Hannover Gendern als Verfassungsauftrag? Stadt fühlt sich bestätigt
Seit knapp drei Jahren wird in der Verwaltung von Hannover gegendert - jetzt sieht sich die Stadt durch ein von ihr selbst in Auftrag gegebenes Rechtsgutachten bestätigt. "Sprache transportiert nicht nur Regeln, sondern formt und gestaltet gesellschaftliche Wirklichkeit", sagte Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) am Donnerstag. "Wir wollen mit der Anwendung der geschlechterumfassenden Sprache in der Stadtverwaltung Hannover sehr deutlich machen, dass wir jeden Menschen in der jeweiligen Geschlechtsidentität respektieren."
Das Gutachten mit möglicher Vorreiterfunktion für Kommunen stammt von Ulrike Lembke, Juraprofessorin an der Berliner Humboldt-Universität. Demnach ist die Verwendung des Gender-Sterns im Rahmen einer geschlechtergerechten Amtssprache "kein Fehler". Vielmehr sei diese Amtssprache inklusive Gender-Stern die "(überfällige) Verwirklichung zentraler Anforderungen an verfassungskonformes Verwaltungshandeln". Es gehe um das Grundrecht auf Gleichberechtigung und das Verbot der Geschlechtsdiskriminierung. Zunächst hatte die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtet.
Das Gendern ist umstritten. Kritiker sehen in Formulierungen wie "der*die Ingenieur*in" oder "liebe Kolleg:innen" eine Verhunzung der deutschen Sprache. Inzwischen haben jedoch zahlreiche Universitäten, Kommunen, Unternehmen sowie Medien Genderzeichen eingeführt.