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FC Bayern | Müller-Abschied: Stadionsprecher enthüllt spektakulären Plan


Kult-Stadionsprecher enthüllt spektakulären Plan
"Dann heißt es: 'Radio Müller' ist wieder auf Sendung"

InterviewVon Julian Buhl

09.05.2025 - 10:37 UhrLesedauer: 6 Min.
Stephan Lehmann (l.) und Thomas Müller: Der Bayernstar lieferte gemeinsam mit dem Kult-Stadionsprecher so einige lustige Momente in seiner Karriere.Vergrößern des Bildes
Stephan Lehmann (l.) und Thomas Müller: Der Bayernstar lieferte gemeinsam mit dem Kult-Stadionsprecher so einige lustige Momente in seiner Karriere. (Quelle: imago sportfotodienst)
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Kult-Stadionsprecher Stephan Lehmann wird Thomas Müller am Samstag im letzten Heimspiel für den FC Bayern verabschieden. Im Interview mit t-online verrät er einen spektakulären Plan.

Er ist die Stimme des FC Bayern. Jeder, der in den vergangenen knapp 30 Jahren einmal ein Heimspiel des Rekordmeisters besucht hat, kennt Stephan Lehmann. Und den durchdringenden, sonoren Sound, mit dem er als Kult-Stadionsprecher bereits seit August 1996 die Partien in München moderiert.

Lehmann hat in den vergangenen drei Jahrzehnten wirklich schon fast alles erlebt. Was am Samstag (ab 18.30 Uhr im Liveticker bei t-online) beim Heimspiel des FC Bayern gegen Gladbach auf ihn zukommen wird, ist aber auch für den 62 Jahre alten Routinier eine Erfahrung, die er bislang nicht gemacht hat: Da wird er den Namen von Thomas Müller nämlich zum allerletzten Mal ins Mikrofon rufen und den Weltmeister von 2014, der seit 25 Jahren und schon als Jugendspieler im Verein war, bei seinem letzten Heimspiel für den FC Bayern verabschieden.

Im Interview mit t-online spricht Lehmann, der Müller während seiner gesamten Bayern-Karriere begleitet hat, darüber, wie das ablaufen und wie emotional das für alle Beteiligten werden wird.

t-online: Herr Lehmann, wie blicken Sie auf den Samstag voraus, diesen besonderen Tag für den FC Bayern, Thomas Müller und auch Sie persönlich?

Stephan Lehmann: Natürlich ist das kein normaler Tag und erst recht kein normales Spiel. Dieser 10. Mai wird etwas ganz Besonderes. Allein schon das Duell: Bayern gegen Borussia Mönchengladbach. Für mich ein Klassiker aus den 70er-Jahren, als beide Teams regelmäßig um die Meisterschaft kämpften – das ist meine fußballerische Sozialisation. Dann gibt's auch noch die Meisterschale – ein toller Erfolg für Vincent Kompany und das ganze Trainerteam. Auch für Harry Kane, der endlich seinen ersten Titel feiern kann. Aber der emotionale Höhepunkt ist natürlich der Abschied von Thomas Müller. Er hat in seiner Profi-Karriere nie für einen anderen Verein gespielt. Eine echte Ära geht zu Ende.

Sind Sie da trotz ihrer fast 30 Jahre Erfahrung als Stadionsprecher ein wenig nervös?

Jetzt nicht im klassischen Sinne, ich bin dann eher konzentriert. Weil es natürlich wahnsinnig emotional wird – für die Südkurve, für das ganze Stadion und ganz sicher auch für mich. Da sind dann schon extrem viele Gefühle mit im Spiel.

Sicher auch ein wenig Wehmut, oder?

Die Zeit von Thomas Müller ist jetzt zumindest als Profifußballer beim FC Bayern München vorbei. Irgendwann geht alles und jede Karriere mal zu Ende, gerade als Feldspieler kannst du ja nicht ewig spielen. Was er als Nächstes macht, wissen wir noch nicht. Ich glaube aber nicht, dass er dem Verein ganz verloren geht.

Wie meinen Sie das?

Der FC Bayern und Thomas Müller gehen ja jetzt nicht getrennte Wege. Das kann ich mir nicht vorstellen. Jetzt lässt man das alles mal sacken, auch den Thomas das verarbeiten. Aber er wird weiter Teil des FC Bayern sein, davon bin ich überzeugt. Vielleicht kehrt er irgendwann zurück – als Manager oder in anderer Funktion. Die Tür beim FC Bayern bleibt immer offen für ihn.

Was macht ihn für Sie so einzigartig?

Thomas Müller ist der fleischgewordene FC Bayern. Er hat immer gespielt, war fast nie verletzt und hat alles gewonnen, was man gewinnen kann. In Deutschland gibt's keinen Spieler mit einer größeren Titelsammlung als er. Und dann hat er natürlich durch seinen Humor und seine bayerische Schnauzn – aus Pähl is' er – die bayerische Seele getroffen. Seine Sprüche, Analysen, seine Offenheit und Extrovertiertheit, er hat keine Angst vor Menschen, ist ehrlich, nahbar – das alles gibt es in dieser Kombination nur einmal. Und wird es wahrscheinlich so nie mehr geben.

Haben Sie sich schon Gedanken gemacht, wie es für Sie sein wird, seinen Namen zum letzten Mal ins Stadionmikrofon zu rufen, und wie genau Sie das tun werden?

