Mainz: Gaffer filmen Sterbenden und streamen dann live

Ein Carsharing-Auto hat zwei Fußgänger umgefahren. Ein Mann ist am Unfallort gestorben – und mehrere Passanten hielten schamlos die Kamera drauf.

Die Polizei ermittelt gegen mehrere Gaffer, die am Mittwochabend in Mainz einen sterbenden 55-Jährigen und eine schwer verletzte 41-Jährige gefilmt haben. Nach einem tödlichen Verkehrsunfall in der Mombacher Straße seien bereits vor Eintreffen der Einsatzkräfte Videoaufnahmen des Unfallgeschehens ins Internet gestreamt worden, teilten die Beamten mit.

Sogar noch nachdem die Feuerwehr am Unfallort eine Sichtschutzwand errichtet hatte, hätten mehrere Menschen weiter gefilmt. Ihnen sei es offensichtlich trotz des Schutzes gelungen, Aufnahmen der Unfallopfer und des Unfallfahrers live in soziale Netzwerke zu streamen. Laut SWR filmten sowohl Anwohner aus umliegenden Häusern als auch Besucher einer nahegelegenen Bar, während Rettungskräfte versuchten, den 55-Jährigen zu reanimieren.

Innenminister Ebling: "Sollten uns verdammt nochmal erinnern"

"Ich empfinde das als zutiefst niederträchtig", zitierte der Sender den rheinland-pfälzischen Innenminister Michael Ebling (SPD). "Wir alle sollten uns verdammt nochmal daran erinnern, dass man in solchen Situationen mit Anteilnahme bei einem Opfer ist und nicht zu gaffen oder das sogar aufzunehmen."

Die Polizei weist darauf hin, dass die Zurschaustellung einer hilflosen Person eine Straftat ist. "Die Strafandrohung beläuft sich auf bis zu zwei Jahre Freiheitsstrafe oder Geldstrafe", halten die Beamten fest. Auch das Teilen der Beiträge stehe unter Strafe.

Bei dem Unfall am Mittwochabend hatte ein 19-Jähriger mit einem Carsharing-Auto die beiden Fußgänger erfasst, als diese über die Straße gehen wollten, mehr dazu lesen Sie hier. Die beiden wurden durch die Luft geschleudert. Der 55-jährige aus Frankfurt am Main starb noch am Unfallort.