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Köln: Urban Netways plant Express-Seilbahn nach Leverkusen


Nahverkehr der Zukunft?
Kölner planen Seilbahn-Express nach Leverkusen

Von Christopher Dröge

29.03.2021Lesedauer: 3 Min.
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Eine Seilbahn (Symbolbild): Urban Netways planen eine Verbindung zwischen dem Kölner Norden und Leverkusen.Vergrößern des Bildes
Eine Seilbahn (Symbolbild): Urban Netways planen eine Verbindung zwischen dem Kölner Norden und Leverkusen. (Quelle: Eyepix Group/imago-images-bilder)

Um die Lücken im Kölner Nahverkehr zu schließen, setzt ein lokales Planungsbüro auf Seilbahntechnik – und will eine Express-Bahn über den Rhein bauen. Kann man so dem Stau entschweben?

Zwei Jahre ist es her, dass die Idee vom "Rheinpendel" für Aufsehen sorgte: Das Konzept sah eine 33 Kilometer lange Seilbahnstrecke zwischen dem Süden und dem Norden Kölns, die im Zickzack die beiden Rheinufer miteinander verzahnen sollte, vor. Der Vorschlag für einen innovativen Ausbau des Kölner ÖPNV-Netzes kam damals von der Ratsgruppe GUT.

Während die Kölner Verwaltung eine Realisierung prüfen lässt, haben die "Rheinpendel"-Macher in der Zwischenzeit das Planungsbüro Urban Netways gegründet, um weitere Kommunen von Seilbahnen als Verkehrsmittel zu überzeugen und das Konzept weiterzuentwickeln.

"Das fiel damals in die Hochphase der Diskussion um einen U-Bahntunnelbau auf der Ost-West-Achse", erinnert sich Thomas Schmeckpeper, der an der Konzeption beteiligt war. Er war 2019 als Verkehrsreferent in der Ratsgruppe GUT aktiv und ist heute bei Urban Netways beschäftigt.

"Es ging letztlich darum, wie man mit dem Durchgangsverkehr umgeht, der auf der Ost-West-Achse gut 40 Prozent ausmacht. Wenn dieser sich reduzieren ließe, wäre auch die Notwendigkeit eines Tunnels neu zu diskutieren, so unsere Überlegung." Gesucht war daher eine "technische Option, die schnell realisierbar und umweltfreundlich ist, und mit dem man auch die Pkw-Pendler schon an den Stadtgrenzen abholen könnte".

Zukunftstechnologie Seilbahn?

Weltweit wird zunehmend das Potenzial von Seilbahnen als Verkehrsmittel erkannt. "Vor allem südamerikanische Städte sind Vorreiter", sagt Schmeckpeper, "denn dort ist der ÖPNV-Sektor nur schwach ausgebildet und stellt daher kaum Konkurrenz dar".

In La Paz in Bolivien findet sich das derzeit weltweit größte Seilbahnnetz, aber auch in Medellín in Kolumbien, in Mexico-Stadt oder in Ankara in der Türkei wurden unlängst städtische Seilbahnlinien in Betrieb genommen. Hierzulande sind in gut 100 Städten und Kommunen Seilbahn-Projekte in der Diskussion – darunter Berlin, München und Cottbus.

"Für Köln wird derzeit eine Fahrgastpotentialanalyse erstellt, deren Ergebnisse wohl im zweiten Quartal dieses Jahres veröffentlicht werden", weiß Schmeckpeper. Inzwischen wurde ein Ingenieurbüro mit der Machbarkeitsprüfung beauftragt, mit einem Ergebnis wird jedoch nicht vor Februar 2022 gerechnet.

Schmeckpeper und sein Team sind von den Vorteilen eines Seilbahnsystems überzeugt. "Der Bau geht wahnsinnig schnell, da kann man mit Monaten statt Jahren rechnen", sagt er. Pro Stunde und Fahrtrichtung sei die Beförderung von 2.500 bis 5.500 Fahrgästen möglich. "Auf der Straße würde man dafür im Zweiminutentakt fahrende Doppelgelenkbusse brauchen", so Schmeckpeper.

Billiger als Tunnel

Anhand von Durchschnittswerten errechneten sie für einen Kilometer Seilbahnstrecke inklusive den dazugehörigen Stationen Kosten von ca. 15 Millionen Euro. "Ein Tunnelbau kostet locker das 20-fache." Derweil entwickelt sich auch die Technik weiter: Schnellschaltweichen erlauben Kreuzungen, die ein On-Demand-System ohne Zwischenhalte denkbar werden lassen.

Für den Kölner Norden schlagen Urban Netways nun eine kleinere Version des "Rheinpendels" vor. Im Januar gaben Urban Netways eine Zusammenarbeit mit der Technischen Hochschule (TH) Köln bekannt, mit der die Gruppe gerade an zwei Projektstudien arbeitet.

Zum einen an einer Strecke in Jülich, zum anderen am "Rheinpendel Express": einer Basis-Version der großen Lösung, die den Kölner Norden über den Rhein an das Zentrum Leverkusens anbinden würde.

"Wir haben uns den Kölner Norden ausgesucht, weil der ÖPNV dort große Lücken aufweist", so Schmeckpeper. "Selbst bei der im Bau befindlichen neuen Leverkusener Brücke ist kein ÖPNV mit eingeplant."

Bei den politischen Instanzen vor Ort stießen die Seilbahnplaner auf offene Ohren. Inan Gökpinar, Fraktionsvorsitzender der SPD in der Bezirksvertretung Chorweiler, begrüßt die Idee als willkommene Ergänzung zur Leverkusener Brücke und der Langeler Fähre. "Ich bin mir sicher, dass sich so viele Pendler auffangen ließen, die von Leverkusen in unser Gewerbegebiet Feldkassel fahren", ist er überzeugt.

Auch auf der anderen Rheinseite zeigt man sich angetan. "Unser Straßennetz ist hochbelastet", so Daniel Capitain, persönlicher Referent des Oberbürgermeisters Uwe Richrath. "Darum sind wir an allen Ideen interessiert, die geeignet sind, die Leute aus ihren Autos und von den Straßen zu holen."

Als kritischer Punkt könne sich die Platzierung der Stationen erweisen: "Gerade im Zentrum, wo dichte Wohnbebauung vorherrscht, sind die Menschen schnell skeptisch, wenn man ihnen noch ein Verkehrssystem vor die Haustür setzt."

Deswegen konzentrieren sich Schmeckpeper und sein Team derzeit auf überschaubare Vorhaben wie den "Rheinpendel Express". "Man muss erst sehen, ob das System auch angenommen wird . Und wenn ja, kann man es erweitern und eine Vision entwickeln, wohin die Reise dieser neuen Verkehrsinfrastruktur hingehen könnte", sagt er.

Verwendete Quellen
  • Interview mit Thomas Schmeckpeper, Urban Netways
  • Aussagen von Inan Gökpinar, SPD im Kölner Norden
  • Aussagen von Daniel Capitain, Büro des Oberbürgermeisters Leverkusen
  • Eigene Recherchen
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