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FC Basel: Einstiger Serienmeister der Schweiz kämpft um Existenz


Schwere Krise
Top-Klub kämpft um seine Existenz


04.11.2023Lesedauer: 5 Min.
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Basler Fans zünden Pyrotechnik: Klub in der tiefen Krise.Vergrößern des Bildes
Basler Fans zünden Pyrotechnik: Klub in der tiefen Krise. (Quelle: IMAGO/imago-images-bilder)

Der FC Basel war vor nicht wenigen Jahren so etwas wie der FC Bayern der Schweiz. Diese Zeiten scheinen ewig her – 2023/24 steht der Klub vor dem sportlichen Abgrund. Die Gründe sind vielfältig.

Ob Urs Fischer aktuell überhaupt Zeit hat, nach Basel zu schauen, ist fraglich – der Schweizer hat mit dem von ihm trainierten 1. FC Union Berlin aktuell schließlich schwere Zeiten zu bewältigen: Zehn Niederlagen in Folge, die erste große Schwächephase in der Amtszeit des bedächtigen 57-Jährigen in der Hauptstadt.

Und doch verbindet Fischer und Basel aktuell einiges: Beider letzter großer Titel liegt mittlerweile sechs Jahre zurück. Damals führte der Fußballlehrer den FCB zum Double aus Meisterschaft und Pokal – und ist damit verantwortlich für die bis heute letzten Erfolge des einstigen Schweizer Serienmeisters.

Deutscher Trainer musste gehen

Denn kurioserweise macht auch der FC Basel gerade eine schwere Krise durch – mehr noch: Vielleicht die schwerste der Vereinsgeschichte. Denn der Klub, der nach der Jahrtausendwende zwölf seiner insgesamt 20 Meisterschaften und acht seiner 13 Pokalfinals gewann und von 2010 bis 2017 acht Mal in Folge den Titel holte, ist 2023/24 aktuell Tabellenletzter der Schweizer Super League. Topklub? Das war mal. Die bittere Realität: Der FC Basel kämpft um seine sportliche Existenz.

Erst am letzten Spieltag am vergangenen Wochenende erreichte "Rotblau" einen neuen Tiefpunkt: 0:3 beim FC Lausanne-Sport, der den Konkurrenten im Abstiegskampf zeitweise vorführte, als hätte da gar nicht der Tabellen-Siebte gegen den Zwölften gespielt, sondern ein Team aus der ganz oberen Hälfte des Klassements. Bitter dazu: Zwei der drei Lausanne-Tore erzielte Kaly Sene – der erst im Sommer ablösefrei aus Basel gekommen war.

Das Debakel bedeutete auch das schnelle Aus für den deutschen Trainer Heiko Vogel. Der 47-Jährige musste am Dienstag gehen – und das nach gerade einmal einem Monat im Amt. Unter Vogel verlor der FCB alle vier Spiele, erzielte dabei keinen einzigen Treffer und rutschte in der Super League ans Tabellenende. Der Rückstand auf den Vorletzten Stade Lausanne-Ouchy beträgt fünf Punkte. Insgesamt schaffte Basel in den bisherigen elf Saisonspielen nur einen einzigen Sieg, kassierte dabei gleich acht Niederlagen. Mit 25 Gegentreffern hat die Mannschaft zudem die schlechteste Abwehr der Liga.

Die Lage ist ernst

Vogels Nachfolger wird der frühere Schweizer Nationalspieler Fabio Celestini (48), der einen Vertrag bis zum Saisonende erhielt. Vogels Vorgänger war übrigens ebenfalls ein deutscher Trainer: Timo Schultz, früher beim FC St. Pauli – der selbst wiederum Vogel beerbt hatte, der zuvor bereits von Februar bis Saisonende 2022/23 an der Seitenlinie stand. Es war sogar bereits das dritte Engagement des früheren Jugendtrainers des FC Bayern in Basel: Vogel hatte Basel bereits von Oktober 2011 bis Oktober 2012 trainiert und in dieser Zeit das Double geholt. Anfang dieses Jahres kam er als Sportdirektor zurück nach Basel. Gut zwei Monate später wurde er nach der Trennung von Alex Frei Interimstrainer und zog mit dem FCB ins Halbfinale der Conference League ein. Nun aber war Vogel glücklos.

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Wie ernst die Lage ist, machte auch die Erklärung des Klubs deutlich: "Als Tabellenletzter mit immer größer werdendem Abstand zu den vorderen Plätzen und aufgrund des ausbleibenden Turnarounds sieht sich der FC Basel 1893 nach den jüngsten Auftritten in der Liga veranlasst, die Zusammenarbeit mit Heiko Vogel per sofort zu beenden", teilte der Verein am Dienstag mit. Vogel und seiner Mannschaft sei es nicht gelungen, "aus der Negativspirale auszubrechen und die angestrebten Lösungsansätze konnten aus Sicht der Sportkommission zu wenig auf den Platz gebracht werden." Dabei hatte Vogel noch nach seinem nun letzten Spiel erklärt: Er sei nicht mit seinem Latein am Ende, "nein. Ich habe noch gar nicht begonnen mit Latein."

