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Hamburg: Gymnasium setzt auf Wunsch der Schüler auf Unisex-Toiletten


Wunsch der Schüler
Hamburger Gymnasium setzt auf Unisex-Toiletten

t-online, André Lenthe

12.09.2022Lesedauer: 3 Min.
Schülerinnen und Schüler der 9. Klasse nutzen die Unisex-Toiletten: Seit Schuljahresbeginn gibt es sie am Friedrich-Ebert-Gymnasium.Vergrößern des BildesSchülerinnen und Schüler der 9. Klasse nutzen die Unisex-Toiletten: Seit Schuljahresbeginn gibt es sie am Friedrich-Ebert-Gymnasium. (Quelle: Andre Lenthe Fotografie)
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Immer mehr Schulen in Hamburg setzen auf Unisex-Toiletten. Auch das Friedrich-Ebert-Gymnasium gehört dazu. Der Antrag kam aus der Schülerschaft.

Das Friedrich-Ebert-Gymnasium im Stadtteil Heimfeld hat zum Start des neuen Schuljahres die Geschlechtertrennung auf zwei Toiletten aufgehoben. Dafür sind seit den Sommerferien zwei ehemalige Jungentoiletten in Unisex-WCs umgebaut worden. Inzwischen kommt das Projekt bei den Schülerinnen und Schülern, die vorher skeptisch waren, gut an. Die Initiative hatte der Rat der Schülerinnen und Schüler ergriffen.

"Toilette für alle", steht jetzt an den Türen der zwei ehemaligen Jungentoiletten, und an der Wand neben der Tür hängt das untypische Geschlechtersymbol – ein Piktogramm, das sich nicht entscheiden kann, ob es männlich oder weiblich ist.

Hamburg: Schülerzeitung brachte Diskussion um Unisex-WC auf

Alles begann mit einem Artikel in der Schülerzeitung "Die Glocke" im Januar 2021. Hier veröffentlichte Janne Brüggemann einen emotionalen Leitartikel zum Thema: "Geschlechterneutrale Toiletten – einfach und notwendig".

Sie habe gelesen, dass es in Berlin eine erste Schule mit geschlechterneutralen Toiletten gibt, in vielen Ämtern und anderen Bereichen gebe es gar keine geschlechtergetrennten Toiletten mehr. Dies sei doch eine gute Idee, auch für das Friedrich-Ebert-Gymnasium, und noch dazu einfach umzusetzen.

Rat der Schülerschaft erarbeitete Antrag

"Ich hasse es, in der Schule auf Toilette zu gehen. Werde ich komisch angeguckt, fühle ich mich unwohl, werde ich nicht komisch angeguckt, fühle ich mich ebenfalls unwohl, da die Menschen dann wohl denken, ich sei ein Mädchen. Ich würde mich deutlich wohler fühlen, wenn wir Toiletten hätten, die nicht gleich dein Geschlecht aussagen. Und ich bin mir sehr sicher, dass es vielen anderen auch so geht", schrieb die mittlerweile 17-Jährige weiter.

Ein Artikel, der auch Schulleiter Jörg Isenbeck bewegte und von vielen Lehrern gelesen wurde. Der Schulleiter zeigte den Schülerinnen und Schülern einen Weg auf, wie eine solche Toilette umgesetzt werden könne. Der Rat der Schülerinnen und Schüler übernahm die Initiative, erarbeitete einen Antrag an die Schulkonferenz.

Schulleiter unterstützt Initiative aus der Schülerschaft

"Auf Toilette zu gehen, ist ein Grundbedürfnis der Menschen. Doch auf welche Toiletten gehen Menschen mit einer nicht-binären Geschlechtsidentität, also Menschen, die weder männlich noch weiblich sind?", wurde in dem Antrag gefragt und gefordert: "Wir wollen bei uns an der Schule offene Toiletten für alle, Unisex-Toiletten." Gemeinsam mit dem Elternrat wurden Vorurteile ausgeräumt, der Antrag schließlich beschlossen.

"Wir haben über 850 Schülerinnen und Schüler, mit unterschiedlichsten sozialen, kulturellen und religiösen Erfahrungen – das nötigt uns Toleranz ab", sagt Isenbeck. "Die gleiche Toleranz haben auch die Lernenden verdient, die sich in ihrem biologisch oder soziologisch zugeschriebenen Geschlecht nicht wohlfühlen", erklärt er seine Unterstützung für die Initiative.

Auch weiterhin "geschlechtsspezifische Toiletten" an Gymnasium

In den Sommerferien wurden auch die kleineren baulichen Hürden überwunden und neue Kabinenwände eingezogen, und eine Tür als Abgrenzung zu den Pinkelbecken wurde eingebaut. Das Ganze war ein Aufwand von wenigen Hundert Euro, der aus dem pädagogischen Etat bezahlt wurde.

Man habe sich vorher mit den Schülerinnen und Schülern darüber verständigt, welche Toiletten umgebaut werden und die besten Voraussetzungen haben. Dass es jetzt zwei ehemalige Jungentoiletten getroffen habe, sei Zufall. "Wir haben aber auch noch ausreichend geschlechtsspezifische Toiletten", versichert der Schulleiter.

Schulbehörde fördert Bau von Unisex-Toiletten

Bei den Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums kommen die Toiletten mittlerweile gut an. "Manchmal war es in den Pausen auf den Mädchentoiletten total voll, während auf den Jungs-Klos die Kabinen nicht genutzt wurden", sagt beispielsweise die 15-jährige Luisa.

Das Ebert-Gymnasium ist damit zu einem Trendsetter geworden, denn auch die Schulbehörde unterstützt diesen Ansatz vor allem bei Neubauten. "Schulen, die sogenannte 'Hamburger Klassenhäuser' bekommen, entscheiden sich in der Regel für die Unisex-Variante", teilt Peter Albrecht, Pressesprecher der Schulbehörde, auf Anfrage mit. Alle Anlagen hätten getrennte Kabinen, auf Pissoirs wird dabei verzichtet. Als "Hamburger Klassenhäuser" wird ein modulares System für moderne Schulgebäude in Hamburg bezeichnet.

Janna Brüggemann sowie ihre Mitschülerinnen und Mitschüler sind jedenfalls zufrieden. "Der Erfolg habe gezeigt, dass man innen demokratisch in der Schule einiges umsetzen kann und Vorurteilen mit Argumenten erfolgreich entgegentreten kann", sagt die Schülerin der 12. Klasse.

Verwendete Quellen
  • Reporter André Lenthe vor Ort
  • Anfrage bei Pressestelle der Behörde für Schule und Berufsbildung
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