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Frauen-WM 2023: Darum lief das erste Viertelfinale mitten in der Nacht


Mit Favorit Spanien
Kurios: Darum lief das erste Viertelfinale mitten in der Nacht

  • Noah Platschko
Von Noah Platschko

Aktualisiert am 11.08.2023Lesedauer: 4 Min.
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Damaris Egurrola: Die niederländische Nationalspielerin traf auf ihre alten Kolleginnen. (Quelle: IMAGO/James Gourley/Shutterstock)

Vor dem Duell zwischen den Niederlanden und Spanien ging es zunächst um die USA. Und auch um eine Spielerin, die beide Seiten kennt.

Aus Sydney berichtet Noah Platschko

Eigentlich sollte es um das Viertelfinale gegen Spanien gehen. Doch Stürmerin Lineth Beerensteyn hatte noch eine Botschaft an die ausgeschiedenen US-Amerikanerinnen, als sie zu deren überraschendem Achtelfinal-Aus gegen Schweden befragt wurde.

"Als ich hörte, dass sie raus sind, dachte ich: 'Ja, tschüss.' Sie hatten von Anfang an eine große Klappe, haben von Anfang an vom Finale gesprochen. Ich habe immer noch viel Respekt vor ihnen, aber sie müssen erst ihre Qualitäten auf dem Spielfeld zeigen, bevor sie reden. Ich hoffe, sie werden daraus lernen", so die 26-Jährige auf der Pressekonferenz vor dem Match der Niederlande gegen Spanien.

Gruppenplatz zwei hatte Folgen

Die USA waren einer der Gruppengegner der Niederlande, die sich in Gruppe E überraschend Platz eins – und damit das vermeintlich leichtere Achtelfinale gesichert hatten. Während "Oranje" mit Südafrika auf einen vermeintlich leichteren Gegner traf, bekamen es die US-Girls mit den Schwedinnen zu tun, die sich letztendlich im Elfmeterschießen durchsetzten.

Dass die USA Platz eins in der Gruppe verpassen würde, hatte man wohl selbst bei der Fifa nicht gedacht. Die Anstoßzeiten für ein etwaiges Achtel- oder Viertelfinale der US-Girls waren auf 12 beziehungsweise 11 Uhr Ortszeit (in den USA) gelegt – so, dass der amerikanische TV-Anbieter zur besten abendlichen Sendezeit die Partien von Rapinoe und Co. hätte übertragen können.

Nun duellierten sich am Freitag also Spanien und die Niederlande um drei Uhr nachts deutscher Zeit. Eine Herausforderung für die Fans beider Mannschaften – zumal die Partie auch noch in die Verlängerung ging (mehr dazu lesen Sie hier). "Es ist eine Entscheidung des Veranstalters und wir müssen es nehmen wie, es ist. Wir können es nicht ändern und hoffen, dass viele aufstehen werden, um sich das Match anzuschauen", zeigte sich Hollands Coach Andries Jonker vor dem Match pragmatisch, hatte aber gleichzeitig eine Nachricht an die Fans in der Heimat: "Wenn Sie guten Fußball mögen, wenn Sie einen Fight sehen wollen, dann: Stehen Sie auf", so der Appell des 60-Jährigen. Glück brachten die Fans ihrer Mannschaft jedenfalls keines.

Jonker schien in diesen Tagen die Ruhe selbst zu sein. Den Sieg gegen Südafrika feierte er seelenruhig mit den Händen in den Hosentaschen, den Gang aufs Siegerfoto vermied er. Der Coach nahm sich nicht zu wichtig und glaubte, so seinem Team am besten helfen zu können. "Natürlich bin ich manchmal emotional, aber meine Hauptaufgabe ist es, kühlen Kopf zu bewahren, zu analysieren. Es hilft mir, ruhig und fokussiert zu sein", so der frühere Bayern- und Wolfsburg-Trainer auf t-online-Nachfrage. Er selbst vertraue seinem Team, er sei zu "100 Prozent" überzeugt von dessen Qualität. "Wenn du das bist, dann bist zu entspannt", so der Fußballlehrer noch vor derm Viertelfinale.

