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Nackt-Streit an Uni Flensburg: Das steckt hinter dem Figuren-Eklat


"Überkommenes Frauenbild" oder Kunstfreiheit?
Nackt-Streit an Uni geht in nächste Runde

Von t-online, mtt

Aktualisiert am 16.09.2023Lesedauer: 3 Min.
Studierendenvertreterin Alina Jacobs: Sie will die umstrittene Figur auf Dauer zurück im Forum haben.Vergrößern des BildesStudierendenvertreterin Alina Jacobs: Sie will die umstrittene Figur auf Dauer zurück im Forum haben. (Quelle: Screenshot/instagram.com/alina.fl_)
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Erst wurde eine Plastik mit ausgeprägtem Becken aus dem Uni-Foyer entfernt. Dann gab es Protest – und jetzt ist sie wieder da. Zumindest vorübergehend.

Ist es zeitgemäß, die Skulptur einer nackten Frau im Foyer einer Universität auszustellen, quasi als "Empfangsdame", wie die Gleichstellungsbeauftragte der Uni Flensburg kritisierte? Oder ist es andersherum ein illegitimer Eingriff in die Kunstfreiheit, sie dort wegzuräumen?

Diese Frage ist in Flensburg immer noch nicht abschließend geklärt. Aber jetzt gibt es eine neue Wendung im Streit um die "Primavera" des Künstlers Fritz During: Die Bronze-Plastik steht erst einmal wieder an ihrem angestammten Platz im Oslo-Gebäude der Europa-Universität.

Uni Flensburg: Beschluss war "formal nicht korrekt"

"Das Präsidium hat den Beschluss aus dem Februar 2023 für nichtig erklärt, die Figur zu entfernen", teilte die Uni mit. Denn: Der damalige Beschluss sei "formal nicht korrekt" gewesen. Zur Begründung heißt es: "Das Präsidium war in dieser Frage nicht zuständig. Der Umgang mit der Skulptur hätte vom Gleichstellungs- und Diversitätsausschuss (GDA), der ein Unterausschuss des Senats ist, zunächst in den Senat eingebracht und dort diskutiert werden müssen."

Die vorübergehende Rückkehr der "Primavera" folgt also keiner grundlegenden Einigung, sondern einfach nur der Erkenntnis, dass das bürokratische Prozedere in dem Fall bisher offenbar fehlerhaft war. Monate, nachdem die Figur abgebaut worden war, soll daher nun der zunächst übergangene Senat einbezogen werden: Er wird in seiner Sitzung am 27. September diskutieren, wie es mit der Nackten weitergeht. "Auch die gesellschaftliche Debatte, die sich an der Figur entzündet hat, wird dort voraussichtlich Thema werden", kündigte die Uni an.

"Nicht alleiniges Sprachrohr für all die weiblichen Studierenden"

Die Debatte hatte im Sommer bundesweit hohe Wellen geschlagen, nachdem aus dem Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) harte Kritik am Abbau laut geworden war. Janko Koch aus dem AStA-Vorstand sprach von "Cancel Culture". Seine Kollegin Alina Jacobs, ebenfalls AStA-Vorsitzende, kritisierte zudem: "Der Gleichstellungs- und Diversitätsausschuss des Senats darf sich nicht als alleiniges Sprachrohr für all die weiblichen Studierenden an unserer Universität inszenieren."

Im Senat wird Jacobs nun auch eine Stimme haben, sie ist Mitglied des 25-köpfigen Gremiums. Gemeinsam mit 13 Lehrenden sind dort je vier gewählte Vertreter des Wissenschaftlichen Dienstes, aus Technik und Verwaltung sowie der Studierendenschaft stimmberechtigt.

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Wie der Streit um die "Primavera" im Senat schließlich ausgeht, ist offen. "Es ist eine Binsenweisheit, dass Gleichstellung nicht ohne Konflikte zu haben ist", erklärte stellvertretend für das Uni-Präsidium der Vizepräsident für Studium, Lehre und Digitalisierung, Jürgen Schwier. Man habe das Thema im wahrsten Sinne des Wortes zu schnell abgeräumt. Nun brauche es Zeit für eine interne und möglicherweise auch externe Debatte.

Stellungnahme zur "Primavera": Kein besonders originelles Motiv

Dabei auch eine Rolle dürfte eine Stellungnahme aus dem Institut für Ästhetisch-Kulturelle Bildung der Uni spielen. Bereits im Frühjahr 2022 hatte der Gleichstellungs- und Diversitätsausschuss diese erbeten. In ihr heißt es: Bei der Skulptur handele es sich um eine Allegorie auf den Frühling. Diesen in Personifikation einer Frau in gebärfähigem Alter darzustellen, sei kein sonderlich originelles Motiv. Vor allem aber wirke die Figur an ihrem prominenten Platz im Foyer des größten Gebäudes der Universität, als repräsentiere sie die "ästhetischen wie ethischen Werte, mit denen sich die Europa-Universität Flensburg darstellen möchte".

Daher empfehle man, die Plastik ("eine solide künstlerische Arbeit ihrer Zeit und ihres Entstehungskontextes") zwar weiterhin auf dem Gelände der Uni auszustellen, aber einen weniger zentralen Ort dafür zu wählen. "Zudem könnte darüber nachgedacht werden, neben der Plakette mit den Angaben zu Werk und Künstler auch Fragen an das Werk zu formulieren und ebenfalls am Sockel oder in der Nähe anzubringen. Diese könnten das zur Schau gestellte Frauenbild und die Rolle der Kunst in Bezug auf gesellschaftliche Wertvorstellungen problematisieren, ohne vorgefertigte Antworten zu präsentieren, wie das Werk zu deuten oder zu wertschätzen ist."

Verwendete Quellen
  • uni-flensburg.de: "Gartenplastik Primavera kommt vorläufig zurück"
  • shz.de: "Zoff um verbannte Nackt-Skulptur aus Uni Flensburg: Student startet Petition"
  • Eigene Recherche
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