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Bundesliga: Erst zwei Trainer entlassen – Ein Trend zu mehr Vertrauen?


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Erst zwei Trainer entlassen: Ein Trend zu mehr Vertrauen?

  • Noah Platschko
Von Noah Platschko

Aktualisiert am 24.01.2019Lesedauer: 3 Min.
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Bekommen von ihren Bossen im Abstiegskampf das Vertrauen: Nürnbergs Michael Köllner (l.) und Augsburgs Manuel Baum.Vergrößern des Bildes
Bekommen von ihren Bossen im Abstiegskampf das Vertrauen: Nürnbergs Michael Köllner (l.) und Augsburgs Manuel Baum. (Quelle: Zink/imago-images-bilder)

Nur Tayfun Korkut und Heiko Herrlich verloren in der Saison 2018/2019 bisher ihren Job. Denken die Bundesliga-Klubs plötzlich um? Von wegen, sagt Fußball-Lehrer-Chef Lutz Hangartner.

Am 5. Oktober 2008 feuerte Borussia Mönchengladbach seinen Aufstiegstrainer Jos Luhukay. Sieben Wochen später trennte sich der VfB Stuttgart von Meistertrainer Armin Veh. An sich nichts Besonderes, schließlich ist das Beurlauben von Trainern bei einigen Bundesliga-Klubs schon fast jährliche Routine. Die Trennungen von Luhukay und Veh sind allerdings deswegen als besonders einzuordnen, da sie die beiden einzigen Entlassungen der Hinrundenserie 2008/2009 darstellten.

Nur zwei Trainerentlassungen nach der Hinrunde, das gab es also zuletzt vor zehn Jahren – bis zur aktuellen Saison. Denn mit Tayfun Korkut (VfB Stuttgart) und Heiko Herrlich (Bayer Leverkusen) mussten ebenfalls nur zwei Trainer und damit, verglichen mit den vergangenen Jahren, verhältnismäßig wenige Übungsleiter ihren Posten räumen. Ein Trend hin zu weniger Aktionismus, langfristiger Planung und mehr Vertrauen in die Trainer?

Fußball-Lehrer-Chef: "Keine grundsätzliche Tendenz"

Nicht unbedingt, findet Lutz Hangartner. Der 75-Jährige ist seit 2012 Präsident des Bundes Deutscher Fußball-Lehrer (BDFL) und kritisierte in der Vergangenheit häufiger die Ungeduld der Vereine mit ihren Trainern, beispielsweise im Interview mit t-online.de im Dezember 2017.

„Ich habe immer davor gewarnt, den Tag nicht vor dem Abend zu loben. Die kurzfristige Entwicklung ist aus Sicht der Verbandstrainer aber positiv", sagt Hangartner jetzt gegenüber t-online.de, angesprochen auf die niedrige Zahl der Entlassungen. "Dass es sich dabei um eine grundsätzliche Tendenz handelt, wage ich allerdings zu bezweifeln", zeigt sich Hangartner skeptisch gegenüber der aktuellen Situation in der Bundesliga."Ich lasse mich gerne eines Besseren belehren, aber ich befürchte, dass die wenigen Trainerentlassungen nur eine Momentaufnahme darstellen."

Anzahl der Trainerentlassungen in den vergangenen elf Spielzeiten

Saison Hinrunde Rückrunde Gesamt
2018/2019 2 ? ?
2017/2018 5 4 9
2016/2017 7 2 9
2015/2016 3 2 5
2014/2015 3 4 7
2013/2014 3 4 7
2012/2013 4 3 7
2011/2012 4 5 9
2010/2011 4 8 12
2009/2010 6 4 10
2008/2009 2 3 5

Quelle: Daten von transfermarkt.de (Es wurden nur Entlassungen während einer Saison, keine Wechsel auf der Trainerposition nach Saisonende, keine Rücktritte sowie keine Interimstrainer berücksichtigt.)

Hangartner, der in der Saison 1981/1982 den SC Freiburg trainierte, führt an, dass es "zahlreiche wissenschaftliche Studien, in denen untersucht wurde, was Trainerwechsel gebracht haben" gäbe. "In ganz wenigen Fällen wurde letzten Endes die Wirkung erzielt, die man sich als Verein erhofft hatte." Konkret nennt der 75-Jährige auch den VfB Stuttgart und die Entlassung Tayfun Korkuts.

"Man kann in einem Verein doch nicht dermaßen schnell die Geduld verlieren. Der VfB hat 35 Millionen für neue Spieler investiert und glaubt, dass dann alles nach Kochbuchrezept funktioniert. Aber eine Mannschaft zusammenzustellen dauert nun einmal. Dass jetzt auch Markus Weinzierl Probleme hat, zeigt, dass das Tief nicht an Tayfun Korkut lag, sondern ein Veränderungsprozess grundsätzlich seine Zeit braucht."

Positiv im Umgang mit Trainern hebt Hangartner seinen Ex-Verein Freiburg hervor. "Beim Sportclub ist die Überzeugung da, dass der Trainer gut ist. Die Verantwortlichen stellen sich zu 100 Prozent hinter ihren Trainer, gehen zur Not auch in die zweite Liga mit ihm."

FCN-Manager: "Manchmal Gefühls- oder Stimmungslage entscheidend"

Auch beim 1. FC Nürnberg stellt sich die Trainerfrage derzeit nicht. Trotz der sportlich angespannten Lage mit elf Punkten und Tabellenplatz 18 muss Coach Michael Köllner nicht um seinen Job bangen. "Die Ausgangslage hat sich nicht großartig geändert", sagte beispielsweise Nürnbergs Manager Andreas Bornemann in "Blickpunkt Sport".

Was das grundsätzliche Festhalten an Trainern angeht, ist er vorsichtig bezüglich einer Prognose. "Ob der Trend zu mehr Vertrauen geht, kann man nicht so pauschal sagen", sagt der 47-Jährige zu t-online.de.

"Jeder Verein hat seine eigene Betrachtungsweise und wird im Rahmen seiner Möglichkeiten entscheiden, ob ein Trainer, in welcher Situation er auch steckt, die nötigen Parameter erfüllt. Manchmal ist es auch eine bestimmte Gefühls- oder auch Stimmungslage, die darüber entscheidet, ob ein Trainer bleibt oder gehen muss."


Sicher ist: Je näher sich die Saison dem Ende neigt, desto stärker verfallen die Vereine in Panik – und zünden die letzte Patrone Trainerwechsel. Sowohl in Nürnberg als auch bei den Konkurrenten im Abstiegskampf aus Hannover und Augsburg genießt der Trainer (noch) das Vertrauen. Es wird spannend zu sehen sein, wie lange noch.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Interview in "Blickpunkt Sport"
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