Eingesperrtes Mädchen aus Attendorn Ermittlungen gegen Sachbearbeiterin eingeleitet
Nach sechs Jahren konnten Polizisten ein Mädchen befreien, das von ihrer Mutter eingesperrt wurde. Nun wird gegen eine Sachbearbeiterin ermittelt.
Neue Details im Fall des gefangengehaltenen Mädchens aus Attendorn: Nachdem schon früh Vorwürfe gegen das betreffende Jugendamt des Kreises Olpe laut wurden, ermittelt die Staatsanwaltschaft Siegen nun konkret gegen eine Sachbearbeiterin. Das berichtete die Deutsche Presse-Agentur. Die 66-Jährige soll demnach für den Fall zuständig gewesen, entscheidenden Hinweisen jedoch nicht nachgegangen sein.
Die Sachbearbeiterin, die mittlerweile im Ruhestand ist, wird verdächtig, sich der Freiheitsberaubung und Körperverletzung im Amt durch Unterlassen schuldig gemacht zu haben. So habe die Frau anonyme Hinweise und Briefe erhalten, die auf die Gefangenschaft des Mädchens hingewiesen hätten. Trotzdem sei die 66-Jährige den Informationen nicht nachgegangen und habe in dem Fall nicht weiter recherchiert.
Polizistin als Zeugin befragt
Laut dpa-Informationen habe die Staatsanwaltschaft auch eine Polizistin als Zeugin befragt. Diese sei im Oktober 2021 von der betreffenden Sachbearbeiterin kontaktiert worden. Die Beamtin hätte der Frau gesagt, dass ein "vager Hinweis nicht für eine Hausdurchsuchung reichen würde". Die Jugendamtsmitarbeiterin habe der Polizistin gegenüber dann angekündigt, eigenhändig in dem Fall recherchieren zu wollen. Dies geschah aber mutmaßlich nicht.
Erst ein knappes Jahr später kam wieder Bewegung in den Fall: Im September 2022 gab es erneute Hinweise, dass das Mädchen im Haus ihrer Großeltern von diesen und der eigenen Mutter versteckt gehalten werde. Die Polizei konnte das damals achtjährige Kind schließlich befreien. Weiterhin wird auch gegen Mutter und Großeltern ermittelt: Sie stehen im Verdacht, das Mädchen über sechs Jahre lang in dem Haus eingesperrt und von der Außenwelt ferngehalten zu haben.
- Eigene Recherche
- Nachrichtenagentur dpa