlich angehoben. Und auch in der Mainmetropole macht sich ein Preisunterschied bemerkbar. Im Biergarten von Hausmann auf der Frühjahres-Dippemess kostet das Bier statt 3,50 Euro nun 30 Cent mehr, wie Patrick Hausmann vom Schaustellerverband sagt.

Die steigenden Kosten zwingen einige Betriebe in die Knie. Wegen hoher Verluste kündigte der Radeberger-Konzern im vergangenem Jahr an, die Binding-Brauerei in Frankfurt zu schließen. Bis Oktober 2023 soll die Produktion am Standort im Stadtteil Sachsenhausen komplett verlagert werden.

Teures Bier sorgte für 20 Tote in Frankfurt

Anlässlich des 150. Jahrestages der Frankfurter Bierkrawalle hat die Satire-Partei "Die Partei" bereits vor längerer Zeit zum Protest vor den Werktoren des Frankfurter Standorts aufgerufen. "Wir lassen uns die (mittelmäßige) Frankfurter Brauereitradition nicht nehmen und verlangen die Übergabe der Braukessel in die Hand der Bürgerinnen und Bürger und einen stadtweiten Bierpreisdeckel (auf 1 Batzen)", heißt es dazu auf der Internetseite der Partei.

Im Frühjahr 1873 verlangten die Brauereien satte 12,5 Prozent mehr für das Bier. Das sorgte für Unmut in Frankfurt – vor allem, weil die Wirte versuchten, mit einem ausgefuchsten Geschäftsmodell noch mehr Profit zu erwirtschaften. Das damalige vertrackte Geldsystem machte es möglich: Drei Pfennige ergaben einen Kreuzer, vier Kreuzer waren ein Batzen. Den halben Liter Bier bekam man für einen Batzen, deshalb auch "Batzebier" genannt.

Mit der Erhöhung vom 1. April 1873 kostete der halbe Liter allerdings einen halben Kreuzer mehr. Problematisch, denn damals gab es keine Münzen im Wert eines halben Kreuzers. Deswegen wurde das Bier für fünf Kreuzer inklusive einer Biermarke im Wert eines halben Kreuzers verkauft, die man allerdings nur beim selben Wirt einlösen konnte.

Preußisches Militär beendete Protest

Wenige Wochen nahmen die Frankfurter und Frankfurterinnen die Erhöhung zähneknirschend hin – dann eskalierte die Situation. Am 21. April liefen sie "Mir wolle Batzebier!" skandierend durch die Straßen und randalierten in Gaststätten und Brauereien. Die Angestellten sollen sich mit kochend heißem Bier gewehrt haben.

Die Tumulte mussten letztendlich von sechs Kompanien des Infanterieregiments aufgelöst werden, die Polizei kapitulierte vor dem wütenden Mob. In der Frankfurter Altstadt und auf dem Domvorplatz schossen die Soldaten in die randalierende Menge – unter den 20 Toten waren den Quellen zufolge auch ein zehnjähriger Junge und eine Frau.

Verwendete Quellen
  • die-partei-frankfurt.de: Mitteilung vom 29. September 2022
  • Eigene Recherche
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