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Wels-Angriff am Brombachsee: Wissenschaftler und Peta kritisieren Polizei


Nach Bissen im Brombachsee
Polizei schießt auf Wels: Kritik reißt nicht ab


25.06.2025 - 17:21 UhrLesedauer: 3 Min.
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Ein Strand am Brombachsee (Archivbild): In dem See kam es zu dem Vorfall mit dem Zwei-Meter-Fisch. (Quelle: Daniel Karmann/dpa/dpa-bilder)
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Ein Wels verletzt fünf Schwimmer im Brombachsee. Die Polizei schießt danach auf den Fisch. Experten und Tierschützer kritisieren das heftig – die Beamten halten dagegen.

Ein Zwei-Meter-Wels beißt im Brombachsee zu und verletzt fünf Badegäste. Die Polizei schießt daraufhin dreimal auf den Fisch. Der wird zwar von einem Projektil getroffen, ist aber nicht sofort tot – sondern nur leicht verletzt. Später fischt ein Angler das verwundete Tier aus dem See und erlegt es fachgerecht, wie die Polizei sagt. Das Vorgehen der Beamten am Freitag in der vergangenen Woche wird auch Tage danach noch diskutiert.

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Im Netz kritisieren viele die Polizei. Ausgangspunkt ist ein Foto, das das Polizeipräsidium Mittelfranken am Sonntag in den sozialen Medien verbreitete. Darauf zu sehen: Der tote Waller, wie Welse im Volksmund genannt werden, und ein lächelnder Polizist dahinter.

Polizei schränkt Kommentare ein

Unter dem Foto sammelten sich beim Kurznachrichtendienst X schon am Sonntagabend viele kritische Stimmen. "Ihr habt also einen circa 30 Jahre alten Fisch erschossen, weil Badegäste zu blöd waren, Abstand zu halten", schreibt etwa ein Nutzer.

Aber war das Vorgehen der Beamten nun gerechtfertigt? Harro Hieronimus von der deutschsprachigen Gesellschaft für Ichthyologie e. V. (GfI) äußert wie auch die Kommentatoren im Netz Zweifel. Bei der GfI handelt es sich um einen Zusammenschluss von Wissenschaftlern, die sich mit Fischen beschäftigen. Hieronimus ist deren Sprecher. Er sagt t-online, dass es sich bei dem Wels sicher um ein Männchen gehandelt habe, das sein Gelege oder seinen Nachwuchs verteidigt habe.

Experte kritisiert Polizei

Die Fische sind nach Informationen von Hieronimus für Menschen eigentlich völlig ungefährlich. Aber während der Brutpflege ist der Wels bereit, die Eier und den Nachwuchs gegen vermeintliche Fressfeinde zu verteidigen. Dann könnten diese Fische – wie im Brombachsee – auch einmal beißen. "Um ehrlich zu sein, ihn dafür zu erschießen, statt den Bereich ein paar Wochen abzusperren, finde ich nicht gut, um es gelinde auszudrücken. Sie erschießen ja normalerweise keinen Vater, der seine Kinder verteidigt", sagt der Sprecher der GfI.

Auch die Tierschutzorganisation Peta meldete sich nach dem Vorfall zu Wort. Sie kündigte an, Strafanzeige gegen die Beteiligten zu erstatten. Fachreferentin Jana Hoger sagt: "Wir sind schockiert vom Vorgehen der zuständigen Polizei und der Angler, die ganz offenbar für den extrem schmerzhaften, langsamen und vor allem auch unnötigen und gesetzeswidrigen Tod des Welses verantwortlich sind." Den Fisch zu töten, damit die Gäste weiterhin ungestört im See baden könnten, sei ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz, argumentiert Hoger weiter.

Polizei: "Vorgehen fast schon alternativlos"

Ein Sprecher des Polizeipräsidiums Mittelfranken verteidigt das Vorgehen seiner Kollegen hingegen auf Nachfrage von t-online. Bevor auf den Fisch geschossen worden sei, hätte die Polizei sich mit der Wasserwacht, dem Roten Kreuz sowie dem örtlichen Fischereiverband abgestimmt. Auch ein Sprecher des Bayerischen Landesfischereiverbandes bestätigt die Absprache auf Nachfrage von t-online.

Der Polizeisprecher sagt, dass auch andere Optionen, wie die Umsiedlung des Fisches oder die dauerhafte Sperrung des Strandes, geprüft worden seien. Diese seien aber "praktisch nicht durchführbar gewesen". Dabei verweist der Polizeisprecher auch auf das Elektrofestival "Burning Beach", das zu dem Zeitpunkt an dem gleichen Strandabschnitt stattfand. Die Festivalbesucher würden sich auch teils tief in der Nacht im See abkühlen – weshalb der Fisch sowohl für diese als auch für die übrigen Badegäste am Brombachsee eine konkrete Gefahr gewesen sei.

Im schlimmsten Fall hätte ein Schwimmer dermaßen in Panik geraten können, dass er ertrinkt, sagt der Polizeisprecher. "Das Vorgehen war deshalb fast schon alternativlos", betont er. Der Kritik am Einsatz wolle man sich nun dennoch stellen. Allerdings nur, sofern diese konstruktiv sei. Viele Kommentare und Zuschriften, die die Polizei erreicht hätten, enthielten "heftige Drohungen" gegen den Beamten, der auf dem Bild zu sehen war. Diese würden nun auf strafbare Relevanz geprüft. Damit könnte der beißende Wels vom Brombachsee zu einem Fall für die Justiz werden.

Verwendete Quellen
  • Anfrage bei der Gesellschaf für Ichthyologie e.V.
  • Anfrage beim Bayerischen Landesfischereiverband
  • Telefonat mit der Pressestelle des Polizeipräsidiums Mittelfranken
  • Pressemitteilung von PETA vom 24. Juni 2025

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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