Dass es tatsächlich das letzte Mal sein wird, machen Sie mir gerade bewusst. Da habe ich ehrlich gesagt noch gar nicht so richtig darüber nachgedacht. Das wird schon etwas ganz Besonderes. Ich habe seinen Namen ja oft gerufen – und die Fans haben geantwortet. Gezählt habe ich es nicht, aber der Thomas ja vielleicht. (lacht) Es wird ja noch eine schöne interne Meisterfeier geben nächste Woche und dann auch den Empfang auf dem Münchner Rathausbalkon. Da gibt es bestimmt die Möglichkeit, dass wir auch darüber noch mal ein bisschen hin- und herfrotzeln.

Als Müller gegen Mailand (1:2) eingewechselt wurde und zum zwischenzeitlichen Ausgleich traf, riefen Sie seinen Namen gleich fünf Mal ...

Das war damals spontan – so etwas plant man nicht. Ich versuche immer, das Bindeglied zwischen Mannschaft und Publikum zu sein. Und das war ein magischer Moment, in dem es einfach so das Gefühl von jedem war: Wie geil, der Thomas kommt rein, alle wissen, es ist seine letzte Saison, ein wichtiges Spiel – und er macht dann das Tor. Das kannst du dir als Drehbuchautor nicht besser schreiben. Und dann schreit man halt fünfmal Müller. Mal sehen, was am Samstag passiert – vielleicht trifft er ja noch mal. Das würde ich ihm auf jeden Fall wünschen.

Wären Sie denn bereit, ihm das Stadionmikrofon zu übergeben, damit er sich nochmal an die Fans richten kann?

Ja natürlich! Das machen wir dann nach dem Spiel. Wenn er das möchte, dann gebe ich ihm das Mikro gerne. Der Thomas kann alles machen. Dann heißt es: "'Radio Müller' ist wieder auf Sendung – die nachfolgenden Sendungen verschieben sich um sechseinhalb Stunden." (lacht)

Müller am Stadionmikrofon dürfte am Samstag sicher der emotionale Höhepunkt werden, oder?

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Gut möglich. Das wird sehr spannend.

Warum genau?

Wie er dann reagiert. Ob er dann sagt: Jetzt habt's eich ned so und tut's ned so umeinander. Und ob er eher lustig ist. Oder ob er dann doch vielleicht sentimental wird. Das weiß man nicht und das kann man auch nicht planen. Und das ist auch gut so. Es soll ja auch alles möglichst authentisch und einfach ehrlich sein – so wie er eben auch ist.

Was ist ansonsten zu Thomas Müllers Ehren in der Arena geplant, worauf können sich die Fans freuen?

Da kann ich aktuell noch nichts verraten. Da entscheiden sich viele Dinge kurzfristig und es soll ja auch ein bisschen eine Überraschung bleiben. Aber eins ist jedem im Verein bewusst.

Was denn?

Was für ein Ausnahmefußballer Thomas ist. Ich füge ja schon seit vielen Jahren bei der Mannschaftsaufstellung bei seinem Namen den Zusatz "The one and only" ein. Weil er einfach einzigartig ist: Aus der eigenen Jugend, damals beim Merkur Cup als Zwölfjähriger entdeckt. Sein erster Profi-Einsatz und dann kam Louis van Gaal, der sagte: "Müller spielt immer." Und so war es dann auch. Diesem Mann muss man einfach die nötige Wertschätzung entgegenbringen. Er war ein ganz besonderer Spieler.

Erinnern Sie sich noch an Müllers Debüt, als Sie seinen Namen zum ersten Mal riefen?

Nicht so ganz genau. Aber das muss 2008 gewesen sein.

Richtig. Am 15. August 2008 wurde Müller damals für Miroslav Klose eingewechselt beim 2:2 gegen den Hamburger SV, für den Vincent Kompany damals auch auf dem Feld stand ...

Herrlich, das ist der Knaller. So schließt sich jetzt der Kreis.

Haben Sie eine persönliche Anekdote mit Thomas Müller, die Sie besonders in Erinnerung behalten werden?

Wir haben immer wieder mal miteinander gefrotzelt. Aber da gibt's ein sehr schönes Bild: Ich moderiere da gerade auf dem Rathausbalkon, und er schleicht sich von hinten an und setzt mir die Meisterschale quasi imaginär auf meine Glatze. So nach dem Motto: Da kann man sie ja abstellen. Ich habe davon nichts mitbekommen und mich nur gewundert, warum Tausende Bayernfans da unten alle plötzlich zum Grinsen und Lachen anfangen. Erst als ich das Foto hinterher sah, wurde mir klar, was passiert war. Das sind so nette Geschichten, die bleiben.

Sie werden ihn also vermissen?

Natürlich. Aber noch mal: Ich bin sicher, dass wir uns auch weiterhin über den Weg laufen werden – beim FC Bayern und auch mal bei Charity-Events oder vielleicht bei einem Golfturnier. Thomas ist ein leidenschaftlicher Golfer – wer weiß, ob er nicht sogar noch Profi wird. (lacht) Thomas ist ja nicht aus der Welt. Das wird ein ganz normales, entspanntes Verhältnis zu ihm bleiben.

Verwendete Quellen
  • Telefonisches Interview mit Stephan Lehmann
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