t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



Menü Icon
t-online - Nachrichten für Deutschland
HomeRegionalHannover

Hannover 96: So kam es zur Rivalität mit Eintracht Braunschweig | Derby


Vor dem Derby
Wie kam es zur Rivalität zwischen Hannover 96 und Eintracht Braunschweig?

  • Patrick Schiller ist t-online Regio Redakteur in Hannover.
Von Patrick Schiller

Aktualisiert am 10.09.2022Lesedauer: 4 Min.
Nachrichten
Wir sind t-online

Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.

Zum journalistischen Leitbild von t-online.
Der ehemalige 96er Marvin Ducksch und der frühere BTSV-Spieler Benjamin Kessel streiten sich (Archivbild): Beim Niedersachsen-Derby ist traditionell Feuer im Spiel.Vergrößern des Bildes
Der ehemalige 96er Marvin Ducksch und der frühere BTSV-Spieler Benjamin Kessel streiten: Beim Niedersachsen-Derby ist traditionell Feuer im Spiel. (Quelle: Joachim Sielski/imago sportfotodienst/Montage: U.Frey/t-online/imago images)

Am Samstag trifft Hannover 96 auf Widersacher Eintracht Braunschweig. Doch die Rivalität geht weit über den Fußball hinaus. t-online blickt auf die Historie.

Am Samstag steigt die 153. Pflichtspielausgabe zwischen der Eintracht aus Braunschweig und Hannover 96. Das Niedersachsen-Derby wird von Fans beider Lager mit Spannung erwartet. Auch die Polizei blickt angespannt auf die Begegnung.

Doch wie kam es eigentlich zur Rivalität zwischen den beiden Clubs? Welche Ereignisse halten sie am Leben und was ist zuletzt passiert?

Vor Hunderten von Jahren ...

Die Ursachen der Rivalität der beiden Fußballclubs, deren Städte nur rund 50 Kilometer voneinander entfernt sind, liegen tief in der Vergangenheit – und haben mit Fußball nichts zu tun. Denn der Sport war längst noch nicht erfunden, als Heinrich der Löwe Braunschweig im Jahr 1140 zur Hauptstadt des Herzogtums Sachsen kürte. Einige Jahrhunderte später, im Jahr 1636, wählte Herzog Georg von Calenberg dann jedoch Hannover zu seiner Residenz – die Hannoveraner herrschen plötzlich als Kurfürsten über die gesamte Provinz.

Durch ein Bündnis mit Frankreich versuchten sich die Braunschweiger Fürsten, ihre Macht zurückzuholen. Die Hannoveraner schlugen den Aufstand jedoch gewaltsam nieder. Die wirtschaftliche und kulturelle Konkurrenz blieb.

Besonders der Bau der Autobahn entlang Hannovers rückte Braunschweig in die zweite Reihe, berichtete Karl Heinz Schneider, Professor für Regionalgeschichte an der Universität Hannover im NDR. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs verlor die Stadt Braunschweig eigenes Land an den Zonenrand der jungen Bundesrepublik, Hannover wurde indes zur Landeshauptstadt des neu gegründeten Niedersachsen.

Bundesliga-Gründung: Braunschweig wird vorgezogen

Die Bundesliga begann im Jahr 1962/63 mit 16 Vereinen. Damals entschied eine fünfköpfige Kommission, welche Clubs zu den Gründungsmitgliedern gehören sollten. Die Wahl fiel unter anderem auf Hertha BSC Berlin, Werder Bremen, Borussia Dortmund – und auf die Eintracht aus Braunschweig. Hannover 96, in der 12-Jahres-Wertung vor den Braunschweigern, verfügte zwar über eine bessere finanzielle Aufstellung und mit dem Niedersachsenstadion über das größte Stadion im Land. Trotzdem entschied sich die Kommission für das Team aus Braunschweig.

Wieso? Bis heute heißt es, der damalige Braunschweig-Präsident Hoppert hätte beim DFB ein Stein im Brett gehabt, weil der als einziger Clubpräsident in Norddeutschland für die Einführung einer Norddeutschen Spitzenliga plädiert hatte. Eine offizielle Klage der Hannoveraner gegen die Lizenzvergabe wurde seitens des DFB abgelehnt.

"Das Wunder von Wuppertal"

Hannover 96 gelang später auf dem sportlichen Weg die Qualifikation für das Fußball-Oberhaus: In der Saison 1972/1973 war Hannover 96 jedoch bereits so gut wie aus der Bundesliga abgestiegen – ausgerechnet nach einer 2:3-Niederlage am 32. Spieltag gegen Eintracht Braunschweig. Am letzten Spieltag musste 96 beim Wuppertaler SV ran. Die waren zu diesem Zeitpunkt auf Platz drei der Bundesliga – eine Herausforderung. Doch 96 setzte sich durch, siegte mit 4:0 und zog damit am letzten Spieltag auch noch am Konkurrenten aus Braunschweig vorbei. Die mussten anstelle von 96 runter in die zweite Liga.

In den folgenden Jahren gab es immer weniger direkte Aufeinandertreffen: Nur selten gehörten beide Teams noch derselben Liga an. In den Saisons 1996/97 und 1997/98 musste Hannover 96 dann in der drittklassigen Regionalliga antreten. Dort spielten beide Vereine um die Meisterschaft. 1998 sicherte sich 96 die Drittliga-Krone durch einen Sieg im direkten Duell am vorletzten Spieltag und stieg kurz darauf in die zweite Liga auf.

Ein Schwein irrt durch Hannover

In besonderer Erinnerung bleibt auch ein Vorfall aus dem Jahr 2013: Damals irrte ein bemaltes Schwein mit Hannover-96-Schal durch die Innenstadt. Beinahe wäre das Tier vor ein Auto gelaufen. Die Täter hatten mit schwarzer Farbe das 96-Logo auf die linke Seite des Schweins gepinselt. Auf der rechten Seite prangte die Ziffer Eins – möglicherweise eine Anspielung auf den verstorbenen 96-Torwart Robert Enke.

Zuvor hatten ebenfalls unbekannte Täter in Braunschweig und Umgebung gelbe Holzkreuze mit der Aufschrift "B.T.S.V." (Braunschweiger Turn- und Sportverein) aufgestellt, wie die "Neue Presse" damals berichtete. Daraufhin initiierten Fans beider Vereine Bürgerwehren vor ihren Stadien.

Vor dem Spiel im Jahr 2014 hing ein totes Lamm am Zaun des 96-Trainingsgeländes. Es war mit den 96-Vereinsfarben besprüht, daneben hing ein Schild mit der Aufschrift "Am Sonntag geht euch Mistviechern die Luft aus."

Seitdem gab es in den vergangenen Jahren immer wieder auch sportliche Aufeinandertreffen. Besonders wegen heftiger Auseinandersetzungen zwischen Hooligans und Fans abseits des Platzes bewertete die Polizei die Spiele seit Jahren im Vorfeld als Hochrisikospiele.

"Tod und Hass dem BTSV"

Zuletzt hatte ein Banner der Hannover-96-Fans beim Auswärtsspiel in Rostock für Aufsehen gesorgt: Darauf war "Tod und Hass dem BTSV" zu lesen. Der DFB untersucht den Vorfall.

Empfohlener externer Inhalt
X
X

Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen X-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren X-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.

Für beide Teams geht es am Samstag um mehr als nur den Derby-Sieg: Hannover 96 könnte mit einem erneuten Sieg in die Spitzengruppe der zweiten Liga vorstoßen, für Braunschweig wäre der Sieg ein Befreiungsschlag im Tabellenkeller. Die Bundespolizei hat für den Bereich der Bahnhöfe zahlreiche Verbote ausgesprochen, zudem werden unweit des Stadions zahlreiche Straßen gesperrt. Auch ein zusätzlicher Sicherheitsbereich soll das Aufeinandertreffen beider Fan-Lager verhindern.

Verwendete Quellen
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website