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Hamburger Flüchtlingshelfer bekommen Todesdrohungen


Staatsschutz sucht Zeugen
Gastgeber von Geflüchteten bekommen Todesdrohungen

Von t-online, ads

Aktualisiert am 23.04.2022Lesedauer: 2 Min.
Thomas mit dem Drohschreiben, das am Ostersonntag im Briefkasten eingeworfen wurde: Der Staatsschutz hat Ermittlungen in der Nachbarschaft eingeleitet.Vergrößern des BildesThomas mit dem Drohschreiben, das am Ostersonntag im Briefkasten eingeworfen wurde: Der Staatsschutz hat Ermittlungen in der Nachbarschaft eingeleitet. (Quelle: Lenthe-Fotografie/Caroline Dobs)
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Weil eine Familie in Hamburg eine ukrainische Mutter mit zwei Kindern aufgenommen hat, wirft ihnen jemand einen Drohbrief in den Briefkasten. Überall im Ort tauchen "Z"-Graffiti auf. Nach dem Schock kommt die Solidarität.

In Hamburg-Bergedorf sucht die Polizei nach den Autoren eines Drohbriefs. Seit eineinhalb Monaten wohnt Olha mit ihren zwei Kindern bei Thomas und seiner Familie in Neuallermöhe in Hamburg-Bergedorf. Sie sind aus der Nähe von Lwiw nach Deutschland geflüchtet, um dem russischen Angriff auf die Ukraine zu entkommen.

Das Zusammenleben läuft gut, der gastgebende Familienvater ist selbst 1994 aus Lwiw über Stuttgart nach Hamburg gekommen, die Familie hängt sogar eine ukrainische Fahne auf – bis zum Ostersonntag.

Als Thomas mit Frau und Kindern von einem Kurztrip zurückkehrt, findet er ein Drohschreiben im Briefkasten. "Wenn du ein Echter Deutscher bist [...] raten wir dir; deine Gäste samt der Flagge in deren Auto zusetzen und ab mit denen Richtung Osten. Gefählt dir so eine Variante nicht, raten wir dir dasselbe zu machen"*, steht dort geschrieben. "Viel Zeit zum Überlegen hast du nicht, wir wissen wo du wohnst und arbeitest und vieles mehr".

Unbekannte drohen Familien mit dem Tod in Öfen der NS-Zeit

Dazu offenbar eine Holocaust-Analogie: "Den der nächste Winter kommt und wenn wir, dank den Untermenschen aus Osten und dir gleichen, Nachteile am unserem Leben haben werden dann werden wir die 'Öffen' dir seit 75 Jahre Außer betrieb sind wieder anfeuern. Genug 'Brennmaterial' haben wir ja"*.

Thomas ruft entsetzt die Polizei, Tochter Nadja bricht in Tränen aus, so etwas Entsetzliches habe sie noch nicht gelesen. Die ukrainische Familie bittet die Beamten, anderweitig untergebracht zu werden, um die Gastfamilie nicht in Gefahr zu bringen – doch das kommt für die Hamburger nicht in Frage: Olha bleibt also. Die Fahne nehmen sie dennoch vom Balkon, auf den Rat der Polizei hin, wie sie erzählen.

"Z"-Sprühereien und Drohbrief: Staatsschutz ermittelt in Hamburg-Bergedorf

Nun sucht die Polizei nach Zeugen – und nach der Person, die den Drohbrief geschrieben und bei Thomas' Familie eingeworfen hat. Der Staatsschutz ermittelt. "Die Ermittler haben dort Plakate aufgehängt und versuchen, damit Nachbarn anzusprechen, die möglicherweise verdächtige Beobachtungen gemacht haben", schildert ein Sprecher der Polizei Hamburg t-online. Dort wird die Tat auf den Zeitraum zwischen 14. und 17. April datiert.

Auch zahlreiche "Z"-Symbole in unmittelbarer Nähe des Hauses der Familie beschäftigen die Polizei: Sie sollen verstärkt über das Osterwochenende überall im Bezirk aufgetaucht sein. Sogar an einer Schule in Neuallermöhe prangt ein "Z", wie ein Reporter vor Ort festhält. Der Staatsschutz ermittle in mehreren Fällen wegen dieser Sprühereien, bestätigt der Polizeisprecher t-online.

Mit dem meist weißen "Z" kennzeichnen russische Truppen bei ihrer Invasion in die Ukraine ihre militärische Ausrüstung. Es ist daher zum Symbol für eine Befürwortung des Kriegs geworden und seine Verwendung in Deutschland kann strafbar sein.

Mittlerweile flattert die Ukraine-Fahne wieder über den Dächern der Reihenhaussiedlung. Zwar bleibe die Angst, aber "wir können uns aber auch nicht unterkriegen lassen", sagt Thomas. Und mit dem Symbol sind sie nicht allein: Viele Nachbarn solidarisieren sich, am Samstagnachmittag soll es eine Fahrraddemo durch das Viertel geben. Das helfe, den Schreck bei Thomas' als auch Olhas Familie zu verarbeiten.

* Orthographische Fehler wurden von der Redaktion nicht verbessert.

Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort
  • Gespräch mit der Polizei Hamburg
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