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Spielortverlegungen von Leipzig, Gladbach & Co.: Sagt die Champions League ab!


Nach Spielortverlegungen
Sagt die Champions-League-Saison sofort ab

  • Dominik Sliskovic
MeinungVon Dominik Sliskovic

Aktualisiert am 10.02.2021Lesedauer: 3 Min.
Meinung
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Toni Kroos (l.) und Christoph Kramer in der Gruppenphase: Für beide gibt es in den kommenden Wochen kuriose Champions-League-Reisen.Vergrößern des Bildes
Toni Kroos (l.) und Christoph Kramer in der Gruppenphase: Für beide gibt es in den kommenden Wochen kuriose Champions-League-Reisen. (Quelle: Moritz Müller/imago-images-bilder)

RB Leipzig, Gladbach, Hoffenheim: Diese Klubs haben aufgrund der Corona-Vorschriften bereits ihre Europapokal-Heimspiele ins Ausland verlegt. Ein absurder Schritt. Denn: Die Saison gehört abgebrochen.

Kommende Woche starten in der Champions und Europa League die K.o.-Phasen. Jahr für Jahr sind es diese Duelle, auf die Fans und Spieler gleichermaßen besonders hinfiebern: Das Flutlicht, die Hymne vor dem Anpfiff, das Millionenpublikum am Bildschirm. Doch auch diese Europapokalsaison wird, wie auch bereits die vergangene, von der Corona-Pandemie überschattet. Während in der Gruppenphase sogar gelegentlich Fans in den Stadien zugelassen waren, etwa in Rennes, machen Virusmutanten und rigorose Einreiseverbote Europapokalabende mit Anhängern auf den Rängen im Frühjahr 2021 endgültig unmöglich. Und dennoch halten die Uefa und die Klubs an den Spielen fest. Dabei gehört die Saison spätestens jetzt abgesagt.

Die Aufrechterhaltung des Bundesliga-Spielbetriebs ist weitestgehend akzeptiert und durch klare Hygiene- und Reisekonzepte innerhalb der Bundesrepublik sichergestellt. Ein Festhalten am Kräftemessen zwischen den besten Teams des Kontinents ist der Allgemeinbevölkerung jedoch nicht zu vermitteln.

Warum gibt man sich mit den bisherigen Privilegien nicht zufrieden?

Während sich Abermillionen von Menschen in den eigenen vier Wänden verschließen und auf jeden nicht unbedingt notwendigen sozialen Kontakt verzichten, sollen Teams, Trainerstäbe und Funktionäre aus Corona-Risikogebieten wie England quer durch Europa reisen, um 90 Minuten den Schein einer funktionierenden Blase aufrechtzuerhalten. Denn gerade in England infizieren sich auch immer mehr Sportler mit Covid-19.

Statt also auf diese unnötige Gefährdung von Menschenleben zu verzichten und sich mit dem Privileg, zumindest die nationalen Wettbewerbe austragen zu dürfen, zufriedenzugeben, suchen Vereine wie RB Leipzig, Borussia Mönchengladbach und TSG Hoffenheim nach Corona-Schlupflöchern in Europa, um sich auch in diesem Jahr am Millionentopf Europapokal zu nähren. So tragen die Champions-League-Teilnehmer aus Leipzig und Gladbach ihre Heimspiele im ungarischen Budapest aus, während die Hoffenheimer ins spanische Villareal ausweichen.

Die Bundesligisten agieren dabei nicht wesentlich anders als gierige Finanzhaie, die ihre Wohnsitze munter von einem Steuerparadies ins andere verlegen, immer auf der Suche nach der nächsten Kapitalmaximierung. Denn bei dieser Entscheidung der Klubs geht es nicht um einen "Wettstreit auf höchstem Niveau", mit dem die Verlegungen gerechtfertigt wurden, sondern ums liebe Geld. Dass mit der Aufgabe der Heimspielstätte ganz nebenbei Tür und Tor für weitere Auswüchse, wie etwa regelmäßige "Heimspiele" im Ausland, wie sie besonders im US-Sport aus Marketinggründen seit Jahren gang und gäbe sind, geöffnet wird, ist noch eine ganz andere Geschichte.

Zwei spanische Klubs zeigen, dass es auch anders geht

Dass man bei diesem ganzen Maximierungs- und Internationalisierungsdenken nicht zwangsläufig mitmachen muss, haben erst vergangenes Jahr die beiden baskischen Traditionsvereine Athletic Bilbao und Real Sociedad San Sebastian bewiesen. Die beiden Teams aus dem Norden Spaniens sollten im Sommer 2020 das Pokalfinale austragen, aufgrund der Pandemie im zuschauerleeren Olympiastadion von Sevilla. Obwohl es dabei um Silberware (für San Sebastian hätte es der erste Titel seit 1987 werden können), Prestige und die Europapokalqualifikation ging, verständigten sich beide Klubspitzen keine 48 Stunden nach der Verbandsentscheidung, auf das Endspiel in dieser Form zu verzichten. Man könne den Anhängern und dem gesamten Baskenland diesen großartigen Feiertag nicht einfach nehmen und wolle die Partie deshalb erst austragen, wenn wieder Zuschauer im Stadion zugelassen seien, kommunizierten die Vereine in einer gemeinsamen Erklärung. Bis heute halten Bilbao und San Sebastian an ihrer Entscheidung fest.

Nun ist es auch Aleksandar Ceferins Pflicht, Realitätsnähe und Moral zu beweisen. Spricht der Uefa-Präsident kein Machtwort beim rückgratlosen Spielortgeschacher, macht er sich mitschuldig, sollten sich die Europapokalpartien zu Superspreader-Events entwickeln. Dies ist die Gelegenheit, dass Ceferin sich mit klarer Kante als umsichtige Führungspersönlichkeit profiliert. Geldgeile Jasager gibt es im Fußball schließlich schon mehr als genug.

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