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Rani Khedira: „Baum ist einer der am meisten unterschätzten Trainer der Bundesliga“


Rani Khedira über den FCA-Höhenflug
"Baum ist einer der besten Taktiker, die es in Deutschland gibt"

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Ein Interview von Alexander Kohne

Aktualisiert am 20.01.2018Lesedauer: 5 Min.
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Stammspieler: Rani Khedira hat für den FC Augsburg in dieser Saison 15 von 18 möglichen Bundesligaspielen absolviert und steht mit den Team auf Tabellenplatz sieben.Vergrößern des Bildes
Stammspieler: Rani Khedira hat für den FC Augsburg in dieser Saison 15 von 18 möglichen Bundesligaspielen absolviert und steht mit den Team auf Tabellenplatz sieben. (Quelle: Krieger/imago-images-bilder)

Khedira – diesen Namen kennen Millionen Fußballfans wegen Weltmeister Sami Khedira. Aktuell sorgt aber auch sein Bruder Rani mit dem FC Augsburg für Furore. Dafür hat der 23-Jährige eine ungewöhnliche Erklärung.

Im Interview mit t-online.de skizziert Rani Khedira die Erfolgsformel der Augsburger und spricht über das Verhältnis zu seinem berühmten Bruder sowie eine mögliche Zusammenarbeit der beiden nach dem Karriereende.

t-online.de: Herr Khedira, Sie haben nach Ihrem Wechsel zum FCA im Sommer gesagt: „Ich versuche viel zuzuhören … um die DNA des Vereins kennenzulernen.“ Was macht diese DNA aus?

Rani Khedira: Der FCA ist ein sehr bodenständiger, familiärer Verein, bei dem ruhig und konzentriert gearbeitet wird. Es herrscht kein großer Trubel. Wir haben ein kleines, sehr schönes Stadion, gute Trainingsbedingungen – und stehen natürlich klar im Schatten des großen FC Bayern.

Was ist das Geheimnis des aktuellen Höhenflugs mit Bundesliga-Tabellenplatz sieben?

Bei uns weiß jeder, was zu tun ist. Wir stellen uns optimal auf die Gegner ein, haben Woche für Woche den richtigen Plan und setzen diesen konsequent um. Taktisch agieren wir aus einer kompakten Grundordnung und schalten schnell nach vorne um. Die Abläufe und Automatismen sind sehr gut einstudiert und deshalb ist es so unangenehm, gegen uns zu spielen. Außerdem lassen wir mit unserer kompakten Defensive wenige Chancen zu. Das geht natürlich auf die sehr gelungene Arbeit des Trainers zurück.

Sie sprechen Manuel Baum an. Ist er einer der am meisten unterschätzten Trainer der Liga?

Ja, wahrscheinlich schon. Er hat einen großen Anteil daran, was wir gerade leisten und natürlich auch an meiner Entwicklung. Er hat mich flexibler aufgestellt – teilweise bekleide ich in einem Spiel drei Positionen. Und er weiß ganz genau, wie der Gegner spielen will und kann darauf nicht nur mit Plan A und B reagieren, sondern hat auch Plan C in der Schublade. Er ist mit Sicherheit einer der besten Taktiker, die es in Deutschland gibt.

Apropos Taktik: Baum bereitet bei Champions-League-Spielen für Sky die Analysen für Experte Erik Meijer vor. Dieser arbeitet dabei mit zahlreichen Pfeilen und Strichen. Sieht das bei Ihnen in der Taktik-Besprechung ähnlich aus?

Manuel Baum erklärt uns die Sachen kurz und sehr verständlich. So kurze Video-Analysen habe ich bisher noch nie erlebt. Aber er bringt es dabei auf den Punkt. Das macht er mal anhand einer Videoanalyse, mal direkt auf dem Platz, mal an der Taktiktafel. Bei ihm fühlt man sich immer optimal vorbereitet und hat ein gutes Gefühl, wenn man auf den Platz geht.

Das Entscheidende ist also die Einfachheit und Präzision seiner Ausführungen?

Genau. Er könnte sicherlich auch Stunden darüber reden, weiß aber genau, wie viel Input er uns geben muss und wann es zu viel ist.

Wohin kann sich der Verein in den nächsten Jahren entwickeln?

Das ist eine gute Frage. Wir haben leider ein sehr geringes Budget und müssen schauen, uns im Rahmen der Möglichkeiten Stück für Stück weiterzuentwickeln. Ob in dieser Saison Platz acht, zehn oder fünfzehn dabei rauskommt, wird man sehen. Über allem steht natürlich der Klassenerhalt…

… der mit aktuell elf Punkten Vorsprung auf Platz 16 allerdings schon so gut wie sicher ist.

Es müsste zwar sehr viel zusammenkommen, damit es nicht klappt. Aber Frankfurt ist mit 26 Punkten nach 17 Spielen auch mal abgestiegen. Generell bin ich ein Freund davon, die Leistungen aus der Hinrunde auch in der Rückrunde bestätigen zu wollen.

Punktemäßig würde das heißen, dass zu den 24 Hinrunden- auch 24 Rückrundenzähler kommen – was in der Vorsaison für die Europa-League-Qualifikation gereicht hätte.

