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Radsportlerin Lisa Klein vor der EM: "Olympiaform habe ich nicht"


European Championships in München starten
"Olympiaform habe ich nicht"

Von Christof Paulus

Aktualisiert am 10.08.2022Lesedauer: 5 Min.
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Lisa Klein bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio (Archivbild): In der Mannschaftsverfolgung war sie Teil des Teams, das Gold für Deutschland holte.Vergrößern des Bildes
Lisa Klein bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio (Archivbild): In der Mannschaftsverfolgung war sie Teil des Teams, das Gold für Deutschland holte. (Quelle: AFLOSPORT/imago-bilder)

EM statt Tour de France: In München will Olympiasiegerin Lisa Klein wieder glänzen. Für viele Sportler sind die Wettkämpfe in neun Sportarten eine einmalige Chance.

Einmal alle vier Jahre schaut die ganze Welt Turnen, Rudern oder Tischtennis. Bei den Olympischen Spielen können Sportler, die eine der oft Randsportarten genannten Disziplinen auf Weltklasseniveau betreiben, zu echten Stars werden. Die European Championships versuchen, das zu ergänzen: Dort finden zugleich Europameisterschaften in verschiedenen Sportarten in einer Stadt statt – wie bei einer kleinen Olympia-Ausgabe. So sind auch viele sonst selten beachtete Sportler plötzlich Teil eines großen Sportfestes.

Eine, der erst vor kurzem die Chance auf die große Bühne verwehrt blieb, ist Lisa Klein. Die vielseitige Radsportlerin – Olympiasiegerin auf der Bahn und Weltmeisterin auf der Straße – durfte nicht zur ersten Tour de France der Frauen seit 1989. Im Interview mit t-online spricht sie darüber, welche Bedeutung die Wettkämpfe in München für die Athleten haben, und warum es für sie und ihren Sport trotz verpasster Tour gerade schnell aufwärts geht

Frau Klein, in diesem Jahr fand zum ersten Mal seit über 30 Jahren wieder eine Tour de France der Frauen statt. Als amtierende Olympiasiegerin wurden Sie nicht von für das Rennen nominiert. Haben Sie die Enttäuschung schon überwunden?

Lisa Klein: Natürlich war ich enttäuscht, bei den Deutschen Meisterschaften zuvor hatte ich mich noch gut gefühlt.

Wie bereitet man sich nach so einer Entscheidung auf die nächsten Höhepunkte vor?

Die vergangenen Wochen war ich im Höhentrainingslager, habe Zeit bei meiner Familie verbracht und mich mental gut erholt. Dann habe ich mich Mitte Juli mit Corona infiziert, das war natürlich ein Rückschlag. Aber die Enttäuschung habe ich gut verkraftet, auch wenn ich erst verspätet wieder ins Training einsteigen konnte und die Rennen am Wochenende in Schweden absagen musste. Aber jetzt erwarte ich eine heiße EM.

Manche kommen schnell in Tritt nach einer Corona-Infektion, andere sind Wochen später noch neben der Spur. Wie ist Ihre Form jetzt vor der EM?

Aus medizinischer Sicht ist alles gut, doch ich konnte die Intensität im Training erst langsam steigern. Jetzt fahre ich mit wenig Rennvorbereitung nach München, starte zunächst in den Bahnwettbewerben. Das ist entscheidend, da wird sich die Form gleich zeigen. Wir sind eine gute Mannschaft, ich werde alles geben und sicher nicht schlecht fahren – aber die Olympiaform auf der Bahn habe ich nicht.

Bei der Europameisterschaft in München werden nicht nur Radwettbewerbe auf der Bahn, der Straße oder mit dem Mountainbike ausgetragen, sondern die Veranstaltung bringt wie bei den Olympischen Spielen mit der Leichtathletik, Tischtennis – oder auch Klettern – ganz viele Sportarten zusammen. Welchen Effekt erwarten Sie da für die einzelnen Sportarten, erhöht das die Aufmerksamkeit?

Ich finde das extrem toll und hoffe, dass viele Zuschauer in einer Großstadt wie München zu den Wettkämpfen kommen, gerade nach der Corona-Pandemie. Für die ist es sicher besonders schön, sich so viele Wettbewerbe in kurzer Zeit ansehen zu können. Und für uns ist das Besondere, dass es ein Heimwettkampf ist.

Und welche Bilanz ziehen Sie nach der Tour de France, die vor gut einer Woche zu Ende ging?

