Auftritt in Hannover "Nicht entmutigen lassen": Merkel für Rede mit Applaus gefeiert

Ihre Rede findet großen Anklang: Der Auftritt von Altkanzlerin Angela Merkel beim evangelischen Kirchentag ist mit viel Applaus quittiert worden. Die Stimmung ist gut.
Die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat das Publikum beim evangelischen Kirchentag in Hannover mit ihrer Rede unter dem Motto "mutig, stark, beherzt" begeistert. Während ihrer Botschaft, vor dem Hintergrund des aktuellen Weltgeschehens in scheinbar ausweglosen Situationen nicht klein beizugeben, sondern nach Lösungen zu suchen, brandete immer wieder lauter Applaus auf.
Man solle sich "nicht entmutigen lassen", betonte Merkel immer wieder. "Wichtig ist, nicht zu sagen: Es hat sowieso alles keinen Sinn. Sondern mit dem Gottvertrauen, das uns die Bibel geben kann, das scheinbar Unmögliche möglich zu machen."
Im anschließenden Talk mit Anja Siegesmund, der Präsidentin des Evangelischen Kirchentags, stellte sie sich noch einigen Fragen aus dem Publikum. Auch dort wurden ihre Redebeiträge von warmem Applaus begleitet. "Ihr Beifall ist Musik genug, aber wir kriegen jetzt noch echte Musik", moderiert Merkel augenzwinkernd über.
"Wir schaffen das": Merkel verteidigt ihren Migrationskurs
Zuvor hatte sie gut zehn Jahre nach der Flüchtlingsbewegung von 2015 ihren Satz "Wir schaffen das" verteidigt. Der Satz sei ihr oft um die Ohren gehauen worden, sagte die CDU-Politikerin.
Bei dem Protestantentreffen bekam sie für ihre Haltung in der Migrationspolitik hingegen großen Zuspurch. In der kommenden Woche will eine von Friedrich Merz (CDU) geführte neue Bundesregierung deutliche Verschärfungen zur Begrenzung der Migration nach Deutschland umsetzen.
"Ich habe damals nicht gesagt, ich schaffe das", betonte Merkel. "Das war mein Vertrauen darin, dass es viele Menschen in Deutschland gibt, die in einer solchen Notsituation helfen. Und die gab es, und darauf können wir stolz sein. Lassen wir uns das nicht nehmen."
Sie habe auch gewusst, dass man nicht jeden Tag 10.000 neue Menschen aufnehmen könne, und man müsse bis heute besser werden darin, dass die, die kein Recht haben, in Deutschland zu bleiben, das Land wieder verlassen. "Aber die, die bei uns vor der Tür standen sozusagen, an der Grenze, die haben wir eben nicht abgewiesen, sondern aufgenommen."
Von Scholz bis Merkel: Kirchentag in Hannover setzt politische Akzente
Insgesamt umfasst der Kirchentag rund 1.500 Events an mehr als 60 Orten. Die Polizei stellte sich im Vorfeld auf rund 150.000 Besucher täglich ein, denn die Veranstaltungen in der Innenstadt – darunter große Konzerte etwa von Gentleman und Jupiter Jones – können auch ohne Ticket besucht werden. Zusätzliche Überwachungskameras, Drohnenverbote, Straßensperrungen und Poller gewährleisten die Sicherheit.
Am Mittwoch hatte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den Kirchentag bereits als einen Ort, an dem alles zur Sprache kommen könne, gewürdigt. Steinmeiers Rede folgte auf zwei parallel abgehaltene Eröffnungsgottesdienste. Auch die geschäftsführende Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hatte gesprochen.
Zu den weiteren Gästen des Kirchentags zählen neben Merkel der geschäftsführende Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sowie der frühere Bundespräsident Christian Wulff. Vertreter von AfD und BSW wurden nicht eingeladen.
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa