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Gazprom bleibt vorerst Sponsor: Schalkes Zögern ist beschämend


Zweitligist in der Klemme
Ein Mann könnte Schalkes Gazprom-Dilemma lösen

  • Dominik Sliskovic
MeinungVon Dominik Sliskovic

Aktualisiert am 24.02.2022Lesedauer: 3 Min.
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Clemens Tönnies überreicht Wladimir Putin ein Schalke-Trikot (Archivbild): Der russische Staatskonzern ist seit 2007 Hauptsponsor des Gelsenkirchener Fußballklubs.Vergrößern des Bildes
Clemens Tönnies überreicht Wladimir Putin ein Schalke-Trikot (Archivbild): Der russische Staatskonzern ist seit 2007 Hauptsponsor des Gelsenkirchener Fußballklubs. (Quelle: Zuma Wire/imago-images-bilder)

Schalke 04 windet sich weiter um die einzig richtige Konsequenz aus der Invasion der Ukraine: die Kündigung der Partnerschaft mit dem russischen Staatskonzern Gazprom.

Schalke und Gazprom. Diese Ehe stand schon immer unter einem schlechten Stern. Vor 15 Jahren in den Hinterzimmern des Kremls zwischen Kotelett-Kaiser Clemens Tönnies und Kriegstreiber Wladimir Putin arrangiert, hat sie der königsblauen Familie viel Kummer und Sorgen bereitet.

Spätestens jetzt ist die Zeit für die Scheidung gekommen. Jetzt, weil der russische Staat – in dessen Besitz der Energieriese Gazprom ist – Ziele in der Ukraine bombardiert und über mehrere Flanken in den souveränen Staat einfällt. Doch Schalke zögert. Zu abhängig ist der so stolze Ruhrpottklub von den Gasmillionen aus St. Petersburg. Neun Millionen Euro pro Jahr soll Gazprom nach Gelsenkirchen pumpen. Eine für Zweitliga-Verhältnisse astronomische Summe.

Schalke hat zwei Lösungsansätze vor der Nase

Eine Summe, die der Bundesliga-Absteiger, der bereits seit Jahren Verbindlichkeiten in dreistelliger Millionenhöhe vor sich her trägt, zum Überleben benötigt. Die Gazprom-Zahlungen hatten einen großen Anteil daran, dass die Knappen nach dem Gang ins fußballerische Unterhaus direkt die Mission Wiederaufstieg ausrufen konnten.

Aber ist sich dem Russland unterstellten Unternehmen an den Hals zu werfen wirklich die einzige Lösung, die der FC Schalke 04 in petto hat, um die Rückkehr in die Beletage des deutschen Fußballs zu verwirklichen? Das ist die Frage, die Vorstandsvorsitzender Bernd Schröder und Aufsichtsratsvorsitzender Axel Hefer wohl aktuell im Bauch der Veltins-Arena ausknobeln. Dabei hätten sie zwei mögliche Lösungsansätze gleich vor der Nase.

Zunächst einmal wäre da der langjährige Partner Veltins. Die Brauerei aus dem Sauerland hält dem S04 seit fast 30 Jahren die Treue, die Trikots mit dem Schriftzug der Biermarke waren um die Jahrtausendwende ein Verkaufsschlager. Wie viele andere Sponsoren, etwa der Versicherer R+V, ließ auch Veltins Schalke nach dem bitteren Abstieg im vergangenen Sommer nicht einfach fallen. Stattdessen wurde der Vertrag zwischen beiden Parteien demonstrativ verlängert. Veltins machte der Klubführung gemäß dem Vereinslied klar: "Tausend Freunde, die zusammenstehen, dann wird der FC Schalke niemals untergehen."

Schalke könnte die letzte Verbindung zur Tönnies-Ära kappen

Genau dieser Zusammenhalt und diese unerschütterliche Treue von Millionen Fans und Sympathisanten ist in der aktuellen Lage Schalkes größtes Faustpfand. Ein breit aufgestelltes Sponsorenkonsortium mit Veltins an der Spitze könnte Schalke bei einer sofortigen Kündigung Gazproms finanziell zumindest ein Stück weit abfedern.

Der andere Lösungsansatz könnte Axel Hefer heißen. Der 44-Jährige ist Gründer und Geschäftsführer der Online-Reisesuchmaschine Trivago. Ein Milliardenunternehmen, das unter anderem beim Champions-League-Titelträger FC Chelsea als Premiumpartner wirbt. Der gebürtige Hagener wurde einst von Tönnies' Machtclique aus der Schalker Führungsriege gemobbt und gilt seit seiner Rückkehr und Wahl zum Aufsichtsratsvorsitzenden im vergangenen Jahr als besonnener Lenker der Schalker Neuausrichtung. Es wäre ein beeindruckendes Zeichen, wenn er mit der Kündigung Gazproms auch die letzten Verbindungen zur Tönnies-Ära kappen und – zumindest vorerst bis zum Saisonende – seinen Herzensverein mit Trivago als Hauptsponsor vor einem großen finanziellen Knall schützen kann.

Denn, so viel Reflexion muss sein: Keiner, der nun die – einzig richtige – Konsequenz fordert, kennt den genauen Inhalt des Vertrags zwischen Schalke und Gazprom. Gut möglich, dass eine einseitige Kündigung der bis 2025 datierten Partnerschaft eine horrende Vertragsstrafe nach sich ziehen würde. Auch dieser Aspekt dürfte Schröder und Hefer in eine missliche Lage bringen: Könnte der Verein eine solche Strafe berappen und dann auch noch mehrere Millionen Euro beim Sponsoring einbüßen?

Moralisch ist diese Frage einfach zu beantworten. Jetzt liegt es an Schalke, die richtige Antwort zu geben. Und die bestmögliche Scheidungsvereinbarung auszuhandeln.

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