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Bayer Leverkusen zofft sich aus der Champions League


Messi trifft Bayer ins Herz
Frust und blanke Nerven: Leverkusen zofft sich raus

Von t-online
Aktualisiert am 10.12.2015Lesedauer: 4 Min.
Kurz vor Schluss sagen sich die beiden Teamkollegen Karim Bellarabi (li.) und Javier "Chicharito" Hernandez gehörig die Meinung.Vergrößern des BildesKurz vor Schluss sagen sich die beiden Teamkollegen Karim Bellarabi (li.) und Javier "Chicharito" Hernandez gehörig die Meinung. (Quelle: osnapix/imago-images-bilder)
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Aus Leverkusen berichtet Marc L. Merten

Bayer Leverkusen hat sich selbst aus der Champions League geschossen. Gegen eine Mannschaft, die nur entfernt etwas mit dem ruhmreichen FC Barcelona zu tun hatte, kam das Team von Roger Schmidt nicht über ein 1:1 (1:1) hinaus. Die enttäuschten Verantwortlichen redeten das Spiel hinterher schön, zeigten dabei aber Nerven.

Die Wahrheit über den aktuellen Zustand der Werkself offenbarten dagegen zwei Spieler, die zu Bayer-Helden hätten werden können. Was mit einem Fehlpass von Karim Bellarabi direkt beim Anstoß des Spiels begann, endete im Zoff zwischen dem deutschen Nationalspieler und Bayers kleiner Erbse, Chicharito.

Schiedsrichter muss Streithähne trennen

Bellarabi hatte kurz vor Schluss der Partie einmal mehr nicht den besser postierten Nebenmann gesucht, sondern einen Angriff lieber selbst abgeschlossen. Ohne Erfolg natürlich, was Javier Hernandez die Zornesröte ins Gesicht und zu einer klaren Ansage an seinen Mitspieler getrieben hatte. Ein Schubsen, ein Abwinken und ein Schiedsrichter, der einen Streit zweier Teamkollegen schlichten musste – das Ausscheiden aus der Königsklasse hatte einen faden Beigeschmack.

Schmidt gerät mit Sky-Reporter aneinander

Trainer Roger Schmidt hatte die Aktion nicht gesehen und wollte sie deshalb auf der Pressekonferenz nach der Partie nicht bewerten. Vielleicht wollte er sich aber auch einfach nicht noch ein zweites Mal mit einem Journalisten anlegen.

Denn schon zuvor war er mit Sky-Reporter Jan Henkel aneinander geraten. Dieser hatte es sich gestattet, eine kritische Frage zu stellen, woraufhin Schmidt geblafft hatte: "Wenn Sie noch so eine Bemerkung machen, können wir das Interview auch abbrechen."

Bayer holt sechs Zähler in der CL

Dabei waren Nachfragen mehr als notwendig gewesen nach dem unnötigen Aus in der Gruppenphase der Champions League. Leverkusen stolpert bislang mehr schlecht als recht durch die Wettbewerbe. Nur 21 Punkte und Rang acht in der Bundesliga, nun das Königsklassen-Aus mit nur sechs Punkten in einer Gruppe mit Barca, dem AS Rom und Bate Baryssau: zu wenig für die hohen Ansprüche unter dem Bayer-Kreuz.

Barca tritt mit B-Elf an

Auch am Mittwoch war es wieder zu wenig gewesen. Und das, obwohl der Gegner Barcelona hieß und Lionel Messi auf dem Platz stand. Doch die Katalanen waren maximal mit einer B-Elf angetreten: kein Pique, kein Neymar, kein Iniesta, kein Dani Alves, kein Suarez, kein Busquets, kein Mascherano. Sieben (!) Stammspieler standen nicht auf dem Rasen.

Jordi Alba, Ivan Rakitic und eben Messi waren die einzigen drei Spieler in der BayArena, die auch am letzten Wochenende gegen den FC Valencia in der Anfangsformation der Katalanen gestanden hatten.

Enrique lässt den Nachwuchs ran

Kennen Sie Wilfrid Kaptoum? Nein? Der Mittelfeldspieler hat noch nie in der Primera Division gespielt, sein Zuhause ist die 3. spanische Liga bei Barcelona B. Gegen Bayer schnupperte der 19-Jährige zusammen mit seinen Drittliga-Teamkollegen Sergi Samper, Gerard Gumbau und Juan Camara höchste Fußballluft.

