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VW-Krise: Hannover-OB Belit Onay spricht Klartext


"Situation ist dramatisch"
Hannovers OB Onay warnt vor drastischen VW-Maßnahmen

Von t-online, tzo

13.09.2024Lesedauer: 2 Min.
imago images 0759507774Vergrößern des BildesEin Blick auf das Volkswagenemblem (Fotomontage): Der Konzern befindet sich in einer schweren Krise. (Quelle: IMAGO/Frank Hoermann/SVEN SIMON/imago)

Auch Hannovers Oberbürgermeister traf sich am Freitag mit Vorstandsmitgliedern des VW-Konzerns. Entwarnung konnte Belit Onay im Anschluss nicht geben.

An den niedersächsischen Standorten Hannover, Braunschweig, Wolfsburg, Salzgitter und Osnabrück liegen inmitten der Volkswagen-Krise die Nerven blank. Das bestätigt auch Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay am Freitag noch einmal: "Die Stimmung ist im Keller, die Leute machen sich zu Recht Sorgen", sagt er im Gespräch mit t-online über die Situation im Werk der niedersächsischen Landeshauptstadt.

Der 43-Jährige hat sich am Freitag gemeinsam mit weiteren Vertretern der niedersächsischen Städte, in denen Werke ansässig sind, und dem Personal- und Technikvorstand von VW getroffen. "Wir haben gesagt, dass wir noch einmal an Wolfsburg herantreten müssen – gerade in der aktuellen Debatte", so Onay zu den Beweggründen. "Die Situation scheint immer weiter emotional zu eskalieren."

Die gewünschte Entwarnung konnte Onay nach dem Gespräch allerdings nicht geben: "Im Ergebnis muss man sagen: Die Situation ist – so ist es uns auch vom Vorstand noch einmal bestätigt worden – sehr dramatisch für Volkswagen."

Hannovers OB: Werksschließungen weiter "inakzeptabel"

VW hatte Anfang September angekündigt, wegen der angespannten Lage seine Sparpläne zu verschärfen, und Kündigungen und Werkschließungen nicht länger ausgeschlossen. Die seit 1994 geltende Beschäftigungssicherung wurde aufgekündigt. Sollte es bis Mitte 2025 keine Einigung mit der Gewerkschaft über eine Neuregelung der Zukunftssicherung geben, droht VW mit Entlassungen.

Onay dazu: "Es ist sehr deutlich gemacht worden, von den Kolleginnen und Kollegen und von mir, dass wir das so nicht ohne Weiteres akzeptieren werden. Weder die Werksschließungen noch die Streichung von Arbeitsplätzen. Das hat vor Ort eine absolute Sprengkraft, die wir so nicht einfach tolerieren können."

Deshalb habe man die eigene Erwartungshaltung an den Konzern, mit der Situation verantwortungsvoll umzugehen und Strategien und Visionen zu entwickeln, im Gespräch mit den Vorstandsmitgliedern ausführlich dargelegt, so Onay weiter.

Ansätze sieht Onay insbesondere beim "extremen Kostendruck", zudem müsse sich VW an die Veränderungen am europäischen Automobilmarkt anpassen. "Da gibt es Aufgaben für unterschiedliche Ebenen – für die Politik, Berlin und Brüssel – Rahmenbedingungen und Klarheit zum Thema Automobil der Zukunft zu schaffen", erklärt Onay.

Onay moniert "Zickzack-Kurs" beim Thema E-Mobilität

Konkret hieße das, E-Mobilität nicht weiter "in einem Zickzack-Kurs zu beschädigen" oder den Ausstieg aus dem Geschäft mit Verbrennerfahrzeugen 2035 infrage zu stellen. Dies sei "tödlich" für jegliche Investitionsentscheidungen, die VW treffen will, ergänzt Onay.

Zudem sei etwa die Konkurrenz aus den USA groß. "Was dort bewegt wird an Zukunftsinvestitionen, ist in keinem Maß vergleichbar mit dem, was wir in Deutschland und Europa auf die Strecke bringen. Und das geht so nicht", sagt Onay. Dies führe dazu, dass hierzulande Arbeitsplätze abgebaut würden. "Das ist für uns ein massives Problem und von daher gibt es einen Handlungsdruck", so Hannovers Oberbürgermeister.

In weiteren Gesprächen mit dem VW-Vorstand wolle man daran arbeiten, die Krisensituation zu bewältigen. Nicht nur für VW, sondern auch für die daran gekoppelten Arbeitsplätze in der Zulieferindustrie. "Das sind nicht nur Zahlen, sondern da stehen Schicksale und Familien dahinter", sagt Onay. Immerhin habe man beim Treffen aber bekräftigen können, die "Hängepartie und Verunsicherung" schnell beenden zu wollen.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Oberbürgermeister Belit Onay
  • Frühere t-online-Artikel
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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