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Ebbelwoi aus Frankfurt: Wirte erhöhen Apfelwein-Preise


Im Vergleich zum letzten Jahr
Apfelweinpreise in Frankfurt steigen

Von Jannis Holl

Aktualisiert am 02.06.2023Lesedauer: 4 Min.
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Ein Bembel mit Apfelwein (Symbolbild): Die Frankfurter Gaststätte "Zur Stalburg" wird geschlossen.Vergrößern des Bildes
Apfelwein Bembel: Egal ob sauer oder süß gespritzt – Apfelwein ist in der Mainmetropole Kult. (Quelle: CHROMORANGE)

Durch Inflation und die gestiegenen Energiekosten wird auch das "gude Stöffche" teurer. t-online hat mit Gastronomen über die gestiegenen Apfelweinpreise gesprochen.

An einem schwülen Montagabend geht es im Biergarten des Fichtekränzi in der Sachsenhäuser Wallstraße gemächlich zu. Bei Handkäs und grüner Sauce entspannen die Gäste. Zur Abkühlung steht neben Bier auch der ein oder andere Bembel auf den Biergarnituren.

Doch die gestiegenen Apfelweinpreise machen sich auch hier bemerkbar: "Wir haben die Preise vor knapp einem halben Jahr um 20 bis 30 Cent erhöht", sagt eine Bedienung, die ungenannt bleiben möchte. Das sind aktuell 2,50 Euro für 0,3 Liter Apfelwein. So viel kostet ein paar Straßen weiter auch der kleine Hausschoppen (0,3 Liter) der Apfelweinwirtschaft Dax. Darüber beschwert habe sich im Fichtekränzi noch niemand. Die Apfelweinpreise sorgen den Gastgeber nicht. Seit 1849 versorgt das Traditionslokal die Frankfurterinnen und Frankfurter mit Äppler und hessischen Spezialitäten. Schmerzhafter sei die Inflation bei den Lebensmittelpreisen.

Auch in Alt-Sachsenhausen bei "Frau Rauscher" kostet der Apfelwein ein wenig mehr als im vergangenen Sommer. "Das ist unsere erste Preiserhöhung seit langer Zeit", sagt Stephanie Ibanez, die das Restaurant in der Klappergasse leitet. Die Gäste haben sie davor immer mal wieder scherzhaft darum gebeten, endlich mal die Preise zu erhöhen, erzählt die Wirtin. Jetzt war es so weit. Im vergangenen Jahr habe der kleine Schoppen (0,25 Liter) 1,80 Euro gekostet. Dieses Jahr sind es 2,10 Euro. Beim halben Liter seien es 3,80 Euro gewesen, jetzt sind es 4,20 Euro.

Auf der anderen Seite des Mains, hoch gelegen auf dem Seckbacher Lohrberg, steht Barchef Patrick Zierer, 50 Jahre alt, hinter der Theke des Ausflugslokals "Lohrberg Schänke". Seit über 10 Jahren zapft er hier Bier und Äppler für seine Gäste. Es sei ein sehr bekömmlicher und milder Schoppen, den ihm die Kelterei Grünewald aus dem vorderen Spessart liefert. "Man kann zwei davon trinken, ohne auf die Toilette rennen zu müssen", sagt Zierer und lacht.

Die Laune lassen sich sein Kollege Mauro und er nicht verderben. Auch nicht von gestiegenen Preisen. Im Vergleich zum vergangenen Sommer musste auch Zierer die Preise erhöhen. "Wir haben um 5 Prozent angezogen", sagt der Barchef. Aktuell kostet der kleine Äppler (0,25 Liter) 2,60 Euro und das große Glas (0,5 Liter) glatte 5 Euro. Eine vertretbare Preiserhöhung, wie Zierer findet. "Beim Essen war es brutal", erinnert er sich. Mittlerweile habe sich die Preissituation der Lebensmittel zumindest stabilisiert.

Ein weiterer Lichtblick: das DFB-Pokalfinale am Samstag. "Es wird krachen. Wir ziehen die Gäste mit. Sichert euch die letzten Plätze", sagt Zierer. In der Lohrberg Schänke wird es ein großes Public-Viewing mit über 250 Sitzplätzen geben. Trotz kleiner Preisanstiege soll das hessische Nationalgetränk weiterhin erschwinglich sein. Da scheinen sich die Wirtinnen und Wirte einig zu sein. Das sieht auch Uwe Schäfer so. "Apfelwein war für uns immer ein Volksgetränk und das soll bei Gott auch so bleiben", sagt der Mann, der in der kaufmännischen Leitung der Kelterei Possmann arbeitet. Possmann ist eine der vielen Familienbetriebe, die Apfelwein in der Region keltern und auch eine der bekanntesten. Seit 1881, in der fünften Generation, produziert Possmann Marken wie "Frau Rauscher" und "Adler Schoppen".

"Diesen Sommer erwartet uns ein süßer, vollmundiger Schoppen"

Die Folgen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine wirken sich auch auf den Betrieb bei Possmann aus. "Im Schnitt dürfte unser Apfelwein für den Verbraucher um 20 Cent teurer geworden sein", sagt Schäfer. Nach seiner Schätzung koste eine Flasche der Possmann-Apfelweine durchschnittlich 1,99 Euro im Supermarkt, vor der Preisanhebung um die 1,79 Euro. Eine moderate Erhöhung, wie er findet. Die letzte Preiserhöhung habe es im Februar 2023 gegeben, davor im gleichen Monat des Jahres 2021. Letztlich würden die Wirte und Händler den Endpreis für die Verbraucherinnen und Verbraucher festlegen, so Schäfer. Martin Heil, Vorsitzender des Hessischen Apfelweinverbandes und Geschäftsführer der Kelterei Heil musste seine Preise, wie viele Keltereien, ebenfalls erhöhen.

Über die genauen Endpreise in Gastronomie und Einzelhandel kann er wie Schäfer keine präzise Auskunft geben. "Sicherlich kann aber keiner die Kosten auffangen." Ursache für die Teuerung seien die hohen Energiekosten und gestiegene Preise in fast allen Einkaufsbereichen. "Besonders bei den Flaschen machte sich das bemerkbar", sagt Heil. Hier sieht er einen Kostenanstieg von 50 Prozent. Auch, weil Produzenten aus der Ukraine ausgefallen seien. Das habe für eine Verknappung auf dem Markt gesorgt. Auch wenn die Preise wohl in vielen Wirtschaften und Supermärkten leicht gestiegen sind, können sich die Frankfurterinnen und Frankfurter trösten. "Diesen Sommer erwartet uns ein süßer, vollmundiger Schoppen", sagt Schäfer.

Die letzte Saison sei gut gewesen. Dank der vielen Sonne seien die Äpfel klein, aber süß gewachsen. Was wohl Frau Rauscher, die Frankfurter Apfelwein-Legende zur aktuellen Situation sagen würde. "Frau Rauscher ist ein grundpositiver Mensch. Lebbe geht weider", ist sich Schäfer sicher. Vor allem, wenn am 3. Juni die Eintracht den DFB-Pokal nach Frankfurt holt.

Verwendete Quellen
  • Gespräche mit Kelterei Possmann und Kelterei Heil
  • Besuch in der Apfelweinwirtschaft Fichtekränzi, Frau Rauscher, Dax und der Lohrberg Schänke
  • Eigene Recherche
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