"Letzte Generation"-Aktivist aus München – Hungerstreik bis zum Tod?

Wolfgang Metzeler-Kick ist bekannt dafür, für den Klimaschutz aufs Ganze zu gehen. Nun ist er vor dem Kanzleramt in den Hugerstreik getreten. Und ist bereit, dafür zu sterben.

Wolfang Metzeler-Kick klingt schwach. Immer wieder unterbricht der 49-Jährige seinen Satz, setzt neu an, versucht, sich zu konzentrieren. Der Klimaaktivist kommt eigentlich aus Bayern, gebürtig vom Tegernsee, doch seit mehr als einem Monat befindet er sich in Berlin im Hungerstreik.

Metzeler will weiterhungern, zur Not bis zum Tod

Seit knapp einem Monat lebt der Aktivist in einem Zeltlager zwischen Bundestag und Kanzleramt, seit etwa zwei Wochen mit einem weiteren Aktivisten. Seit 33 Tagen habe Metzeler-Kick nichts mehr gegessen, sagt er t-online am Dienstag am Telefon. Statt seiner rund 95 Kilo wiege er derzeit nur noch 78, fast 17 Kilo weniger als noch vor dem Hungerstreik. Der Grund? Er möchte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zu einer Regierungserklärung und zur "radikalen Umkehr" in der Klimapolitik bewegen, sagt er.

Wolfgang Metzeler-Kick ist bekannt dafür, für den Klimaaktivismus aufs Ganze zu gehen. Immer wieder hat er sich als Aktivist der "Letzten Generation" für den Protest vor Autos gesetzt und Straßen blockiert. Wie oft er dabei in Gewahrsam genommen wurde, weiß Metzeler-Kick nicht mehr genau. Um die zehnmal, schätzt er. Auch der aktuelle Hungerstreik vor dem Bundestag ist nicht sein erster. Und dennoch gibt es einen Unterschied, denn diesmal will Metzeler-Kick bis ans Äußerste gehen. "Ich werde meinen Hungerstreik eskalieren", sagt er. Er meint damit: Er hungert weiter, und wenn er dafür sterben muss.

Metzeler-Kicks Gesundheitszustand: "Es geht ganz klar bergab"

Am Dienstag, mehr als einen Monat nach Beginn des Streiks am 7. März, merkt Metzeler-Kick den Hunger nicht nur an seinem Körper, sondern auch im Geist. "Ich fühle mich ziemlich 'lost'", sagt er am Telefon. Er habe Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren, sei vergesslich. Aktuell gehe er noch ungefähr zwei Kilometer am Tag, erzählt der Aktivist – je nach Tagesform brauche er dafür aber zwei bis vier Pausen. Doch gerade, wenn er schneller laufe, werde ihm schon nach 200 Metern schlecht. "Für meine Morgenroutine brauche ich gerade einen Stunde", sagt Metzeler-Kick. Die bestünde derzeit aus Blutdruck messen, Blutzucker checken und diversen weiteren Kontrollen.

Aktuell sei Metzeler-Kicks Gesundheitszustand stabil. Das bestätigen die Ärzte, die ihn betreuen, sagt er. "Doch es geht ganz klar bergab." Zu Beginn des Streiks habe er noch eine Art Routine gehabt, konnte hier und da bei der Organisation des Camps helfen. Heute bestehe sein Alltag aus Pressearbeit und dem Beantworten von Nachrichten, sagt er. Für mehr fehle die Kraft.

Politik reagiert nicht auf Forderungen

Derzeit halte sich Metzeler-Kick noch mit Säften am Leben. Mit diesen nehme er täglich etwa 25 Gramm Kohlenhydrate zu sich, sagt er. Das sei in etwa mit einem Apfel gleichzusetzen und entspreche der Menge, die der Körper benötigt, um gerade noch so zu funktionieren. Doch in den nächsten Tagen will er auch auf diese verzichten – um mehr Druck aufzubauen.

Die Politik hat bisher kaum auf Metzeler-Kicks Forderungen reagiert – auch nicht, als er bekannt gab, selbst den Tod in Kauf zu nehmen. Das ist nicht ungewöhnlich, schließlich wollen Politiker nicht den Eindruck erwecken, sie seien erpressbar. Doch Metzeler-Kick macht weiter. "Ich habe Vertrauen darin, dass ein sozialdemokratischer Kanzler wissenschaftliche Fakten anerkennen und aussprechen kann", sagt er t-online.

Der Aktivist will die Hoffnung nicht aufgeben, für das Klima, aber auch für sich selbst: "Mein Leben hängt davon ab, ob Olaf Scholz die Wahrheit ausspricht."