"Kritische Gespräche nicht möglich" Menschenrechtsbeauftragte sagt Reise nach Katar ab
Eigentlich wollte die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung mit DFB-Präsident Bernd Neuendorf nach Katar reisen. Doch sie entschied sich nun dagegen.
Die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Luise Amtsberg (Grüne), verzichtet auf ihre ursprünglich geplante Mitreise mit Innenministerin Nancy Faeser (SPD) am Montag nach Katar. Die jüngsten Entwicklungen hätten verdeutlicht, wie schwierig es im Vorfeld der Fußball-WM sei, mit der katarischen Regierung "die von mir geplanten offenen und auch kritischen Gespräche über die Menschenrechtslage in Katar zu führen", erklärte Amtsberg am Sonntag.
Amtsberg kündigte an, ihre Reise und die geplanten Gespräche zu einem späteren Zeitpunkt abhalten zu wollen. "Katars wachsende Rolle als regionaler und globaler Akteur zur Kenntnis nehmend, bleibt der internationale Druck und unser Bemühen für den Schutz der Menschenrechte auch nach der WM zentral."
DFB-Präsident Neuendorf fliegt nach Katar
Faeser reist am Montag mit DFB-Präsident Bernd Neuendorf nach Katar, beide hatten angekündigt, die Menschenrechtslage klar ansprechen zu wollen. Nach kritischen Äußerungen Faesers im ARD-Magazin "Monitor" hatte das Außenministerium in Doha am Freitag den deutschen Botschafter einbestellt und eine Protestnote übergeben. Katar verurteile Faesers Äußerungen aufs Schärfste, die angesichts der "ausgezeichneten Beziehungen" beider Länder gegen diplomatische Normen verstoßen würden, berichtete die katarische Nachrichtenagentur QNA. Dass die Reise der Innenministerin dennoch stattfinde, bestätigte das Ministerium am Wochenende.
Faeser und Neuendorf hatten sich bei der Ankündigung der Reise klar positioniert: Gesprochen werden soll über die Menschenrechte, die Lebensbedingungen ausländischer Arbeiter – jene Themen, die kurz vor dem Anpfiff der Endrunde (20. November bis 18. Dezember) in Deutschland bewegen. Im Zuge der Energiekrise hat die Bundesregierung aber auch neue Verbindungen nach Doha geschaffen, vor Faeser waren Wirtschaftsminister Robert Habeck und Bundeskanzler Olaf Scholz im Emirat. Um Menschenrechte ging es dabei nur am Rande.
- Mit Material der Nachrichtenagentur AFP
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa