Toptrainer in der Bundesliga Das ging schnell
Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.
Die Bayern spielen eine gute Saison, doch aktuell ist Bayer Leverkusen in der Bundesliga noch besser. Und das liegt vor allem am spanischen Trainer von Bayer. Ist er vielleicht sogar besser als sein Kollege beim deutschen Rekordmeister?
Der FC Bayern ist nach zwölf Bundesliga-Partien ungeschlagen und steht trotzdem nur auf dem zweiten Tabellenplatz. Denn eine Mannschaft ist noch besser: Bayer Leverkusen thront seit dem sechsten Spieltag an der Tabellenspitze, weil es Trainer Xabi Alonso gelang, innerhalb eines Jahres Bayer zu einer Topmannschaft zu entwickeln. Kein Wunder also, dass immer wieder Gerüchte um die Zukunft des Spaniers, der in Leverkusen noch bis 2026 unter Vertrag steht, aufkommen. Er wurde unter anderem mit Real Madrid und dem FC Liverpool in Verbindung gebracht. Zuletzt behauptete der spanische Journalist José Alvarez in der Fußball-Show "El Chiringuito" gar, dass Alonso in der nächsten Saison den FC Bayern trainieren wird.
Aktuell wirkt das wenig plausibel. Die Bayern spielen bisher eine gute Saison unter Trainer Thomas Tuchel, der bis 2025 unter Vertrag steht. In der Liga jagt Bayern die Leverkusener und in der Champions League hat man sich bereits vorzeitig für das Achtelfinale qualifiziert. Nur im DFB-Pokal schied man überraschend in der zweiten Runde gegen Drittligist Saarbrücken aus.
Aber was, wenn Bayern doch ohne einen Titel aus der Saison geht und Leverkusen Meister wird? Ganz Europa schwärmt momentan vom Fußball, den Leverkusen unter Alonso – der einst selbst für Bayern als Profi aktiv war – spielt. Viele sehen in ihm den nächsten europäischen Toptrainer. Und so muss zumindest das Gedankenspiel mit Tuchel und Alonso erlaubt sein, an welches sich folgende Frage anschließt:
Ist Xabi Alonso ein besserer Trainer als Thomas Tuchel?
Ja, Alonso hat etwas, was Tuchel fehlt
Er ist Weltmeister, zweifacher Europameister, zweifacher Champions-League-Sieger, lief für die Weltklubs Real Madrid, Bayern München und den FC Liverpool auf. Xabi Alonso hat als Spieler alles erreicht. Und er trainierte unter Weltklasse-Coaches wie Carlo Ancelotti, José Mourinho, Jupp Heynckes und Pep Guardiola, von denen er sich sicher extrem viel abgeschaut hat. Diese Erfahrungen helfen ihm jetzt als Trainer.
Thomas Tuchel hingegen kommt als Fußballprofi auf ein paar Partien in der 2. Liga, mehr nicht. Und auch wenn er selbst ein absoluter Toptrainer ist, ist klar, dass ihm die Erfahrung als Spieler auf Weltklasse-Niveau fehlt. Noch im September schwärmte Tuchel selbst vom Spanier: "Ich habe viel gelernt über Fußball, als ich Xabi Alonso beim Fußballspielen zugeschaut habe." Aber kann das wirklich sein, ist Alonso besser als Tuchel? Ja! Und das ging schnell.
Alonso hat es innerhalb kürzester Zeit geschafft, mit Leverkusen mitreißenden Offensivfußball zu spielen und den Bayern ein echter Konkurrent im Meisterkampf zu sein. Zudem hat er Spieler wie Jonathan Tah oder Alejandro Grimaldo viel besser gemacht. Außerdem ist er – anders als Tuchel – noch in drei Wettbewerben vertreten.
Und etwas hat er seinem Kollegen noch voraus: Während Tuchel bei seinen Klubs in der Vergangenheit immer wieder mal aneckte, gilt Alonso als Gentleman des Sports. Er ist ehrgeizig und erfolgshungrig, gleichzeitig aber total sympathisch. Alonsos Beliebtheit im internationalen Fußballgeschäft erinnert fast an die eines Jupp Heynckes zu seiner Zeit als Bayern-Trainer.
Nein, auf dem Level ist er nicht
Xabi Alonso ist ein Spitzentrainer. Keine Frage. Nicht umsonst hat ihn sogar die Bayern-Konkurrenz, unter anderem in Form von Thomas Müller, zuletzt gelobt. Aber auf einem Level mit Thomas Tuchel oder gar noch besser ist er nicht. Das geht auch gar nicht, dafür ist er viel zu jung und unerfahren.
Tuchel ist acht Jahre älter, hatte mehr Zeit, sich im Weltfußball zu entwickeln und seinen Status aufzubauen. Er hat schon Weltklubs wie den FC Chelsea und Paris Saint-Germain trainiert, jetzt ist er bei Bayern, und Alonso eben nicht. Tuchel hat auch schon die Champions League als Trainer gewonnen, Alonso nicht.
Es stimmt: Die Anfangsphase unter Tuchel bei Bayern war nicht ganz einfach. Doch das Team und er scheinen sich inzwischen gefunden zu haben, es kommt einem so vor, als wenn er sich mehr und mehr mit dem Klubgefühl wirklich identifizieren kann. Und eines darf nicht vergessen werden: Was das ist, sehen Sie hier im Video.
Es ist etwas völlig anderes, Leverkusen zu trainieren, als den großen FC Bayern. Bei Bayer ist Alonso selbst der Topstar, die Spieler hören auf ihn, seine Aura überstrahlt fast automatisch alles. Beim Rekordmeister aber wäre er einer von vielen Weltstars. Einen Kader, in dem ausschließlich Ausnahmefußballer spielen, zusammenzuhalten, ist nicht einfach. Ob das jetzt schon gelingen würde? Völlig offen. Und damit ein Risiko.
Für Tuchel aber ist das normal, er kennt es, er kann es. Alonso sollte seinen Vertrag in Leverkusen erfüllen und die nächsten Jahre weitere wichtige Erfahrungen sammeln. Dann ist es realistisch, dass er irgendwann so gut wird wie Tuchel. Doch dafür braucht er noch Zeit.
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