Unterhaching: Unfall vor Schule – Gemeinde sperrt rigoros Elterntaxis aus

Jahrelang hat kein Appell an die Eltern etwas genutzt. Nach einem tödlichen Unfall greift die Gemeinde Unterhaching jetzt radikal durch.

Erst Blitzer, dann eine Schranke gegen rücksichtslose Eltern: Die Gemeinde Unterhaching will endlich der vielen Elterntaxis Herr werden.

Jeden Morgen gibt es Verkehrschaos an Lise-Meitner-Gymnasium und Jahnschule. Die Eltern würden ihre Kinder "quasi bis zum Türrahmen fahren", zitierte die "tz" am Donnerstag eine Äußerung von Polizeichef Siegfried Graf im Gemeinderat. Insbesondere die motorisierten Fahrzeugführer würden "konsequent ihre Interessen durchsetzen wollen", sagte laut "Süddeutscher Zeitung" Sascha Monger von der Verwaltung.

Tödlicher Unfall vor der Schule

Was im schlimmsten Fall passieren kann, wurde vergangene Woche deutlich. In der engen Straße direkt vor dem Lise-Meitner-Gymnasium kam ein Mensch ums Leben. Ein DHL-Fahrer hatte trotz Rückfahrkamera und Beifahrer eine Frau übersehen und überfahren. Schüler leisteten noch erste Hilfe, aber die 79-Jährige starb am Unfallort.

Den Unfall nimmt die Gemeinde nun zum Anlass, um rigoros durchzugreifen. Auch weil alle Appelle in der Vergangenheit nichts genützt hatten: Obwohl es eine Wendeschleife gibt, wo die Eltern ihre Kinder bequem rauslassen könnten, fahren viele auch noch die letzten 100 Meter in den eigentlich verkehrsberuhigten Bereich weiter. Und dann müssen sie, um wieder herauszukommen, umständlich rangieren – an einer Stelle, wo Kinder aufgrund der beengten Verhältnisse auf der Fahrbahn laufen.

Unterhachings Bürgermeister: "Der fährt erst mal nicht mehr Auto"

Unterhaching zieht daher jetzt die Reißleine. Stufe eins: Zuerst wird geltendes Recht konsequent umgesetzt. Verkehrsberuhigt heißt nämlich, dass nur Rollen im Standgas erlaubt ist. Die Polizei werde dies ab sofort mit stationären Blitzern radikal kontrollieren, hieß es. Was das bedeutet, machte Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD) deutlich: "Wer dort 30 fährt, fährt erst mal nicht mehr mit dem Auto."

Stufe zwei: Bis Mitte November will Unterhaching nur noch Anwohnern, Rettungsdiensten, Polizei, Ver- und Entsorgungsfahrzeugen sowie Lehrer und Lehrerinnen erlauben, bis vor die Schule zu fahren. Dazu sollen Schilder aufgestellt werden.

"Ein paar Meter für eure Kinder sind absolut zumutbar"

Als dritte Stufe plant die Gemeinde bis zum Frühjahr 2024 zudem eine Schranke. Eine Kamera erfasst dann die Kennzeichen der Autos, die Schranke öffnet sich nur, falls sie berechtigt sind. Bürgermeister Panzer: "Das funktioniert an jedem italienischen Campingplatz, wir kennen das auch von den Mautstellen."

CSU-Fraktionschef Korbinian Rausch unterstützt die Pläne: "Die Maßnahmen sind richtig und gut", sagte er. "Bitte, liebe Eltern – ein paar Meter für eure Kinder sind absolut zumutbar."