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Hamburg: Alsterhaus von Insolvenz bedroht? "Für mich gibt’s da eh nichts"


Alsterhaus ade?
"Für mich gibt's da eh nichts"


29.01.2024Lesedauer: 3 Min.
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Uta Nolan mit Tochter Kate Nolan vor dem Alsterhaus: Die beiden Frauen vermeiden es, in das Kaufhaus zu gehen.Vergrößern des Bildes
Uta Nolan mit Tochter Kate Nolan vor dem Alsterhaus: Die beiden Frauen vermeiden es, in das Kaufhaus zu gehen. (Quelle: Nina Hoffmann)

Seit 1912 lockt das Alsterhaus in Hamburgs Innenstadt Fans von Luxusmarken und Edelware an. Nun ist die Zukunft des Kaufhauses ungewiss. Wie Hamburger, Kunden und Angestellte über die drohende Insolvenz denken.

Es ist Montagvormittag, im Alsterhaus trudeln vereinzelt die ersten Kundinnen und Kunden ein. Beobachtet werden sie von den Mitarbeitenden des Kaufhauses. Sie stehen aufrecht in ihren Läden, im schicken Kostüm oder Anzug. Das gedimmte Licht setzt die Markenware in Szene. Keine laute Musik dröhnt aus Boxen, jeder Kleiderstapel ist ordentlich sortiert. "Mir verschafft das ein Gefühl von Erholung", beschreibt Kundin Tina Mahnke ihren Bummel durchs Alsterhaus in Hamburg. Trotzdem sagt sie: "Das Konzept ist aus der Zeit gefallen."

Auf die Signa-Übernahme des Alsterhauses blickte Mahnke schon vor rund zehn Jahren skeptisch. Nun sieht sie sich bestätigt. Die KaDeWe Group GmbH hat laut Medienberichten Insolvenz angemeldet. Das könnte sich auch auf das Alsterhaus auswirken.

KaDeWe Group: "Luxus und Innovation" seit mehr als 100 Jahren

"Die ganzen Modernisierungsarbeiten gingen in meinen Augen nach hinten los", sagt Mahnke. Unpersönlicher, kühler, schlichter – so nehme die Hamburgerin das Kaufhaus im Vergleich zu früheren Zeiten wahr. Seit 40 Jahren lebt sie in der Hansestadt und besucht seitdem regelmäßig das Kaufhaus. Dass es schließen könnte, fürchtet sie nicht. Sie hoffe jedoch, dass sich am Konzept langfristig etwas ändert, damit das Alsterhaus auch in Zukunft bestehen kann. Unten eine Markthalle, oben Wohnungen oder ein Hotel – eine vielfältige Nutzung der Fläche halte sie für sinnvoll.

"Unser Herz schlägt für Innovation und Luxus – und das seit über 100 Jahren", heißt es auf der Webseite der KaDeWe Group. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter würden daran arbeiten, ein "außergewöhnliches Shopping-Erlebnis" zu schaffen. Im Alsterhaus ist das bereits seit 1912 die Aufgabe der Angestellten.

Alsterhaus: Ersetzt ein Hotel das Kaufhaus?

"Die Arbeit hier bereitet mir Freude", sagt eine Mitarbeiterin, die ihren Namen nicht nennen möchte. Sie ist seit mehreren Jahren als Verkäuferin im Alsterhaus tätig. Die Insolvenz bereite ihr keine Sorgen. Der Fachkräftemangel stärke ihr den Rücken. Sie erzählt, dass es immer mal wieder Gerüchte gebe, das Alsterhaus könne sich früher oder später in ein Hotel verwandeln. "Wir schauen, was kommt", sagt sie und lacht.

Gespräche mit weiteren Kolleginnen, die im Alsterhaus tätig sind, zeigen: Sie alle nehmen wahr, dass die Kundinnen und Kunden schwinden. Manche machen sich Sorgen um die Zukunft des Alsterhauses – weniger um die eigene. Angestellte würden vielerorts gesucht.

Während im Inneren des Alsterhauses Luxusmarken wie Burberry, Armani und Valentino über den Ladentisch gehen, sagt Uta Nolan draußen zu ihrer Tochter: "Das Alsterhaus mag ich nicht." Nolan ist mit ihrer Tochter und ihrem Enkelkind für einen kleinen Einkaufsbummel in die Stadt gefahren. Im Vorbeigehen tauschen sie sich über das Kaufhaus aus. Auf Nachfrage erklärt Uta Nolan: "Für mich gibt's da eh nichts."

Die Gründe: zu hohe Preise und Kleidergrößen, in die sich manche Menschen nur mit Luftanhalten hereinzwängen könnten. Schon als Kind sei sie mit ihrer Mutter durch das Kaufhaus geschlendert, "um mal zu schauen." Doch der gebotene Luxus spiele sich abseits ihres Geldbeutels ab. "Ich hätte auch das Gefühl, mich verkleiden zu müssen, um im Alsterhaus nicht aufzufallen", sagt die 56-jährige. Sie und ihre Tochter kehren dem Alsterhaus deshalb den Rücken.

"Ein Hauch der großen Welt"

Ein paar Plätzchen aus dem Alsterhaus gibt es dagegen für Ute Szameitat Mann. Von der kleinen Überraschung weiß er allerdings noch nichts. Die 66-Jährige, die eigentlich in der Nähe von Hannover lebt, war gestern bei einer Ballettaufführung in Hamburg. Vor ihrer Zugfahrt Richtung Heimat hat sie noch einen Abstecher im Kaufhaus eingelegt. KaDeWe und Alsterhaus haben sie schon immer fasziniert.

"In den 70ern war ich auf Klassenfahrt in Berlin, da ging es das erste Mal ins KaDeWe", erzählt sie und erinnert sich an die meterlange Käsetheke. "Da habe ich festgestellt, dass es mehr gibt als Gouda." Sie lacht. Die großen Warenhäuser seien für sie immer ein "Hauch der großen Welt" gewesen.

Heute muss man jedoch nur das Smartphone einschalten und kann sich mit wenigen Daumenbewegungen Edelwaren aus der ganzen Welt nach Hause holen. Ob Luxus-Kaufhäuser wie das Alsterhaus da auf Dauer bestehen können? Auch Szameitat vermag keinen Blick in die Zukunft zu werfen und macht sich stattdessen mit den Plätzchen im Gepäck auf in Richtung Bahnhof.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche vor Ort
  • Eigene Artikel bei t-online
  • alsterhaus.de: "Karriere"
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