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Eintracht Frankfurt – Pokalfinale: So war die Stimmung in der Kneipe


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Pokalabend in Frankfurter Kneipe
Niederlage im Pokalfinale: Ein Stich ins Adlerherz


Aktualisiert am 04.06.2023Lesedauer: 4 Min.
Karin, Jorge und Carlos schauen im "Bernemer Fass" das Pokalspiel – und sind über der erste Tor für Leipzig entsetzt.Vergrößern des Bildes
Karin, Jorge und Carlos schauen im "Bernemer Fass" das Pokalspiel – und sind über der erste Tor für Leipzig entsetzt. (Quelle: Jannis Holl)

Bis zuletzt bangen die Fans mit ihrer Eintracht. Ein emotionaler Abend in der Bornheimer Kneipe "Bernemer Fass".

Gegen 18 Uhr haben sich bereits zahlreiche Eintrachtfans in der Bornheimer Fußballkneipe "Bernemer Fass" einen Platz gesichert. Während im Innenbereich und an der Theke vorwiegend die Älteren auf den Anstoß warten, zieht es das jüngere Publikum nach draußen. In knapp zwei Stunden beginnt das große Pokalfinale.

Die Bilanz der Eintracht gegen Leipzig ist vor dem Spiel ausgeglichen. In fünfzehn Pflichtspielen gegen die Leipziger stehen vier Siege, vier Niederlagen und sieben Unentschieden zu Buche. Wer nach Statistiken geht, kann also ein spannendes Spiel erwarten. Vielleicht sogar mit Verlängerung. Egal, wie es heute ausgehen werde, hier sei immer gute Stimmung, sagt Bedienung Hans.

Sein Chef Andi will keinen Tipp abgeben, er sei dafür zu emotional. "Wir kommen in die Europa League", sagt Barkeeper Dani trocken. Also ein Sieg. So sieht es auch der "Bernemer Brezelbub" Klaus. "2:1 für Frankfurt", tippt der Brezelverkäufer, der jeden Freitag und bei Eintrachtspielen mit Backwaren durch die Kneipen zieht. "Damit die Tradition weiterlebt, die es in Frankfurt seit über 100 Jahren gibt."

Dem Tipp auf einen Sieg stimmt Carlos zu, der mit seinen Freunden Jorge und Karin an einem der Tische mit Blick auf den Ferseheher sitzt. Obwohl er mittlerweile in Madrid lebe, poche sein Herz für die Eintracht, sagt er und legt die Hand auf die Brust. Ein Herz für die Adler hat auch Nora, die mit einem Begleiter gekommen ist. Er trägt ein schwarzes Shirt mit dem Gesicht der Eintracht-Legende Anthony Yeboah darauf. "Wenn du den kennst, weißt du, wie lange ich schon Eintracht schaue", sagt er. Nora bestellt um Viertel nach sieben die ersten Pfefferminzschnäpse. "Für die Nerven." Wenn die Eintracht jetzt gewinne, mache das was mit Frankfurt. "Die Stadt pulsiert. Das muss man erleben."

In der Kneipe wird die Hymne mitgesungen

Als sie das sagt, weicht ihre Nervosität der Begeisterung. Kurz vor Anpfiff läuft die Eintrachthymne "Im Herzen von Europa" in der Kneipe. "Der eine liebt sein Mädchen und der andere den Sport", singen einige Fans mit. Als Stürmer Kolo Muani in einer Nahaufnahme auf dem Bildschirm erscheint, wird es lauter. Viele setzen ihre Hoffnung auf den Franzosen. Auch Nora. "Wir spielen ein solides 2:1. Beide Tore macht Kolo."

Kolumbianer Jorge setzt auf seinen Landsmann Rafael Borré, der die Eintracht schon 2022 in Sevilla zum Sieg geschossen hat. Um kurz nach acht der Anpfiff. Die Kneipe ist voll und die Gäste stehen draußen mittlerweile auch auf dem Bürgersteig. Nora starrt gebannt auf den Bildschirm, während die älteren Herren an der Theke noch eher gelassen den Spielbeginn verfolgen.

"Bis du für Leipzig? Dann musst Du gehen"

Die ersten 20 Minuten kommt die Eintracht gut ins Spiel, zeigt sich kämpferisch. In der 24. geht Muani vor dem Leipziger Strafraum nach eine Trikotzupfer zu Boden, aufgebrachte "Ey"-Rufe tönen durchs "Bernemer Fass". Ein junger Mann setzt sich an den Tisch. Er denkt, dass Leipzig siegt. "Man muss realistisch sein." Das ist zu viel für Nora. "Bist du für Leipzig? Dann musst du gehen."

Dass jemand einen Leipziger Sieg voraussagt, regt sie auf. In der 40. Minute wird eine Ballgrätsche von Sebastian Rode gegen Leipzigs Laimer vor dem Frankfurter Strafraum mit Applaus honoriert. Dann geht es in die Halbzeit. Noras Begleitung ermahnt den "Realisten": "Du darfst niemals für Leipzig tippen, egal was du denkst." Sein Kumpel, der am Tisch steht, wirft ein: "Zum Glück liegt der immer falsch." Heute Abend nicht, wie sich zeigen wird.

Draußen knallen Böller

In der 70. Minute geht Rode für Jesper Lindstrøm vom Feld. Eine Minute später schießt Christopher Nkunku mitten ins Adlerherz. 1:0 für die Leipziger. Verzweifelte "Nein"-Schreie hallen durch die Kneipe. Nora hält sich ungläubig die Hände vor den Mund. Jorge und Carlos geben sich noch immer kämpferisch. Für ein 2:1 müsse Leipzig ja schließlich ein Tor schießen. 82. Minute. Niemand will die Hoffnung aufgeben. Draußen knallen Böller. "Auf geht’s Frankfurt, kämpfen und siegen" stimmen die Fans im Außenbereich an. Dann die 85. Mit einem Schuss ins linke Eck zerstört der RB-Spieler Dominik Szoboszlai die Frankfurter Pokalträume.

Carlos zahlt seinen Deckel, als Wirt Andi wenig später eine Runde Mexikaner auf den Tisch stellt. Für ihn geht die Party trotz der Niederlage woanders weiter. "Das Leben muss gefeiert werden", sagt er. Doch viele bleiben. Draußen zünden Fans ein Bengalo-Feuer an. Roter Nebel breitet sich über der Straße aus. "Eintracht Frankfurt mein Verein, ich werde immer bei dir sein", singen sie, während sie um das Bengalische Feuer tanzen. Nora sitzt noch Minuten nach Spielende auf ihrem Platz und schaut ins Leere. Tränen laufen ihre Wangen herunter. Ob die Frankfurter nächstes Jahr wieder ins Finale kommen? "Ich hoffe es", sagt sie leise. Wer die Eintracht kennt, weiß, dass man mehr als hoffen darf.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
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