BVB: Unter dieser Bedingung wird Dortmund Meister

Die Bayern schwächeln und der BVB ist zur Stelle – endlich! Die Titelchancen der Borussia sind so groß wie seit Jahren nicht. Weil sich ein entscheidender Faktor geändert hat.

Dieses Gefühl kannten die Fußball-Fans in Deutschland schon gar nicht mehr. Im Meisterrennen der Bundesliga-Saison geht es spannend zu wie seit Jahren nicht mehr. Mit Bayern, Dortmund und Union Berlin stehen gleich drei Teams nach dem 21. Spieltag punktgleich an der Tabellenspitze. Das gab es zu einem solchen späten Zeitpunkt in der Saison seit Einführung der Drei-Punkte-Wertung 1995 nicht.

Die Hoffnung bei allen Fans außerhalb der Bayern-Anhängerschaft ist groß, dass der Deutsche Meister diesmal nicht aus München kommt. Und berechtigt!

Vor allem wegen Borussia Dortmund, der Mannschaft der Stunde. Bislang konnte man sich auf die Regel verlassen: Wenn die Bayern schwächeln, schwächelt auch der BVB, nutzt die Patzer der Konkurrenz nicht aus. Diesmal aber ist er zur Stelle, machte innerhalb von sechs Spieltagen neun Punkte Rückstand auf den auf und neben dem Platz kriselnden Rekordmeister wett. Wann hat es das schon mal gegeben?

"Mit uns zu rechnen"

"Mit uns ist zu rechnen", hatte Sportdirektor Sebastian Kehl nach dem Pokal-Erfolg in Bochum vollmundig angekündigt. Mit den Kampfansagen Richtung Bayern war das in den letzten Jahren so eine Sache. Noch immer fiel sie den Dortmundern auf die Füße. Stand jetzt füllen die BVB-Profis Kehls Worte aber mit prallem Leben. Alle seine acht Pflichtspiele in diesem Jahr hat Dortmund gewonnen.

Die Serie an sich ist schon besonders. Aber vor allem die Art und Weise, wie sie zustande gekommen ist. Nicht ausschließlich mit Hurra-Fußball, im Gegenteil. Vielmehr durch Kampfgeist, Einsatzwille und Leidenschaft. Und genau das macht Hoffnung. Der BVB zeigt endlich die Mentalität, die man als ernsthafter Meisterkandidat und Bayern-Herausforderer braucht.

Das lange verpönte M-Wort in Dortmund

Das verpönte M-Wort. Lange wollte man davon in Dortmund nichts hören. Doch die Mentalität ist der entscheidende Faktor für die aktuelle Aufholjagd. Man sah sie bei den holprigen Siegen gegen Augsburg und Mainz, im Pokalkrimi gegen Bochum oder vergangene Woche beim 1:0 gegen den lange überlegenen FC Chelsea.

Wären dies Siege der Münchener gewesen, hätte man wohl vom Bayern-Dusel gesprochen. Exemplarisch für den neuen Geist beim Terzic-Team steht die Rettungsaktion auf der Linie gegen die "Blues" von Emre Can, für die er von der halben Mannschaft auf dem Spielfeld abgefeiert wurde. Ein Profi, der eigentlich schon abgeschrieben war und jetzt vorangeht.

Klar ist: Die Bayern werden sich wieder aufrappeln, dafür ist die Saison noch zu lang. Darauf muss man sich auch beim BVB einstellen. Tut man das, ist der Meistertitel so nah wie seit elf Jahren nicht mehr – wenn die Mentalität weiter stimmt.