Das wäre natürlich klasse, aber man muss sehen, dass die Teams vor uns eine enorme Qualität haben. Wir sind gut damit gefahren, uns am Klassenerhalt zu orientieren. Selbst wenn es am Samstag in Mönchengladbach (ab 15.30 Uhr im Live-Ticker von t-online.de) einen Sieg geben sollte.

Vor Ihrem Wechsel zum FCA haben Sie drei Jahre bei RB Leipzig gespielt, sind mit dem Klub aufgestiegen. In der Bundesliga hat es aber nur zu zehn Spielen gereicht. Was war dafür ausschlaggebend?

Da hatte ich einfach sehr große Konkurrenz: Mit Naby Keita, der für 75 Millionen Euro nach Liverpool wechseln wird, oder Diego Demme, der zum Nationalspieler gereift ist. Die waren in dem Augenblick einen Tick besser.

Groß geworden sind Sie beim VfB Stuttgart, haben dort in der ersten Liga debütiert und gesagt: „Ich werde immer ein Kind dieses Vereins bleiben.“ Wie äußert sich das?

Ich verfolge den VfB ständig, weil ich in Stuttgart geboren und mit diesem Verein aufgewachsen bin. Mein Bruder Sami ist dort Deutscher Meister geworden. Ich werde den Klub immer im Herzen tragen und Fan bleiben – weil der VfB einfach ein unheimlich geiler Verein ist.

Schafft Stuttgart mit Neuzugang Mario Gomez den Klassenerhalt?

Auf jeden Fall. Der VfB hat das System umgestellt, spielt jetzt offensiver, was Mario Gomez zugutekommt. Er ist im Strafraum einfach brandgefährlich und ich traue ihm in der Rückrunde auf jeden Fall zehn Tore zu.

Gomez ist 32, Ihr Bruder Sami 30 Jahre alt. Beide haben 2007 die Deutsche Meisterschaft gewonnen. Könnten sie sich vorstellen, dass auch Sami zum VfB zurückkehrt?

Ausschließen möchte ich gar nichts, aber erstmal hat Sami noch Vertrag bis 2019 bei einem absoluten Weltklasseverein wie Juventus Turin. Sicher ist, dass er so lange wie möglich auf seinem Top-Niveau spielen möchte – und das ist aktuell die Champions League. So lange der VfB also nicht in der Champions League spielt, wird es schwierig. (lacht)

Ihr Bruder Sami ist Weltmeister, ein Star, den jeder Fußballfan in Deutschland kennt. Aber Sie haben noch einen zweiten älteren Bruder, Denny. Er war in der Jugend ebenfalls ein ambitionierter Fußballer, musste seine Karriere aber verletzungsbedingt früh beenden. Heute managt er Sie und Sami. Wie war es, mit zwei älteren Brüdern aufzuwachsen?

Die beiden haben mich schon als kleiner Junge immer zum Fußball mitgenommen. Ich war auch bei Samis Jugendspielen bei jeder Auswärtsfahrt dabei. Und von Denny habe ich mir in der Schule viel abgeschaut. (lacht) Er ist ein sehr intelligenter Bursche (Abiturschnitt: 1,0, Master-Abschluss: 1,2; Anm. d. Red.). Beide waren in der Jugend Vorbilder für mich…

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… eine Zeit, über die Sie gesagt haben, dass „kein Blatt zwischen uns drei gepasst hat.“ Ist das noch immer so?

Das ist heute vielleicht noch stärker als damals. Weil wir jetzt erwachsener sind, wissen wir noch besser zu schätzen, was diese Nähe und dieser familiäre Halt bedeutet. Wir sprechen nach jedem Spiel miteinander. Das passt ganz gut, weil Sami in der italienischen Liga meistens am Abend spielt. Da kritisieren wir uns natürlich auch gegenseitig mal und sagen, was besser hätte laufen können.

Wäre es möglich, dass Sami und Sie noch einmal bei einem Verein zusammenspielen oder anderweitig zusammenarbeiten? Was wäre da Ihre Wunschkonstellation?

Zusammenspielen wird aufgrund des Altersunterschieds wohl sehr schwierig. Außerdem befindet er sich sportlich aktuell auf einem ganz anderen Niveau. Aber man weiß ja nie, was in zehn Jahren ist: Ich könnte mir zum Beispiel eine Konstellation wie bei den Kovac-Brüdern vorstellen, die als Trainergespann zusammenarbeiten…

… mit Ihnen als Co-Trainer? Vor einigen Jahren haben Sie eine Aufgabe als Cheftrainer noch kategorisch ausgeschlossen.

(lacht) Stimmt, das habe ich mit etwa 18 Jahren gesagt. Mittlerweile bin ich da nicht mehr so festgelegt. Ganz unabhängig davon: Wenn uns das Spaß machen und sich die Chance ergeben würde, wäre es eine sehr schöne Vorstellung – aber natürlich eine Wunschvorstellung. Zukunftsmusik. Bis dahin möchte ich als Spieler noch eine Menge erreichen.

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