Ex-Hertha-Torwarttrainer "Nicht korrekt übersetzt" – Petry wehrt sich nach Rauswurf

Nach homophoben Äußerungen in einem Interview hat sich Hertha BSC vergangene Woche von seinem Torwarttrainer getrennt. Dieser nahm nun Stellung zu den Vorwürfen.
Der ehemalige Torwarttrainer von Hertha BSC hat sich erneut gegen den Vorwurf gewehrt, in einem Interview homophobe und migrationsfeindliche Äußerungen getätigt zu haben. Der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" sagte Zsolt Petry am Montag, die ungarische Zeitung "Magyar Nemzet" habe das Interview nach der Autorisierung noch unzulässig gekürzt.
Dort war der Ungar Petry mit einer homophoben Aussage zitiert worden.
Satz soll aus Interview gestrichen worden sein
"Ich habe mich bemüht klarzustellen, dass jeder, so wie Peter, seine Meinung frei äußern darf. Ich gab jedoch zu bedenken, dass junge Spieler mit Äußerungen zu politischen Themen häufig Anfeindungen ausgesetzt sind, die ihre Karriere schädigen oder beenden können", sagte Petry der FAZ.
"Deshalb habe ich gesagt, ich weiß nicht, wie er das machen konnte. Nicht etwa, ich verstehe das nicht. Das war nicht korrekt übersetzt." Zudem sei der Satz, dass er sich "sehr gut vorstellen kann, dass ein Kind in einer homosexuellen Familie sehr glücklich aufwachsen kann", aus dem Interview gestrichen worden.
Thema wurde zum Politikum
Diese Äußerungen des langjährigen Coaches würden "insgesamt nicht den Werten von Hertha BSC entsprechen", sagte Carsten Schmidt, Vorsitzender der Geschäftsführung des Clubs nach der Freistellung, stellte aber auch klar: "Er hat zu keiner Zeit homophob oder fremdenfeindlich agiert." Der Verein setze sich trotzdem "aktiv für Werte wie Vielfalt und Toleranz ein, weil uns diese Werte wichtig sind", hieß es in einer Mitteilung: "Dies findet sich in den Äußerungen von Zsolt Petry, die er als unser Mitarbeiter öffentlich getätigt hat, nicht wieder."
Das Thema wurde in den vergangenen Tagen sogar zum Politikum. Das ungarische Außenministerium hatte das Vorgehen von Hertha BSC als Eingriff in die Meinungsfreiheit kritisiert: Deutschland und Ungarn hätten "direkte historische Erfahrungen mit dem größtmöglichen Meinungsterror, (...) weswegen die Überwachung des Grundrechts der Redefreiheit unsere gemeinsame moralische Pflicht ist", hieß es in einer Stellungnahme. "Unabhängig von der weltanschaulichen Basis ist die Beschränkung der Meinungsäußerung für die Ungarn inakzeptabel, weil sie ein System heraufbeschwört, wogegen Tausende unserer Landsleute ihr Leben geopfert haben."
Darauf reagierte die Bundesregierung am Freitag und wies die Kritik zurück. Petrys Aussagen seien "in keiner Weise nachvollziehbar", sagte der stellvertretende Sprecher des Auswärtigen Amts, Christopher Burger. Das habe der Geschäftsträger der deutschen Botschaft in Budapest bei einem Gespräch im ungarischen Außenministerium am vergangenen Donnerstag auch deutlich gemacht. "Die Anspielung insbesondere auf den Nationalsozialismus weisen wir in aller Deutlichkeit zurück."
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa