t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeSportBundesliga

"Beamtenfußball": Die Hoffnungsträger des deutschen Fußballs


Gegen den Beamtenfußball
Das sind die Hoffnungsträger der Bundesliga

t-online, Eine Analyse von Constantin Eckner

30.03.2018Lesedauer: 3 Min.
Risikobereit und erfolgreich: Heiko Herrlich (l.) und Julian Nagelsmann.Vergrößern des BildesRisikobereit und erfolgreich: Heiko Herrlich (l.) und Julian Nagelsmann. (Quelle: Jan Huebner/imago-images-bilder)
Auf Facebook teilenAuf x.com teilenAuf Pinterest teilen
Auf WhatsApp teilen

Der destruktive Fußball vieler Bundesliga-Teams langweilt viele Fans. Doch nicht alle Vereine enttäuschen mit einer defensiven Spielweise. Einige Trainer versprühen Hoffnung auf mehr.

In der Bundesliga zeichnet sich momentan nicht nur ein Generationenkampf, sondern auch das Aufeinandertreffen grundverschiedener Spielphilosophien ab. Auf der einen Seite stehen die Befürworter von stabilitätsorientiertem und recht risikolosem Fußball, auf der anderen die taktisch flexiblen Trainer mit einem Auge für Ballbesitz.

Nagelsmanns Risiko zahlt sich aus

Das Grundproblem der Bundesliga: Mut wird kaum belohnt, ist aber mit Risiko verbunden – und kostet im schlimmsten Fall den Job des Trainers. Perfektes Anschauungsmaterial lieferten in den letzten Jahren Alexander Zorniger und Julian Nagelsmann. Beide verstehen sich als innovative und progressive Taktiker. Aber während Ersterer beim VfB Stuttgart 2015 keinen Erfolg fand und trotz guter Leistungen ohne Punkte blieb, hat sich Nagelsmanns Risikobereitschaft mit 1899 Hoffenheim rasch ausgezahlt.

Er kam als jüngster Cheftrainer aller Zeiten in die Liga und sollte den Klub zunächst vor dem Sturz in die Zweitklassigkeit bewahren. Nicht nur das gelang dem größten Aufsteiger im Trainergeschäft der letzten Jahre, er führte Hoffenheim sogar in den Europapokal. Und das obwohl die Mannschaft nicht über eine individuell hochklassig besetzte Defensive verfügt. Nagelsmann scheut das Risiko nicht und stellt während der Partien regelmäßig um. Er ändert Formationen, Personalien und strategische Schwerpunkte, um seine Gegner auf dem falschen Fuß zu erwischen.

Die "Labbadia Line"

Nicht viele Trainer trauen sich ein derartiges Spiel mit dem Feuer, denn der Schuss kann auch gelegentlich nach hinten losgehen. Bei klaren taktischen Umstellungen, die auch der letzte Beobachter erkennt, wird im Anschluss natürlich die Schuld beim Trainer gesucht. In vielen Fällen wollen die Verantwortlichen an der Seitenlinie nur irgendwie die eigene Mannschaft auf einen stabilen Pfad führen und persönlich auf oder über der „Labbadia Line“ stehen. (In Anlehnung an die Mendoza Line im Baseball.)

Bruno Labbadia hat bei seinen Trainerstationen in den vergangenen zehn Jahren einen Punktedurchschnitt von 1,45 erreicht, was auf die Saison gerechnet einen einstelligen Tabellenplatz ergeben würde. Damit wären zwei Drittel der Liga schon zufrieden. Die wirklich Ambitionierten aber natürlich nicht.

Aggressives Coaching

Aber eben genau jene sind wahrscheinlich eher im Blickfeld der großen Fußballöffentlichkeit. Bestes Beispiel: Heiko Herrlich. Aufgrund seiner Trainerbiografie mit einem vollends misslungenen Intermezzo beim damaligen Bundesligisten VfL Bochum in der Saison 2009/10 wurde die Entscheidung von Bayer Leverkusen, Herrlich für diese Saison zu verpflichten, mit einiger Skepsis begegnet. Aber Herrlich bewies unter großem Erfolgsdruck, dass er nicht nur blind etwas riskieren kann, sondern auch eine klare Vorstellung davon hat, wie seine Mannschaft taktisch flexibel die Schwächen der Gegner ausnutzen soll.

Die Skeptiker sind verstummt. Ebenso wie bei Niko Kovac, der vor nicht allzu langer Zeit noch als reiner Laufarbeit- und Kampfgeist-Trainer verschrien war, aber dessen Ruf sich gänzlich gewandelt hat. Es geht nicht einmal darum, wer ein vermeintlicher Laptoptrainer ist. Zu taktischer Flexibilität und aggressivem Coaching gehört penibles Videostudium und detaillierte Vorbereitung auf dem Trainingsrasen wie auch an der Taktiktafel.

Wer diese Detailverliebtheit nicht aufbringen kann, wird sich nur schwerlich von eingefahrenen Denkmustern wegbewegen. Die jüngere Trainergeneration ist ohne Zweifel top ausgebildet. Der DFB ist nach der zwischenzeitlichen Allgegenwärtigkeit des Pressingfußballs mittlerweile breit aufgestellt und offeriert den angehenden Bundesligatrainern ein breites Repertoire an Spielstilen, mit denen jeder sein eigenes Profil definieren kann. Doch nicht jeder Trainer ist willig, diesen Schritt zu gehen und verharrt deshalb bewusst oder unbewusst lange in der Mittelmäßigkeit.

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website