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HomeSportFußballZweikampf der Woche

Uli Hoeneß: Mit Kahn-Abrechnung ist er zu weit gegangen


Jetzt geht Hoeneß zu weit

Von Robert Hiersemann, Florian Wichert

Aktualisiert am 07.06.2023Lesedauer: 1 Min.
Interview
Was ist ein Pro & Kontra?

Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.

Uli Hoeneß sitzt hier im Auto und spricht mit Fans. In den vergangenen Tagen äußerte er sich auch wieder vermehrt öffentlich über die Situation beim FC Bayern.Vergrößern des Bildes
Uli Hoeneß sitzt hier im Auto und spricht mit Fans. In den vergangenen Tagen sprach er auch wieder vermehrt öffentlich über die Situation beim FC Bayern. (Quelle: imago images)

Uli Hoeneß ist wieder da. Und äußert öffentlich und ohne Rücksicht seine Meinung. Geht er damit zu weit?

Beim FC Bayern ist Uli Hoeneß eigentlich "nur" Ehrenpräsident und einfaches Mitglied im Aufsichtsrat. Doch weil er den Verein als sein Lebenswerk betrachtet, mischt er sich ein, wenn dieser sich seiner Meinung nach in die falsche Richtung entwickelt. An den Entlassungen der Vorstände Oliver Kahn und Hasan Salihamidžić war Hoeneß federführend beteiligt. Und auch in der Öffentlichkeit tritt er nun wieder häufiger auf.

So äußerte er sich zunächst im "Kicker" schonungslos zu den Hintergründen der Kahn-Entlassung. Es sei im Nachhinein ein Fehler gewesen, ihn zum Vorstandsboss zu machen. Kahn sei maßgeblich für die schlechte Stimmung und sinkende Motivation in der Geschäftsstelle verantwortlich. Auch weil er sich mit diversen Beratern umgeben habe, statt das Amt mit seiner Persönlichkeit allein auszufüllen.

Noch deutlicher wurde Hoeneß im Gespräch mit der "Süddeutschen Zeitung", wo er mit Kahn, Salihamidžić und auch dem ehemaligen Trainer Julian Nagelsmann abrechnete. Letzterer hätte in der Krisensituation kurz vor seinem Aus nicht in den Skiurlaub fahren dürfen. Kahn und Salihamidžić hätten diverse Fehler gemacht.

Das führt zu der Frage:

Geht Uli Hoeneß mit seinen Äußerungen zu weit?

Pro
Florian WichertStellvertretender Chefredakteur

Ja, Hoeneß' Nachtreten ist stillos

Der FC Bayern ist im letzten halben Jahr von einem Kommunikationsdesaster ins nächste gestolpert. Dabei hat sich der für die Abteilung Attacke bekannte Ehrenpräsident Uli Hoeneß gar nicht öffentlich geäußert …

Als wäre das Chaos nicht groß genug, hat er seine Zurückhaltung jetzt abgelegt. Zur Erinnerung: Hoeneß ist Ehrenpräsident und einfaches Mitglied im Aufsichtsrat. Diesem Status entsprechend könnte er sich komplett im Hintergrund halten – oder sich von mir aus professionell, konstruktiv und nach vorne gerichtet äußern.

Stattdessen feuert er aus allen Rohren. Und das auch noch in Richtung der bereits gefeuerten Kahn, Salihamidžić, rechnet darüber hinaus noch mit Nagelsmann ab. Das nennt man Nachtreten. Und das gilt zu Recht als stillos.

Bei allem, was inhaltlich sogar zutreffend sein mag, entlarvt er sich selbst als das, was er ist: eine beleidigte Leberwurst. Kahn hat ihn angeblich "vielleicht fünf Mal angerufen". Und damit nur sporadisch auf seinen Rat zurück gegriffen.

Auch hier lohnt ein Rückblick. Denn schon vor seinem Rückzug aus der ersten Reihe bei Bayern hat sich Hoeneß regelmäßig im Ton vergriffen, Spieler wie Bernat oder Özil persönlich beleidigt ("Dreck" bzw. "Scheißdreck gespielt") und bewiesen, dass er aus der Zeit gefallen ist. Seine Abrechnung mit Kahn, Salihamidžić und Nagelsmann ist stil-, würdelos und unprofessionell. Hoeneß geht zu weit – und das merkt jeder. Außer ihm.

Kontra
Robert HiersemannBereichsleiter Entwicklung

Nein, danach lechzen die Fußballfans

Uli Hoeneß ist der FC Bayern. Er hat diesen Riesen erst erschaffen, hat den Klub so groß und erfolgreich gemacht, wie er heute ist. Wenn einer also jedes Recht hat, sich in Vereinsbelange einzumischen, dann er.

Dabei hatte er ja selbst große Hoffnungen in Oliver Kahn und Hasan Salihamidžić gesetzt. Ihnen hat er sein Lebenswerk anvertraut und sie lang genug machen lassen. Doch es wurde schlimmer und schlimmer, irgendwann musste er eingreifen.

Und selbstverständlich hat er anschließend auch jedes Recht dazu, seine Enttäuschung über die jüngsten Leistungen auf dem Platz und in der Chefetage zu verbalisieren. Das muss er sogar. Denn diese Kommunikation stiftet bei den Bayern-Fans nicht etwa Verwirrung, sondern nimmt sie mit. Er erklärt die Dinge. Was Hoeneß da macht, ist extrem wertvoll.

Heutzutage wird doch andauernd kritisiert, dass sich die Leute im Profifußball nicht mehr klar genug äußern und lieber schwammig vor sich her faseln. Bei Hoeneß ist das anders. Er sagt, wenn ihm etwas nicht passt, und nimmt dabei kein Blatt vor den Mund. Das ist nicht etwa stillos. Das ist offen, ehrlich, direkt, erfrischend. Das ist toll! Und genau danach lechzen die deutschen Fußballfans.

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  • Im „Zweikampf der Woche“ kommentieren wir wöchentlich ein aktuelles Fußballthema. Sehen Sie den Schlagabtausch auch im Video — am Montag ab 19.30 Uhr im Rahmen der „Sport 1 News“ bei Sport 1 oder ab Montagnachmittag hier oben im Artikel.
Verwendete Quellen
  • Im "Zweikampf der Woche" kommentieren Florian Wichert und Robert Hiersemann wöchentlich ein aktuelles Fußballthema.
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