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Unheimliche Reise durch die Eifel: Gruselige Lost Places


Interview mit Reiseführer-Autorin
"In der Eifel gibt es viele verlassene Orte"

InterviewVon Nils Frenzel

Aktualisiert am 03.11.2023Lesedauer: 4 Min.
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Die Ortschaft Wollseifen (Archivbild): Sie diente als Truppenübungsplatz für den Häuserkampf.Vergrößern des Bildes
Die Ortschaft Wollseifen (Archivbild): Sie diente als Truppenübungsplatz für den Häuserkampf. (Quelle: imago stock&people/imago images)

In ihrem Buch "Lost & Dark Places Eifel" begibt sich Heike Pander auf eine unheimliche Reise. Im Gespräch mit t-online erzählt sie von Wrackteilen, gefallenen Soldaten und bedrückenden Wäldern.

Heike Pander hat einen Reiseführer der ungewöhnlichen Art geschrieben. In ihrem Buch "Lost & Dark Places Eifel: 33 vergessene, verlassene und unheimliche Orte" stellt die Autorin geheimnisvolle und manchmal auch tragische Geschichten aus der Eifel vor. Im Interview mit t-online erzählt sie von ihrer Recherche und bei welchem "Lost Place" sie sich selbst am meisten gegruselt hat.

t-online: Frau Pander, wie sind Sie auf die Idee zu dem Buch gekommen?

Heike Pander: Ich habe mich bereits im Jahr 2021, während der Corona-Pandemie, mit einer Kollegin über solch ein Buch ausgetauscht. Ich habe lange in Bonn gelebt und bin deshalb viel in der Eifel gewandert. Da kommt man an dem einen oder anderen interessanten Platz vorbei.

Ich fand die Geschichten hinter diesen Orten immer unheimlich spannend. Überall dort, wo Menschen gewirkt, wo sie gelebt, wo sie etwas geschaffen haben, gibt es eine Geschichte dazu. Ich habe dann mit meiner Agentur und meinem Verlag gesprochen, und mein Vorschlag stieß auf Zuspruch.

Würden Sie sagen, dass die Eifel mehr "Lost Places" als andere Regionen bietet?

Die Frage lässt sich nicht so einfach beantworten. Überall dort, wo Menschen gewirkt haben, gibt es vergessene und verlassene Orte. Aber die Frage ist ja auch immer: Was versteht man unter "Lost Places"? Sind es alte Fabrikhallen oder verlassene Flugplätze? Da ist in der Eifel verglichen mit anderen Standorten, wie zum Beispiel dem Ruhrgebiet, nicht so viel zu finden.

Aber da die Eifel schon sehr lange besiedelt ist und auch eine geologische, weit zurückreichende Geschichte hat, vor allem über den Vulkanismus, gibt es da schon sehr viele vergessene und verlassene Orte. Die Eifel ist in vielerlei Hinsicht einzigartig. Wenn Sie durch die Eifel streifen, dann finden Sie zum Beispiel in der Vulkaneifel unheimlich viele Maare (durch Vulkanismus entstandener "Trichter", der sich mit Wasser füllt, Anm. d. Red. ). Und der Laacher See hat beispielsweise auch ein düsteres Geheimnis, weil über dem See während des Zweiten Weltkriegs ein oder zwei Flugzeuge abgestürzt sind. Wrackteile liegen dort noch immer.

Welches ist Ihr liebster "Lost Place" aus dem Buch?

Jeder Ort hat etwas Spezielles. Nur ist es eben so, dass mich manche Geschichten mehr berühren als andere. Was ich zum Beispiel für mich während der Recherche sehr schwer fand, war die Gegend um Vossenack, Hürtgenwald und Simonskall, weil dort sehr viele Hinterlassenschaften aus dem Zweiten Weltkrieg zu finden sind.

Das fand ich während der Recherche sehr bedrückend. Andere Orte hatten eher etwas Fröhliches, zum Beispiel das alte Naturfreibad bei Dreistegen in der Monschauer Gegend. Das ist einfach eine sehr schöne Ecke. Einen fantastischen Blick über die Eifel hat man vom Lydiaturm in der Nähe des Maria Laacher Sees.

Wie sind Sie bei der Recherche vorgegangen?

Ich habe Ende 2021 angefangen, mit Menschen aus der Eifel zu sprechen. Dabei war von vornherein klar, dass die Gebiete, die von der Flutkatastrophe betroffen waren, wie beispielsweise das Ahrtal, Bad Münstereifel oder auch Schleiden, im Buch nicht vorkommen.

Mir war es auch ein Anliegen, mich im Buch auf den Vulkanismus zu beziehen, weil dieser uns heute noch das Mineralwasser beschert. Ich habe mich außerdem auf Orte konzentriert, die Menschen Einkommen verschafft haben. Zum Beispiel den Erzabbau, und habe geschaut, dass ich aus verschiedensten Epochen Themen identifizieren kann, die sich dann im Buch auch wiederfinden.

Zu allen Orten bin ich außerdem selbst hingefahren, manchmal mehrfach, weil ich aufgrund schlechter Witterungsbedingungen keine Fotos machen konnte. Zudem musste ich mir Gedanken über die Struktur machen. Die Orte im Buch sind nach Möglichkeit so beschrieben, dass sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sind.

Gab es kuriose Begegnungen oder Situationen?

Das war eine sehr angenehme Recherche. Ich hatte so gut wie keine negativen Begegnungen, bis auf die Tatsache, dass die Menschen teilweise ein bisschen skeptisch waren. Manche dachten wohl: "O Gott, da kommt wieder ein negativer Hau, der dieses Vorurteil gegenüber der Eifel bestätigt." Man wollte die schönen Seiten der Eifel nicht so sehr belasten, was ich auch gut verstehen kann. Aber das Thema des Buches ist eben Lost and Dark Places.

Wo haben Sie sich selbst am meisten gegruselt?

Im Buch finden sich Orte wieder, die sehr abgelegen sind. Wie zum Beispiel die Adenauervilla im Kammerwald bei Duppach. Bedrückend war der Wald um Simonskall mit den vielen getöteten Soldaten. Denn diese Kriegsjahre waren einfach eine grauenvolle Zeit. Da sind so viele Menschen in der Region gestorben. Noch heute werden dort Verstorbene aus dem Wald geborgen, das muss man sich einmal vorstellen.

Verwendete Quellen
  • Interview mit Heike Pander
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