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München: Mitarbeiter von Oberpollinger dürfen nichts zur KaDeWe-Pleite sagen


KaDeWe Group insolvent
Oberpollinger-Mitarbeiter bekommen Maulkorb verpasst

  • Sven Sartison
Von Sven Sartison

29.01.2024Lesedauer: 4 Min.
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Der Oberpollinger in der Münchner Innenstadt: Nach der Meldung über die angebliche Insolvenz der KaDeWe Group läuft der Betrieb im Luxus-Warenhaus wie gewohnt.Vergrößern des Bildes
Der Oberpollinger in der Münchner Innenstadt: Nach der Meldung über die Insolvenz der KaDeWe Group läuft der Betrieb im Luxus-Warenhaus wie gewohnt. (Quelle: Sartison/t-online)

Die KaDeWe Group meldet Insolvenz an. Davon betroffen sind auch der Oberpollinger in München und dessen Mitarbeiter. Etwas dazu sagen dürfen sie allerdings nicht.

Die Münchner Innenstadt ist am Montagvormittag gut besucht. Kein Wunder, lädt das Wetter doch zum Flanieren und Shoppen ein. Neun Grad zeigt das Thermometer bei strahlendem Sonnenschein an. Auch vor dem Oberpollinger in der Neuhauser Straße geht es zu wie im Taubenschlag. Praktisch im Sekundentakt gehen die Eingangstüren des Luxus-Warenhauses auf und zu. Doch wie lange noch?

Wie mehrere Medien zunächst übereinstimmend berichteten und das Unternehmen inzwischen bestätigte, hat die KaDeWe Group, zu der neben dem weltbekannten Kaufhaus des Westens (KaDeWe) in Berlin sowie dem Hamburger Alsterhaus auch der Oberpollinger gehört, am vergangenen Freitag einen Insolvenzantrag gestellt. Die KaDeWe Group ist zu 49,99 Prozent im Besitz der bereits insolventen Signa-Gruppe des österreichischen Milliardärs René Benko. Die restlichen 51,01 Prozent gehören der thailändischen Central Group.

Ein Grund für die Pleite sind demnach die hohen Mieten, welche von der Signa-Gruppe verlangt wurden. Im vergangenen Jahr belief sich die Jahresmiete des Oberpollingers laut einem Bericht des "Handelsblatts" auf 20 Prozent des geschätzten Umsatzes von 130 Millionen Euro. Konkret also 26 Millionen Euro. In Hamburg musste das Alsterhaus etwa 17 Prozent der rund 70 Millionen Euro Umsatz für die Miete aufwenden, das KaDeWe in Berlin zahlte mehr als 50 Millionen, was einem Anteil von 13 Prozent entsprechen soll.

Mitarbeiter von Insolvenz nicht überrascht

Im Oberpollinger selbst herrscht am Montag "Business as usual". Auf sieben Etagen nehmen die Kunden die Produkte der verschiedenen Luxusmarken ins Auge, probieren Designerklamotten an. Immer auf der Suche nach einem Schnäppchen. Und davon gibt es aktuell viele. Mit bis zu 50 Prozent Rabatt wird an den Fenstern geworben, innen ist gar vom "Final Sale" mit bis zu 60 Prozent Preisnachlass die Rede. Ein Vorbote für ein mögliches Aus des Traditionshauses?

"Das ist ein ganz normaler Schlussverkauf. Der läuft bei uns bereits seit drei Wochen", stellt eine Mitarbeiterin klar. Zur Pleite der KaDeWe Group, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht offiziell bestätigt ist, will sie hingegen nichts sagen. Oder besser: Sie darf nichts sagen. Angesprochen darauf verschließt sie ihre Lippen mit den Fingern wie einen Reißverschluss. "Wir dürfen nicht darüber reden". Anweisung von oben. Überrascht sei sie von der Meldung allerdings nicht gewesen, lässt sie durchsickern. "Ich lese ja auch die Nachrichten."

Generell, so macht es zumindest den Eindruck, hängen die Mitarbeiter im Oberpollinger derzeit noch in der Luft, was ihre eigene Zukunft und die des Unternehmens angeht. "Das wollen wir nicht kommentieren", sagen zwei andere Angestellte, "Ich weiß auch nichts und halte mich daher raus", eine weitere Kollegin und verweist freundlich auf die Geschäftsleitung. Die ist allerdings an diesem Vormittag nicht zu sprechen, ohne vorherige Anmeldung sei das aber ohnehin nicht möglich, erklärt eine Frau am Serviceschalter. Auch sie habe noch keine Informationen. "Ich denke aber, da wird noch etwas Offizielles kommen."

Fast 2.000 Angestellte betroffen

Recht hat sie. Wenige Stunden darauf bestätigte das Unternehmen schließlich die Insolvenz in Eigenverantwortung. Eine solche beantragen in der Regel Unternehmen, die gute Aussichten haben, den Geschäftsbetrieb fortzuführen. Passend dazu gab die KaDeWe Group bekannt, dass der Betrieb in allen drei Häusern weitergehen soll.

Als Indiz für die Insolvenz wurde vor der offiziellen Bestätigung unter anderem gewertet, dass das KaDeWe in Berlin einen angekündigten verkaufsoffenen Sonntag kurzfristig wieder abgesagt hatte. Genehmigt das Amtsgericht den Insolvenzantrag, wäre auch das Gehalt der Mitarbeiter erst einmal über das Insolvenzgeld für die kommenden drei Monate gesichert. Von einer Pleite wären nach aktuellem Stand 1.900 Beschäftigte betroffen.

Unabhängig von der Zahlungsunfähigkeit der KaDeWe Group hatte die Grundstücksgesellschaft Signa Prime Selection für die Immobilien des Oberpollingers und des Alsterhauses bereits zuvor Insolvenzanträge gestellt. Die Eigentümergesellschaft der KaDeWe-Immobilie war bis zuletzt noch nicht insolvent. Das Fachmagazin "Capital" mutmaßt, dass die Central Group darauf spekulieren könnte, die Immobilien der KaDeWe Group im Zuge der diversen Insolvenzverfahren günstig zu übernehmen.

Kunden nehmen Meldung unterschiedlich auf

Die Reaktionen auf die Meldung der Zahlungsunfähigkeit fällt am Montag in München unterschiedlich aus. Von Hoffnung über Bedauern bis zur Gleichgültigkeit ist bei den Kunden, die aus dem Warenhaus kommen, alles dabei. "Die Immobilie ist so viel wert, da findet sich ein Investor. Die Interessenten stehen bestimmt Schlange", ist sich ein Mann sicher.

"Wir hoffen, dass es irgendwie weitergeht. Es hängen so viele Leute daran", sagen zwei Frauen mit Blick auf die ungewisse Zukunft der Mitarbeiter. Sie würden öfter im Oberpollinger shoppen gehen, erzählen sie, während sie bepackt mit mehreren Einkaufstaschen durch die Fußgängerzone laufen. Eine komplette Schließung wäre "sehr, sehr schade".

Andere wiederum haben nur wenig Bezug zu dem bereits 1905 eröffneten Warenhaus im Herzen der Stadt. "Ich war nur eben mit meiner Oma drinnen. Sie kennt den Oberpollinger noch von früher", erzählt eine weitere Frau. Damals habe es die ganzen Luxusmarken allerdings noch nicht gegeben. "Die braucht sie nicht, deshalb sind wir auch gleich wieder raus."

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