Die Negativspirale entwickelte sich aber nicht erst zu Beginn dieser Spielzeit, sie ist vielmehr Resultat eines schleichenden Niedergangs. Die letzte Saison beendete Basel nur auf Platz fünf – so schlecht wie zuletzt 2001. Der einstige Champions-League-Dauergast ist nur noch ein Schatten der eigenen Dominanz. "Der FC Bayern der Schweiz" wurde Basel vor Jahren noch genannt. Diese Zeiten sind vorbei.

Kontroverser Klubchef

Der beschleunigte sportliche Niedergang indes geht einher mit der neuen Klubführung um den früheren Spieler David Degen. Der 40-jährige Zwillingsbruder des langjährigen Dortmunders Philipp Degen ist seit Mai 2021 Klubpräsident, wirkt mittlerweile auch als Chief Football Officer. Doch Berichten zufolge scheint Degen überfordert mit den Aufgaben, habe dazu mit patzigen, undiplomatischen Auftritten nicht nur sich selbst, sondern auch dem Klub geschadet.

Zwar hat Basel in diesem Sommer ein Transferplus erwirtschaftet – Einnahmen von 52,5 Millionen Euro stehen Ausgaben von knapp 35 Millionen gegenüber –, doch mangelt es dem Kader mittlerweile an der nötigen Qualität. Gleich sechs Stammspieler haben den Verein im Sommer verlassen, damit auch 54 Prozent aller Torbeteiligungen und 42 Prozent aller Spielminuten der vergangenen Saison. Und das, obwohl Degen bei der Mitgliederversammlung im Mai noch ankündigte, "90 Prozent" des Kaders zusammenhalten zu wollen. Entstanden ist mit einem Durchschnittsalter von 23,1 Jahren zwar die zweitjüngste Mannschaft der Liga – der man ihren Mangel an Erfahrung aber immer wieder anmerkt. Zumal schon der vorherige Kader gerade noch den Conference-League-Platz fünf erreicht hatte.

Degen sorge dazu mit seinen Personalentscheidungen und einem Schlingerkurs für Verunsicherung und Unruhe im Klub, berichtet die "Neue Zürcher Zeitung". Beispielsweise sei im Sommer 2022 der arrivierte Martin Andermatt als Assistent des damals neuen Trainers Alex Frei in den Klub geholt worden – doch als dieser wenige Monate später entlassen wurde, sei Andermatt bei der Nachfolge vom Klub und dem damaligen Sportdirektor Vogel übergangen worden, obwohl er im Verein die größte berufliche Erfahrung vorzuweisen gehabt hätte. Heute gehört Andermatt der Sportkommission des Klubs an – die gerade Vogels Entlassung entschieden hat.

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"Ein Fehler"

Kurios auch der Fall von Freis Vor-Vorgänger Patrick Rahmen: Trotz eines Punkteschnitts von 2,11 Zählern pro Spiel – dem besten seit Fischer (2,19) – musste der beliebte Trainer im Februar 2022 gehen. Nach einem 3:0-Sieg gegen Lausanne-Sport. Informationen des "Blick" zufolge soll sich Degen nach der Partie in der Kabine einen Wutausbruch gegen Rahmen und sein Trainerteam geleistet geleistet haben, zum Entsetzen der Spieler. Zwei Tage später war Rahmen weg, "aufgrund der unbefriedigenden sportlichen Gesamtentwicklung – und mangels klarer Perspektive", wie der Klub dazu mitteilte. Dabei stand Basel zu diesem Zeitpunkt mitten in der Saison auf Tabellenplatz zwei, mit zehn Punkten Rückstand auf den (späteren Meister) FC Zürich.

Fischer übrigens musste 2017 trotz Double-Gewinns nach der Saison gehen. Die verquaste Erklärung der damaligen Klubführung liest sich auch nicht besser als die unter Degens Ägide: "Die Verantwortlichen sind zum Schluss gekommen, dass sie für die Umsetzung ihres Konzepts "Für immer rotblau" im Rahmen des anstehenden Umbruchs auch Akzente auf der wichtigen Position des Trainers setzen wollen." Seitdem gab es in Basel elf Trainerwechsel – in sechs Jahren.

Immerhin: Degen zeigte sich danach reumütig. Rahmens Entlassung sei "ein Fehler" gewesen, sagte der Klubchef Anfang dieses Jahres im "Blick". "Wir hätten ihm bis Sommer 2022 Zeit geben und die Entwicklung abwarten sollen."

Zeit, die auch Heiko Vogel nicht bekommen hat. Zeit, die auch Fabio Celestini nicht bekommen wird.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • nzz.ch: "Das ist David Degens Werk: Die Probleme des FC Basel gehen weit über den entlassenen Heiko Vogel hinaus"
  • blick.ch: "Seit seinem Abgang fällt der FCB aus dem Rahmen"
  • blick.ch: "Es knallte nach dem Lausanne-Sieg!"
  • blick.ch: "FCB trennt sich im Sommer von Urs Fischer!"
  • transfermarkt.de: Leistungsdaten von Heiko Vogel
  • transfermarkt.de: Trainerhistorie des FC Basel
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