Die Folge: Barcelona kam in der Partie nur auf 49 Prozent Ballbesitz. Barca! 49! Prozent! Das Team von Trainer Luis Enrique wirkte nicht wie der Titelverteidiger, sondern wie bei einem Ausflug von Schülern mit ihren Aufpassern. Letztere waren Messi und Rakitic, die im direkten Zusammenspiel zum 0:1 (20.) dafür sorgten, dass ihre Schützlinge nicht mit schlechten Erinnerungen an das Kinderparadies Champions League ins Bett gehen mussten.

Bayer nutzt seine zahlreichen Chancen nicht

Und Leverkusen? Die konterten drei Minuten später durch Chicharito und hatten auch nach dem 1:1 viele Chancen zum Siegtreffer, vergaben sie allerdings reihenweise. Mal überhastet, mal leichtfertig, mal mit Pech und mal dank eines überragenden Marc-Andre ter Stegen im Barca-Tor.

Doch trotz aller Tormöglichkeiten blieb das Gefühl: Das soll alles gewesen sein? Diese Leistung soll der Anspruch von Bayer 04 Leverkusen sein? Gegen ein maximal B-Elf-taugliches Barcelona mit mehreren Drittliga-Spielern, das im ganzen Spiel auf gerade einmal vier (!) Torschüsse kam – allesamt abgegeben in der ersten Halbzeit?

Noch ein Tor hätte für das Achtelfinale gereicht

"Heute bin ich einfach mega enttäuscht", sagte Schmidt hinterher. "Das war ein Drama, dass wir den Ball nicht im gegnerischen Tor untergebracht haben."

Die Zuschauer verließen die ausverkaufte BayArena mit dem Gefühl, das mehr drin gewesen wäre, zumal der AS Rom gegen Baryssau nur Unentschieden gespielt hatte und damit ein Dreier für das Achtelfinale gereicht hätte. Nun also heißt es Europa League, das unliebsame Trostpflaster, das man sich erst schönreden muss, um es gut zu finden.

Völler: "Stellen uns der neuen Herausforderung"

"Die Europa League ist ein super Wettbewerb", erklärte Schmidt denn auch, wenngleich wenig überzeugend. "Alle Mannschaften kämpfen hinten raus darum, den Cup zu gewinnen". Betonung auf "hinten raus", was nichts anderes bedeutet, als: Wenn man sich mal damit abgefunden hat, eben nicht Champions League zu spielen, dann versucht man eben, das beste aus der Situation zu machen.

Oder mit den Worten von Rudi Völler: "Das müssen wir jetzt akzeptieren. Wir haben kein zweites Tor erzielt. Das ist eine große Enttäuschung. Aber wir stellen uns der neuen Herausforderung Europa League."

Schmidt gesteht Fehler in Personalpolitik ein

Es bleibt die Frage, warum Leverkusen in dieser Saison nicht das Potential abruft, das man dieser Mannschaft eigentlich zuspricht. "Das ist ein Kritikpunkt", gestand Völler ein. Sein Angestellter Schmidt, der in den letzten Wochen viele unangenehme Fragen hatte beantworten müssen, konnte auch keine Antwort liefern. Doch er ließ durchblicken, dass man im Sommer auf dem Transfermarkt vielleicht nicht alles richtig gemacht hat.

Mit Simon Rolfes (Karriereende), Heung-Min Son (Tottenham), Stefan Reinartz (Frankfurt), Gonzalo Castro (Dortmund) und Emir Spahic (Kündigung) habe Bayer "mehrere Spieler verloren, die in den letzten Jahren das Gesicht des Klubs geprägt haben", so Schmidt. In Kombination mit diversen Verletzten – Kapitän Lars Bender verließ das Stadion einmal mehr auf Krücken – sei es "dann normal, dass wir noch nicht da sind, wo wir letzte Saison in der Rückrunde waren".

Völler zum Streit: "Kann passieren"

Und das, obwohl man eigentlich gehofft hatte, gerade mit Spielern wie Bellarabi und vor allem Chicharito auch in der Königsklasse noch einen draufsetzen zu können. Doch statt einen draufzusetzen, setzte es was zwischen den beiden Stars.

Zoff statt Harmonie – was Rudi Völler zumindest äußerlich nicht mal störte. "Erst sagt man, bei uns sei es zu ruhig. Dann scheißen sich zwei Jungs mal zusammen, dann ist es auch wieder nicht gut. Das kann passieren." Also alles halb so wild bei Bayer? Es klang so ähnlich wie Schmidts Bemerkung, die Europa League sei ein "super Wettbewerb".

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