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"99 Cent Bar" in Hamburg: Wie die Kneipe ohne Heizung Kult wurde


20 Jahre auf dem Kiez
Wie die "99 Cent Bar" ohne Heizung zur Kultkneipe wurde

  • Markus Krause, Regio-Redakteur für Hamburg.
Von Markus Krause

Aktualisiert am 02.05.2022Lesedauer: 4 Min.
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Odin Janoske-Kizildag vor der "99 Cent Bar": Hier wird am Samstag Geburtstag gefeiert.Vergrößern des Bildes
Odin Janoske-Kizildag vor der "99 Cent Bar": Hier wird am Samstag Geburtstag gefeiert. (Quelle: Markus Krause/T-Online-bilder)

20 Jahre auf dem Hamburger Kiez sind eine lange Zeit: Odin Janoske-Kizildag betreibt seit zwei Jahrzehnten die "99 Cent Bar" auf St. Pauli. Warum das Konzept noch immer so erfolgreich ist.

Direkt hinter dem Hans-Albers-Platz, in der Gerhardstraße, liegt die "99 Cent Bar". In diesen Tagen steht ihr 20. Jubiläum an. "Every Drink 99 Cent! Guaranteed since 2002", steht auf einem Schild, das am Eingang hängt. Zu Deutsch: "Jedes Getränk für 99 Cents! Garantiert seit 2002".

Das Konzept des Ladens entstand, als Odin Janoske-Kizildag noch das "Rock Café" auf der Großen Freiheit betrieb. "Gegenüber, in der Großen Freiheit 36, fanden damals Studentenpartys statt, wo es alle Getränke für 99 Pfennig gab", erzählt er im Gespräch mit t-online.

Euro-Umstellung ebnete Weg zur "99 Cent Bar"

Für den Unternehmer war das aus kaufmännischer Sicht seinerzeit undenkbar. Erst nach der Umstellung auf den Euro beschäftigte er sich genauer damit.

"Weil es mit dem Euro dann mit einem Mal doppelt so viel war, habe ich mich hingesetzt und das Ganze durchgerechnet, wie viel die Gäste trinken müssen und wie das funktionieren kann." Und schon ein halbes Jahr nach der Eröffnung stellte er fest, dass er die Gewinnschwelle erreicht hatte.

Denn die Gäste würden ja nicht nur für 99 Cents pro Getränk trinken. "Die Leute wissen zu schätzen, dass man hier so günstig trinkt und gut unterhalten wird", sagt der 55-Jährige. "Und dann gibt es auch mal einen Fuffi oder sogar mal 100 Euro Trinkgeld."

Der Gast, der 100 Euro pro Musikwunsch zahlte

Wenn sich Janoske-Kizildag an die Anfänge erinnert, dann kommen einige kuriose Anekdoten zutage. Zum Beispiel ein Gast, der pro Musikwunsch 100 Euro bezahlte.

"Wir hatten ganz am Anfang eine Musikbox und da kam immer einer, der wollte da nicht sein Geld reinschmeißen. Stattdessen hat einen Hunderter hingelegt und gesagt: Spiel mal das und das."

Günstige Miete, weil die Heizung fehlt

Die Kneipe hat einen besonderen Charme. "Wir haben ja hier einen Laden gemietet, in dem es immer noch keine Heizung gibt. Hier gab es nie eine Heizung. Deswegen hat der Laden auch seinen Preis, und der ist günstig."

"Teilweise war es im Laden so kalt, dass die Musikbox nicht ging, weil sie eingefroren war. Auch die Kühlschränke und die Eismaschine haben nicht funktioniert, weil die Außentemperatur signalisiert hatte: Du hast genug Eis." Dann habe man die Getränke aus dem Kühlschrank geholt, um sie draußen zu lagern.

Corona-Pandemie war ein großer Dämpfer

Nach zwei Jahren voller coronabedingter Einschränkungen geht jetzt der Blick nach vorne. "Wir sind sehr froh, sehr erleichtert und sehr stolz darauf, dass wir diese zwei Jahre geschafft haben", sagt Janoske-Kizildag. Was er meint: Schon zu Anfang der Pandemie hatte er sich, gemeinsam mit seinem Geschäftspartner, das Ziel gesetzt: "Wir wollen die 20 Jahre vollmachen."

Für die große Geburtstagsparty hat sich der Kiez-Gastronom daher einen ganz besonderen Tag ausgesucht: Am Samstag fallen in Hamburg fast alle Corona-Maßnahmen weg. Für den Gastronomen gleich doppelt Grund zum Feiern: "Endlich fallen auch im letzten Hotspot Europas die Schranken." Die Vorfreude ist ihm anzumerken.

Die Lockerungen hält der 55-Jährige für "lange überfällig". Denn die Zeit, in der Clubs und Bars immer wieder schließen mussten, ist auch an dem Kiez-Wirt nicht spurlos vorübergegangen. "Im Prinzip mussten wir alle vier Wochen umdenken", sagt er.

Wie sich die "99 Cent Bar" verändert hat

Die sich ständig ändernden Auflagen des Hamburger Senats haben die Branche vor große Herausforderungen gestellt. Und sie haben sich auch direkt auf die "99 Cent Bar" ausgewirkt. Während hier früher fast ausschließlich getrunken wurde, hat Janoske-Kizildag durch die Pandemie das Konzept seiner Bar ändern müssen.

Dazu gehören inzwischen unter anderem wechselnde DJs, die in der "99 Cent Bar" am Wochenende für musikalische Unterhaltung sorgen. Auch nehme man, im Gegensatz zu früher, mittlerweile zwischen fünf und zehn Euro Eintritt.

Gleichzeitig werden aber auch höherpreisige Getränke, wie Havana Club, Sekt auf Eis, Aperol Spritz oder auch ein Glas Champagner angeboten. "Weil die Nachfrage einfach da ist", sagt der Gastronom.

Dennoch soll es auch weiterhin Getränke für kleines Geld geben. "Das ist ja unser ursprüngliches Konzept." Und das soll auch so bleiben, sagt er: Jeder, der zum Vorglühen oder auf einen Absacker vorbeikommen wolle, sei nach wie vor herzlich willkommen.

Geschichte der "99 Cent Bar" soll weitergeschrieben werden

So wie die vielen tollen Gäste, auf die Janoske-Kizildag anlässlich des 20-jährigen Jubiläums am Samstag hofft. "Ich freue mich auf viele Gesichter und ich freue mich auf ganz viele Getränke", sagt er.

Dafür hat er nach eigener Aussage "geile DJs" gebucht und will den Laden schön dekorieren. "Und dann gucken wir einfach mal, was passiert." Die Hoffnung ist groß, dass die Geschichte der "99 Cent Bar" weitergeschrieben wird.

Denn auch in Zukunft sollen hier noch viele Generationen feiern gehen können. Damit der Gastronom auch weiter behaupten kann: "Es gibt niemanden in Hamburg, der die '99 Cent Bar' noch nicht kennt."

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Odin Janoske-Kizildag
  • Eigene Recherchen
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