Es ist einfach genial, dass wir jetzt auch eine Tour haben, und auch aus medialer Sicht wurde das gut angenommen. Jeden Tag wurde richtig Radrennen gefahren, das Rennen bot hohes Niveau und spannende Wettkämpfe. Das wird sich sicher noch entwickeln, der Einstieg ist geglückt. Für mich ist das auch ein großes Ziel, am Start zu stehen. Ich durfte das Rennen bei der ARD drei Tage kommentieren, habe versucht, das Beste daraus zu machen – aber ich will lieber Radrennen fahren.

Nach den Bahnwettbewerben sind sie auch für das Einzelzeitfahren und das Straßenrennen nominiert. Beide Kurse sind überwiegend flach. Was erwarten Sie von den Wettbewerben auf der Straße – und wie sehen Ihre Ziele aus?

Ich finde die Kurse genial, ich freue mich darauf. Ich gehe davon aus, dass das Straßenrennen eher etwas für die Sprinterinnen ist, aber dort hat man bei der Tour gesehen: Lorena Wiebes aus den Niederlanden ist so überlegen, die wollen wir nicht bis zur Ziellinie bringen, um dann übersprintet zu werden. Wir stimmen uns bei der Taktik natürlich ab, wer von uns die stärkste Sprinterin ist, aber wir wollen es nicht auf einen Massensprint ankommen lassen und das Rennen schwer machen. Und für das Zeitfahren bin ich guter Dinge, auch nach der Infektion sollten die Wettbewerbe gut klappen.

Das Besondere an den Straßenrennen ist die Landschaft – die für ein Meisterschaftsrennen ungewöhnlich schön ist. Die Männer passieren den Walchensee und fahren kurz durch die Alpen, Sie werden im Frauenrennen über Ammersee und Starnberger See nach München fahren. Ist das etwas, worauf Sie sich freuen – oder nimmt man im Rennen eh wenig davon wahr?

Nur am Anfang, wenn das Feld sich noch einrollt. Aber im Rennen ist man deutlich angespannter als im Training, das ist etwas anderes als eine Radtour. Ich habe in der Gegend schon trainiert, das ist landschaftlich wirklich traumhaft – aber da bekommt man im Rennen sicher nichts von mit. Man kann ja nicht einfach durch die Gegend schauen, sondern muss sehen, wie man das Rennen mitgestalten kann.

Bei Ihnen persönlich steht – auch bedingt durch die Enttäuschung nach der Nicht-Nominierung für die Tour de France – ein Teamwechsel an, Sie werden das deutsche Team Canyon-Sram Ende des Jahres verlassen. Wie ist der neueste Stand auf dem Transfermarkt?

Ja, es steht schon fest, dass ich gehe, aber wohin, ist noch nicht offiziell. Daher muss man sich da noch ein wenig gedulden, da möchte ich vorher noch nicht reinfunken. Ich sehe das als eine neue Chance und freue mich darauf.

Die Bahnwettbewerbe mit Ihnen als amtierender Olympiasiegerin starten bereits am Donnerstag. Das Team im Vierer fährt in der Besetzung, die vergangenes Jahr Gold in Tokio geholt hat?

Ja, die Startformation ist die gleiche wie bei den Olympischen Spielen, mit Mieke Kröger, Lisa Brennauer, Franziskia Brauße und mir.

Und wie sehen Sie die Chancen?

Natürlich sind wir Favoritinnen als Titelverteidiger und ich denke, dass unser Vierer eine gute Form hat. Da bin ich vielleicht noch diejenige, die am ehesten schwächeln könnte – aber man fährt ja als Team und nicht gegeneinander. Deshalb denke ich, dass wir sicher ganz oben stehen könnten. Aber es wird schwierig, im Weltcup hat man gesehen, dass die Italienerinnen und die Französinnen auch gut und schnell fahren werden. Es muss alles passen, aber ich glaube daran.

Olympiasiegerin Lisa Klein mit ihrer Goldmedaille (Archivbild): Diese holte sie 2021 in Tokio.
Olympiasiegerin Lisa Klein mit ihrer Goldmedaille (Archivbild): Diese holte sie 2021 in Tokio. (Quelle: BeckerBredel/imago images)

Zur Person

Radsportlerin Lisa Klein (26) stammt aus dem Saarland und ist sowohl bei Straßenrennen als auch auf der Bahn erfolgreich. Sie ist Weltmeisterin im Mannschaftszeitfahren und der Mixed-Staffel auf der Straße und Olympiasiegerin in der Mannschaftsverfolgung auf der Bahn. Seit 2018 hat sie einen Profivertrag bei der deutschen Mannschaft Canyon-Sram, sie gehört zu den starken Klassikerfahrerinnen und ist Zeitfahr-Spezialistin.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Lisa Klein
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