t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeRegionalKöln

Köln: Reemtsma-Entführer Drach macht sich über Prozess-Vorkehrungen lustig


Reemtsma-Entführer vor Gericht
Drach macht sich über Sicherheitsvorkehrungen lustig

Von dpa
Aktualisiert am 09.02.2022Lesedauer: 3 Min.
Thomas Drach (l) wird von SEK-Beamten in den Gerichtssaal im Landgericht gebracht: "Wie so eine Komödie."Vergrößern des BildesThomas Drach (l) wird von SEK-Beamten in den Gerichtssaal im Landgericht gebracht: "Wie so eine Komödie." (Quelle: Rolf Vennenbernd/dpa-bilder)
Auf Facebook teilenAuf x.com teilenAuf Pinterest teilen
Auf WhatsApp teilen

Für ihn werden Straßen gesperrt, SEK-Beamte begleiten ihn auf Schritt und Tritt: Die Vorkehrungen beim Prozess gegen den früheren Reemtsma-Entführer Thomas Drach sind hoch. Vor Gericht machte er Witze darüber.

Der frühere Reemtsma-Entführer Thomas Drach hat die Sicherheitsvorkehrungen im Prozess gegen ihn am Landgericht Köln mit einem Film des französischen Komikers Louis de Funès verglichen.

Der 61-Jährige ergriff am dritten Verhandlungstag etwas überraschend das Wort und kritisierte das Sicherheitsprogramm, dem er sich für das Verfahren unterziehen müsse. Drach wird eng von Polizisten begleitet.

Landgericht Köln: "Jetzt haben die mir den Gummizug rausgezogen"

Unter anderem habe er mittlerweile seine Hose gewechselt, "weil die mir hundertmal den Gürtel rein- und rausziehen", sagte Drach am Mittwoch. Nun trage er eine sportliche Hose, aber "jetzt haben die mir den Gummizug da rausgezogen".

Er halte das für "lächerlich". Auch seine Schuhe müsse er mehrmals an- und ausziehen. "Als wenn ich die da mit den Gummilatschen bewerfe", sagte Drach, der unter anderem wegen versuchten Mordes und besonders schweren Raubes angeklagt ist.

"Wissen Sie wie das ist?", fragte er Richter Jörg Michael Bern. "Wie so eine Komödie von Louis de Funès. Die Hosenscheißer-Brigade." Welchen Film er damit genau meinte, blieb zunächst unklar. In seiner Paraderolle in "Der Gendarm von Saint Tropez" (1964) überwachte Louis de Funès (1914-1983) mit einer Polizeibrigade einen FKK-Strand.

Drach bestreitet weiterhin Tatvorwürfe

Drach werden in dem Prozess Überfälle auf vier Geldtransporter in Köln, Frankfurt am Main und Limburg vorgeworfen. Er bestreitet die Vorwürfe. Ein mutmaßlicher Komplize ist mitangeklagt. Für den Prozess gelten hohe Sicherheitsvorkehrungen. Beobachter etwa werden vor Betreten des Saals zweimal überprüft.

Zu den Vorwürfen selbst will sich Drach nicht äußern. Das hatten seine Anwälte erklärt. Er werde von seinem Schweigerecht Gebrauch machen und weder zu seiner Person noch zur Sache Angaben machen. Die Anwälte hatten zudem vor dem Prozess erklärt, dass sie einen Freispruch erwarteten.

Es gebe keinerlei stichhaltige Beweise gegen ihren Mandanten. Auch der niederländische Mitangeklagte wollte keine Aussagen machen. Sein Anwalt nannte die Anklageschrift dürftig, sie enthalte keine belastbaren Beweise.

Zeuge schildert Überfall auf Ikea-Geldtransporter

Nach mehreren Unterbrechungen und Verzögerungen in dem Verfahren konnte das Gericht am Mittwoch erstmals einen Zeugen befragen. Es handelte sich um einen Polizisten, der als einer der ersten an einem der Tatorte eintraf – einer Kölner Ikea-Filiale, an der Ende März 2018 ein Geldtransporter überfallen worden war.

Der Beamte schilderte, wie sich das Geschehen damals dargestellt habe. Von Mitarbeitern der Sicherheitsfirma sei berichtet worden, dass ein Täter sie mit einer Maschinenpistole in der Hand überfallen habe. Er habe sie aufgefordert, einen Geldkoffer abzustellen.

Zudem habe er den Revolver eines Sicherheitsmitarbeiters an sich genommen. Anschließend sei er mit einem schwarzen Wagen geflohen. Eine erste Täterbeschreibung habe die Eckdaten umfasst: etwa 1,70 Meter groß, "leicht untersetzt", graue Mütze und Schal vor dem Gesicht.

Drach-Prozess: Sicherheitsverwahrung möglich

Ein Mitarbeiter der Sicherheitsfirma habe auf ihn einen geschockten Eindruck gemacht, sagte der Polizist als Zeuge. "Er war beeindruckt von der Situation."

Die Anklage wirft Drach vor, diesen Überfall begangen zu haben, bewaffnet mit einem Sturmgewehr des Typs AK-47. Sein Ziel seien die Tageseinnahmen des Möbelhauses gewesen. Das Bargeld habe er an sich genommen. Im Falle einer Verurteilung in dem Prozess steht für Drach neben einer hohen Freiheitsstrafe auch die Unterbringung in der Sicherungsverwahrung im Raum.

Schlagabtausch zwischen Kammer und Verteidigung geht weiter

1996 hatte der heute 61-Jährige den Erben der Hamburger Tabak-Dynastie Reemtsma, Jan Philipp Reemtsma, entführt und ihn später gegen Lösegeld wieder freigelassen. Für die Tat wurde er einst zu vierzehneinhalb Jahren Haft verurteilt. Anfang 2021 war er wegen des Verdachts auf die Überfälle in den Niederlanden festgenommen worden.

Der in der vergangenen Woche in Köln begonnene Prozess war zunächst von Unterbrechungen, Verzögerungen und Anträgen der Anwälte geprägt. Auch am Mittwoch dauerte es einige Zeit, bis die Befragung des ersten Zeugen beginnen konnte.

Der Schlagabtausch zwischen Kammer und Verteidigung setzte sich allerdings fort. Als sich der Polizist gesetzt hatte, mahnte der Verteidiger des Mitangeklagten umgehend an, er möge seine Maske abziehen. Richter Bern entgegnete: "Bitte nicht dazwischen rufen. Das ist ja schon in der Schule verboten."

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website