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Psychische Erkrankungen: Viele Jugendliche in Bayern betroffen | Studie


Zahlen bleiben hoch
Viele Jugendliche in Bayern sind psychisch krank

Von t-online, cgo

29.12.2023Lesedauer: 3 Min.
Upset girl teenager sitting on bed at home feeling lonely and isolatedVergrößern des BildesNach wie vor leiden junge Menschen in Bayern an psychischen Erkrankungen. (Quelle: IMAGO/xDimaberlinx)
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Auch 2022 hatten viele junge Menschen in Bayern mit ihrer psychischen Gesundheit zu kämpfen. Zahlen und mögliche Hintergründe.

Traurige Neuigkeiten zum Jahresende: Die psychischen Erkrankungen von Kindern und Jugendlichen in Bayern bleiben weiterhin auf einem hohen Niveau. Laut einer Analyse des Kinder- und Jugendreports der DAK-Gesundheit für Bayern sind auch im Jahr 2022 viele junge Menschen von psychischen Störungen betroffen.

Vor allem Mädchen und junge Frauen sind krank

Die aktuelle Analyse des Kinder- und Jugendreports zeigt, dass vor allem jugendliche Mädchen zwischen 15 und 17 Jahren mit Depressionen, Angststörungen und Essstörungen in ärztlicher Behandlung sind. Insgesamt wurde 2022 bei rund 15.000 jugendlichen Mädchen in Bayern eine psychische Erkrankung oder Verhaltensstörung neu diagnostiziert.

Bei Ängsten und Essstörungen sind die Trends noch ausgeprägter. Im Vergleich zu 2021 erkrankten rund sechs Prozent weniger jugendliche Mädchen 2022 neu an Angststörungen – im Vergleich zu 2019 waren es aber 41 Prozent mehr. Bei Essstörungen gingen 2022 die Neuerkrankungen im Vergleich zum Vorjahr um 18 Prozent zurück. Mit Blick auf 2019 stiegen die Zahlen aber um 70 Prozent an.

Fehlerhafte Diagnose bei männlichen Jugendlichen?

Jungen im Jugendalter werden seltener aufgrund von psychischen Erkrankungen oder Verhaltensstörungen behandelt. So erhielten 2022 16 Prozent weniger 15- bis 17-jährigen Jungen in Bayern eine Neudiagnose als im Vor-Pandemie-Jahr 2019.

Dafür haben die Experten der DAK eine Erklärung: "Während Jungen bei psychischen Belastungssituationen eher externalisierend reagieren, das heißt Sozialverhaltensstörungen wie Aggressivität, Impulsivität und oppositionelles Verhalten zeigen, neigen Mädchen eher zu internalisierenden Störungen wie Rückzug, Angst bis hin zu depressiven Verstimmungen und Essstörungen", so Dr. Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzt*innen e. V. (BVKJ).

Externalisierende Störungen werden laut Fischbach oft nicht als psychische Störungen gewertet, sondern als Sozialverhaltensstörungen. Deshalb seien einige Jungen möglicherweise unterdiagnostiziert.

"Mental-Health-Pandemie": Ärzte schlagen Alarm

Insgesamt zeigt die DAK-Auswertung, dass die Behandlungszahlen bei psychischen Erkrankungen und Verhaltensstörungen 2022 in Bayern im Vergleich zu 2021 leicht rückläufig sind. So erhielten 2022 elf Prozent weniger jugendliche Mädchen eine Neu-Diagnose in diesem Bereich als 2021. Bei Jungen steht ein Minus von sieben Prozent.

Obwohl sich bei den Zahlen ein leichter Rückgang erkennen lässt, sind Ärzte und Experten weiterhin alarmiert: "Die Ergebnisse sind sehr beunruhigend", warnt Fischbach.

Besorgt ist auch Prof. Christoph U. Correll: "Auch wenn die Zahlen rückläufig sind: Wir befinden uns immer noch in einer Mental-Health-Pandemie. Und jugendliche Mädchen tragen die sichtbar größte Last,“ sagt der Direktor der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters an der Berliner Charité.

Experten fordern mehr Unterstützungsangebote

Auch die DAK-Experten warnen vor einer Normalisierung der Lage: "Leichte Rückgänge bedeuten nicht, dass jetzt alles wieder in Ordnung ist. Stattdessen beobachten wir, dass das Leiden vieler Kinder und Jugendlicher sich verfestigt", sagt Sophie Schwab, Landeschefin der DAK-Gesundheit in Bayern.

Schwab führt via Pressemitteilung aus: „Vor dem Hintergrund der aktuellen Haushaltslage könnte auch präventiven und pädagogischen Angeboten der Rotstift drohen. Wir dürfen nicht an der Gesundheit unserer Kinder sparen. Ganz im Gegenteil: Wir brauchen mehr spezifische Präventions- und Unterstützungsangebote in Bayern".

Großen Bedarf sieht auch Fischbach bei Hilfsangeboten für psychisch erkrankte Jugendliche. Diese müssten dabei nicht nur medizinische, sondern auch pädagogische Maßnahmen umfassen.

Daten von mehr als 100.000 Kindern wurden analysiert

Für die aktuelle DAK-Sonderanalyse im Rahmen des bayerischen Kinder- und Jugendreports untersuchten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von Vandage und der Universität Bielefeld Abrechnungsdaten von rund 107.500 Kindern und Jugendlichen bis einschließlich 17 Jahren, die bei der DAK-Gesundheit in Bayern versichert sind.

Analysiert wurden anonymisierte Versichertendaten aus den Jahren 2017 bis 2022. Es ist die erste umfassende Analyse von ambulanten und stationären Behandlungen für das vergangene Jahr.

Verwendete Quellen
  • Pressemitteilung der DAK, 29. November 2023
  • Recherche der Redaktion
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