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Bär tötet Schafe in Bayern: "Gehe nur noch mit einem Pfefferspray in den Wald"


Bär tötet zwei Schafe in Bayern
"Ich gehe nur noch mit Pfefferspray in den Wald"


Aktualisiert am 20.04.2023Lesedauer: 3 Min.
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Ein Bär im Wald in Bayern (Symbolbild): Eines der Tiere hat nun zwei Schafe in der Wildnis getötet.Vergrößern des Bildes
Ein Bär im Wald in Bayern (Symbolbild): Eines der Tiere hat nun zwei Schafe in der Wildnis getötet. (Quelle: Wirestock/imago-images-bilder)

Wie viele wilde Raubtiere verträgt die Natur? In den Alpen wird der Alarm vor Bärenattacken immer lauter. Ein neuer Fall dürfte die Debatte weiter befeuern.

Der Bär scheint näher zu kommen: Nach der tödlichen Attacke auf einen Jogger in Norditalien häufen sich nun auch die Spuren in Bayern. Am Wochenende wurde ein Braunbär in den Bergen gesichtet, nun bestätigt das Landesamt für Umwelt einen Bären-Angriff auf Schafe in der Nähe von Oberaudorf bei Rosenheim, bei dem zwei Tiere starben und eines verletzt wurde. Die Menschen in der Region beginnen nun, sich vorzubereiten.

"Ich gehe nur noch mit einem Pfefferspray in den Wald", beklagt die Pächterin der bei Ausflüglern beliebten Ackernalm unterhalb des Sonnwendjochs. Sie liegt unweit von Bayrischzell auf der Tiroler Seite. Als Jägerin habe sie die Bärentatzen im Schnee schon mehrfach in der Nähe ihrer Rotwildfütterung gesehen, sagt sie auf Anfrage von t-online. Ihr Name sollte aber nicht genannt werden, sagt sie. "Da dies zurzeit alles sehr hochgeputscht wird, zumal bei uns im Grenzgebiet schon im letzten August die Schafrisse durch Bären waren", erklärt die Bäuerin. Sie wisse, "dass bei uns mehrere Bären da sind".

Bärenspuren in Bayern sind nichts Neues

Im Tal bei Landl habe es Spuren direkt bei einem Wohnhaus gegeben, berichteten Tiroler Jäger vergangenes Jahr Hajo Gruber. Er ist im Inntal auf deutscher Seite Bürgermeister von Kiefersfelden. "Dieser Bär im Thiersee-Tal, der dort schon länger verortet wird, war noch nie auffällig", sagt Gruber im Gespräch zu t-online. "Er hat sich noch nie einem Menschen genähert". Im Freistaat werden immer mal wieder Spuren von einzelnen durchwandernden Bären gesichtet, eine dauerhafte Ansiedlung wird nicht erwartet.

Grundsätzlich aber könne ein Bär natürlich gefährlich werden, betont Gruber, denn gezeigt hätten dies die Meldungen aus Trentino mit der Bärenattacke auf einen Jogger. Deshalb habe er Mitarbeiter des zuständigen Landesamtes für Umwelt (LfU) eingeladen, um sich ein eigenes Bild über die Situation vor Ort zu machen. "Besser denken, als Panik machen", sagt Gruber am Ende des Gesprächs.

Nicht so gelassen sehen die politisch Handelnden den Nachweis eines Bären im Landkreis Miesbach. Hier sind vor allem die Almbauern in großer Sorge. Nach den Wölfen nun der Bär, der nach Beute sucht. Das sei auch für Naturfreunde ernstzunehmen, mahnt Miesbachs Landrat Olaf von Löwis. Sie sollten sich vor einem Ausflug in die Berge über die richtigen Verhaltensweisen bei einem Zusammentreffen mit einem großen Beutegreifer rein vorsorglich informieren.

Was man tun sollte, wenn ein Bär auftaucht

"Von einer pauschalen Entnahme eines jeden durchziehenden großen Beutegreifers halte ich jedoch nichts. Tatsächlich muss aber der Bestand von allen großen Beutegreifern – da mache ich keinen Unterschied zwischen Wolf, Luchs und Bär – sinnvoll reguliert werden. Auffällige Tiere, die sich beispielsweise dem Menschen nähern, müssen schnellstmöglich und ohne große Bürokratie entnommen werden dürfen", so von Löwis auf Anfrage von t-online. Ähnliches fordert sein Garmischer Amtskollege Anton Speer von den Freien Wählern.

Von Löwis indes wolle sich "dazu weiterhin eng mit den Landräten der Alpenlandkreise abstimmen". Eines müsse allen klar sein: "Mit einer Population von Wölfen oder Bären wird sich die Kulturlandschaft unserer Alpen radikal verändern; Almen werden nicht mehr bewirtschaftet werden, kleinbäuerliche Landwirtschaft, wie sie in jeder Sonntagsrede gefordert wird, wird es nicht mehr geben, Berge werden verbuschen, geschützte Tier- und Pflanzenarten werden aussterben und Bergsport wird nur noch eingeschränkt möglich sein", so von Löwis in seiner Einschätzung.

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"Diesen nachgewiesenen Bären kennt man", sagt die Wildbiologin Christine Miller vom Verein "Wildes Bayern" in Miesbach. "Im vergangenen Jahr kam es auch zu Schafrissen". Denn das Mangfallgebirge sei einfach "ein wunderbarer Wanderkorridor für Bären". Deswegen sei es nicht verwunderlich, dass Bären auf ihrer Wanderschaft immer wieder bis ins Inntal gelangen, wo sie wegen des reißenden Flusses nicht weiterkönnten.

Wann ein Bär in Bayern geschossen werden müsste

Für Miller sind die entdeckten Bärenspuren im Schnee zunächst kein Grund zur Besorgnis. "Was man aber absolut tun muss, ist, Losungen genetisch zu analysieren. Sollte es irgendwo Zwischenfälle geben, kann man einen bestimmten Bären als Verursacher nachweisen". Man müsse wirklich zwischen "guten und bösen Bären unterscheiden können".

Dafür sei ein genaues Monitoring notwendig, fordert Miller. Hier würde sich die Staatsregierung bisher aber "erfolgreich verweigern". Wenn ein Problembär ausfindig gemacht werde, müsse dieser allerdings entnommen werden. "Dies aber rettet unauffälligen, scheuen Bären das Leben. Davon hängt die Akzeptanz eines Bären hier ab".

Verwendete Quellen
  • eigene Recherchen
  • Gespräch mit Hajo Gruber
  • Gespräch mit Christine Miller
  • Anfrage an Olaf von Löwis
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