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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Überraschende DFB-Nominierung Plötzlich ist er wieder Teil der Nationalmannschaft

Nach der Verletzung von Yann Aurel Bisseck musste Julian Nagelsmann kreativ werden. Der Bundestrainer entschied sich für eine überraschende Lösung.
Vor dem bevorstehenden Duell mit Portugal im Final-Four-Turnier der Nations League am Mittwoch stellt sich für Julian Nagelsmann die Frage, wer neben dem gesetzten Jonathan Tah in der Innenverteidigung agieren könnte. Abwehrchef Antonio Rüdiger fällt verletzungsbedingt aus und wurde vom Bundestrainer dementsprechend gar nicht nominiert.
Den Real-Profi könnten in der Defensivzentrale wohl Waldemar Anton von Borussia Dortmund oder Robin Koch von Eintracht Frankfurt ersetzen. Auch Yann Aurel Bisseck wäre wohl eine Option gewesen. Doch der 24-Jährige von Inter Mailand verletzte sich am Samstag im Champions-League-Finale gegen Paris Saint-Germain (0:5) kurz nach seiner Einwechslung am Oberschenkel und muss nun auch bei der Nations League passen.
Mit nur drei nominellen Innenverteidigern wollte Julian Nagelsmann aber offenbar nicht in die bevorstehenden Partien gehen. Also entschied er sich dazu, einen Spieler für den Kader nachzunominieren. Mit seiner Personalwahl dürfte aber nicht jeder gerechnet haben.
Kehrer im Oktober: "Wünsche mir, eingeladen zu werden"
Wie der DFB am Freitag bekanntgab, wird Thilo Kehrer Bissecks Platz im deutschen Aufgebot einnehmen. Das kommt durchaus überraschend, denn der ehemalige Schalker stand unter Nagelsmann noch kein einziges Mal im deutschen Kader. Kehrers letztes Länderspiel datiert vom 16. Juni 2023. Damals verlor Deutschland mit 0:1 gegen Polen. Trainer der DFB-Elf zu diesem Zeitpunkt: Hansi Flick.
Die Amtszeit des heutigen Barcelona-Coaches ging aber wenige Wochen später zu Ende – und damit vorerst auch die Zeit von Thilo Kehrer im Nationalteam. Denn unter Nagelsmann spielte der Abwehrmann überhaupt keine Rolle.
Kehrer, der nach den Stationen Schalke, Paris Saint-Germain und West Ham im Januar 2024 zur AS Monaco gewechselt war, äußerte sich im vergangenen Oktober zu seiner Situation im DFB-Team. "Ich wünsche mir, eingeladen zu werden. Und ich denke, dass ich durch meine Leistungen und Qualitäten eine Nominierung verdient hätte", sagte er damals der "Sport Bild". "Aber welche Spieler es am Ende wirklich verdient haben, im Kader zu stehen, entscheidet der Bundestrainer."
Der hat sich jetzt endlich für Kehrer entschieden, obwohl dieser gefühlt aus dem deutschen Sichtfeld verschwunden war. Doch die Nominierung des 28-Jährigen hat durchaus Hand und Fuß.
Monaco-Profi besticht durch Führungs- und Torjägerqualitäten
In Monaco überzeugt Kehrer seit seiner Ankunft mit konstant guten Leistungen. Vergangene Saison lief er in 27 Ligaspielen für den Klub aus dem Fürstentum auf und bewies dabei Führungsqualitäten. Mehrfach durfte er seine Mannschaft sogar als Kapitän auf das Feld führen.
Auch seine Abschlussqualitäten stellte der Defensivakteur vergangene Saison unter Beweis. Gleich vier Treffer gelangen ihm in der Ligue 1, ein weiterer kam noch in der Champions League hinzu – ein Spitzenwert für einen Defensivakteur. Ohnehin: Fünf Tore in einer Spielzeit hatte Kehrer zuvor noch nie erzielt.
Ein wichtiger Faktor für Kehrers starke Leistungen ist derweil auch sein konstanter Einsatz in der Innenverteidigung. In der Liga agierte er stets nur im Abwehrzentrum und nicht wie früher auch mal auf der rechten Abwehrseite. Kehrer betonte bereits im Oktober: "Flexibel zu sein, ist eine Stärke. Für mich ist es aber sehr hilfreich, eine feste Position im Zentrum zu haben. Dann bin ich am besten." Das sieht offenbar auch Julian Nagelsmann so. Die Einladung zur Nationalmannschaft ist der Beweis.
- transfermarkt.de: Thilo Kehrer
- sportbild.bild.de: "Kehrer: Der vergessene deutsche Star"
- Eigene Recherche