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Münder Kinderkrankenhäuser am Limit – jetzt müssen erste Operationen verschoben werden.


"Es kommen mehr Kinder, als wir aufnehmen können"


25.11.2022Lesedauer: 3 Min.
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Bei einem kranken Kind wird das Fieber gemessen (Symbolbild): Aktuell leiden besonders viele Kinder in München unter dem RS-Virus.Vergrößern des Bildes
Bei einem kranken Kind wird das Fieber gemessen (Symbolbild): Aktuell leiden besonders viele Kinder in München unter dem RS-Virus. (Quelle: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa/Symbolbild/dpa)

Derzeit stecken sich viele Kleinkinder in München mit dem RS-Virus an und landen teilweise auch im Krankenhaus. Die Kinderstationen arbeiten am Limit.

Infektionen mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) verlaufen oft als harmlose Erkältung. Gerade für Säuglinge und Kleinkinder kann das Virus aber lebensbedrohlich werden. Viele Kinder mit RSV werden deshalb deutschlandweit in Krankenhäusern behandelt, müssen teils mit Sauerstoff versorgt und überwacht werden. So viele, dass die Krankenhäuser an ihre Grenzen kommen. Das gilt auch für die Kliniken in München.

"Es kommen deutlich mehr Kinder mit RSV als sonst", berichtet Johannes Hübner, stellvertretender Klinikdirektor und pädiatrischer Infektiologe des Dr. von Haunerschen Kinderspitals. Es handele sich aber nicht um ein lokales, sondern gar um ein weltweites Phänomen.

Ein Problem mit mittlerweile dramatischen Auswirkungen: "Im Moment kommen mehr betroffene Kinder, als wir aufnehmen können", so Hübner. Dabei gebe es immer wieder Schwankungen.

Kind lag 36 Stunden in der Notaufnahme

In dieser Woche sei es am Mittwoch und Donnerstag besonders schwierig gewesen. "Gestern ging gar nichts mehr", so Hübner. Ein Kind habe 36 Stunden in einem Bett in der Notaufnahme gelegen, weil kein Bett frei war, auch nicht in anderen Kliniken in der Umgebung. Das betroffene Kind sei während dieser Zeit aber selbstverständlich überwacht und versorgt worden.

Trotzdem ist es ein Albtraum für Eltern: Mit einem kranken Kind von Klinik zu Klinik fahren oder stundenlang in der Notaufnahme warten. Dies ist aktuell jedoch keine Seltenheit. Das Dr. von Haunersche Kinderspital sei täglich im Austausch mit den anderen Münchner Kliniken, sagt Hübner. Die Situation sei überall ähnlich, was es besonders schwierig macht. "Ein Kind, das mit Sauerstoff versorgt werden muss, zu transportieren, ist ohnehin schon schwer", so der Infektiologe. Im Moment gehe auch das aber oft nicht, weil nirgendwo freie Betten zu finden seien.

Ähnliches berichtet München-Klinik, mit den fünf Kliniken Bogenhausen, Harlaching, Neuperlach, Schwabing und Thalkirchner Straße. "Aktuell sind nahezu alle Betten belegt und die Krankenhäuser helfen sich daher gegenseitig mit Übernahmen aus", heißt es von dort. Das sei aus den Vorjahren bekannt und auch in Spitzenzeiten normalerweise ein funktionierendes System.

Das macht die Lage so problematisch

"Dass auch außerhalb von Spitzenzeiten verfügbare Betten temporär knapp werden, ist einerseits durch den Pflegemangel in Deutschland und andererseits durch Fehlanreize im Finanzierungssystem zu erklären", so München-Klinik.

Die Gründe für die dramatische Lage in den Kinderkrankenhäusern sind vielfältig. Zum einen gibt es aktuell besonders viele infizierte Kinder und das RKI erwartet in den kommenden Wochen weiter steigende Zahlen. Prof. Hübner geht davon aus, dass dies auch an einem Nachholeffekt liegt.

Fast jedes Kind mache in den ersten zwei Jahren eine Infektion mit dem RS-Virus durch und entwickele dadurch Antikörper, so Hübner. Durch die Corona-Maßnahmen sind Kinder in den letzten Jahren aber kaum mit den Viren in Kontakt gekommen. Aber auch der Pflegenotstand treffe Kinderkrankenhäuser besonders stark.

Medizinische Versorgung beeinträchtigt

Der Klinikdirektor des Dr. von Haunerschen Kinderspitals Prof. Dr. Christoph Klein weist darauf hin, dass Deutschland in den vergangenen Jahren die Zahl der pädiatrischen Betten reduziert habe. Im Zuge der Reform der Pflegeausbildung sei zudem die Ausbildung zur Kinderkrankenschwester abgeschafft worden.

Bellend, pfeifend, juchzend, rasselnd: Husten bei Kindern
Bei Atemnot sollten Eltern sofort handeln. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Bei diesen Anzeichen sollten Eltern alarmiert sein

Kinder leiden im Winter häufig unter Erkältungen. Alarmiert sollten Eltern laut Johannes Hübner, pädiatrischem Infektiologen des Dr. von Haunerschen Kinderspitals in München sein, wenn die Kinder merkbar angestrengt oder schneller als gewöhnlich atmen. Zeichen für eine Atemnot seien beispielsweise Einziehungen der Haut oberhalb des Brust- oder Schlüsselbeins oder auch an den Nasenflügeln.

Besonders schwerwiegend sei aktuell der Mangel an ausgebildeten Pflegekräften, insbesondere in den Ballungszentren wie München, so Klein. "Kinderkliniken können daher oft keine Kinder mehr aufnehmen, obwohl es eigentlich leerstehende Betten gibt. Ähnliche Probleme haben andere Kinderkliniken in Bayern – das führt zu einer deutlichen Beeinträchtigung der medizinischen Versorgung".

Das Dr. von Haunersche Kinderspital hat inzwischen angefangen, nicht dringend nötige Behandlungen oder Operationen, wenn möglich, zu verschieben. Dies sei aber immer eine Einzelfallentscheidung, betont Prof. Hübner.

Wenn Eltern unsicher und besorgt sind, sollten sie sich laut Hübner am besten zunächst an einen niedergelassenen Kinderarzt oder eine Notfallpraxis versuchen. Kinder mit Vorerkrankungen sollten aber auf jeden Fall ins Krankenhaus gebracht werden.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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