Spanien trifft auf eine alte Bekannte

Die Auftritte seiner Mannschaft waren bislang allerdings kaum berauschend. Lediglich beim 7:0 gegen Vietnam spielten sich die Niederlande in einen Rausch. Gegen Spanien, das zum allerersten Mal überhaupt in einem WM-Viertelfinale steht, war sein Team zumeist in der Defensive gefragt. Das Team von der Iberischen Halbinsel war mit dem Selbstvertrauen eines furiosen 5:1-Sieges über die überforderten Schweizerinnen in das Duell mit "Oranje" gegangen – und war dort auf eine alte Bekannte getroffen.

Denn mit Damaris Egurrola gehört eine Spielerin zum erweiterten Stamm der Niederlande, die die spanischen Jugendmannschaften durchlaufen hat. Damaris, Tochter einer holländischen Mutter und eines baskischen Vaters, hatte die Möglichkeit, für eine von drei Nationalmannschaften zu spielen, da sie in Orlando (Florida) geboren wurde. Sie entschied sich in ihrer Jugend für Spanien, erzielte 2017 für die U19 ein Kopfballtor im EM-Finale gegen Frankreich und erreichte ein Jahr später das Finale der U20-Weltmeisterschaft.

Im Mai 2019 feierte sie schließlich ihr Debüt für die spanische A-Nationalmannschaft – allerdings nur in einem Testspiel gegen Kamerun, bei dem sie in den Schlussminuten eingewechselt wurde. Cheftrainer Jorge Vilda, damals wie heute im Amt, strich Damaris allerdings für den Kader bei der WM 2019 in Frankreich. Weitere Einsätze für das A-Team sollten nicht folgen, es kam zum Bruch zwischen Spielerin und Trainer.

Im Januar 2022 gab Damaris der spanischen Zeitung "El Confidencial" ein Interview, in dem sie bestätigte, dass sie fortan für die niederländische Auswahl spielen würde. Dabei sparte sie auch nicht mit Kritik an Trainer Vilda. "Niemand vom spanischen Team hat mich kontaktiert. (...) Ich weiß nur, dass er (Vilda, Anm. d. Red.) versucht hat, mit einem meiner Teamkolleginnen über mich zu sprechen. Aber er hat nie direkt mit mir gesprochen". Damaris bezichtigte Vilda gar der Lüge, dieser habe ein "persönliches Problem" mit ihr gehabt.

Reisestrapazen keine Ausrede

Im April 2022 gab sie schließlich ihr Debüt für die Niederlande – und stand gegen ihre alten Kolleginnen am Freitag sogar in der Startelf. Hollands Mittelfeldspielerin Danielle van de Donk fehlte gelbgesperrt, sodass Damaris in die Startelf rückte. "Damaris ist ein wichtiger Teil unseres Teams. Sie kennt die spanischen Spielerinnen sehr gut und hilft uns, sie zu analysieren. Natürlich werde ich mit ihr reden", hatte Trainer Jonker noch vor Anpfiff angekündigt.

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Die Partie wurde übrigens in Wellington in Neuseeland ausgetragen – im Gegensatz zum Achtelfinale, das "Oranje" noch im australischen Sydney spielen musste. Mehr als 2.200 Kilometer trennen beide Metropolen, doch die Reisedistanzen wollten weder Spielerinnen noch Trainer als Ausrede gelten lassen.

"Es ist hart. Reisen ist immer stressig, aber wir haben uns mittlerweile daran gewöhnt. Jeder im Team versucht so gut wie möglich zu regenerieren. Wir waren bislang immer fit. Das Reisen ist nicht unsere größte Herausforderung", spielte Stürmerin Beerensteyn etwaige Nachteile herunter, während es Jonker mit Humor nahm. "Wir sind schon Flug-Weltmeister", witzelte der Coach. Für den Triumph auf dem Rasen reichte es allerdings nicht.

Verwendete Quellen
  • Pressekonferenz der niederländischen Nationalmannschaft
  • forbes.com: "Former Spanish International Adds Intrigue To Women’s World Cup Match With Netherlands" (englisch)
  • Eigene Recherche
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