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Handball-EM 2020: Henning Fritz – vom Titel träumen ist völliger Quatsch


Handball-Weltmeister Henning Fritz
Der Traum vom EM-Titel ist völliger Quatsch

MeinungEine Kolumne von Henning Fritz

Aktualisiert am 15.01.2020Lesedauer: 3 Min.
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Henning Fritz (l.): Der Handball-Weltmeister empfiehlt der Mannschaft, das Träumen den Fans zu überlassen.Vergrößern des Bildes
Henning Fritz (l.): Der Handball-Weltmeister empfiehlt der Mannschaft, das Träumen den Fans zu überlassen. (Quelle: Benjamin Springstrow/imago-images-bilder)

Bisher hat Deutschland bei der Handball-EM eher enttäuscht. Das Ticket für die Hauptrunde ist trotzdem da. Das DHB-Team hat also immer noch die Chance auf das Halbfinale. Doch dafür müssen sich ein paar Dinge ändern.

Als Deutschland-Fan muss man fast schon dankbar sein, dass wir in die nächste Runde eingezogen sind. Das ist angesichts des bisherigen Turnierverlaufs nicht selbstverständlich. Wer das anders sieht, kann gerne einen Blick nach Frankreich wagen. Daraus lässt sich ableiten: Die Leistungsdichte ist stark gestiegen. Die Unterschiede zwischen den Favoriten und den Außenseitern ist weitaus geringer als noch vor Jahren. Schauen Sie sich Portugal an. Das ist ein Team, dass viele nicht auf dem Zettel hatten und jetzt in der Hauptrunde steht.


Eine hohe Dichte an guten Teams bedeutet für die deutsche Mannschaft auch, dass sie sich in allen Bereichen verbessern muss. Es gibt viel Luft nach oben. Deutschland zeigte stets, dass man im Laufe des Turniers stärker wurde. Das macht mir Mut. Dazu gab es auch ein paar Lichtblicke gegen Lettland. Timo Kastening und Julius Kühn haben geglänzt und mit guten Trefferquoten überzeugt. Ich habe vor dem Turnier gesagt, dass wir wegen der verletzungsbedingten Ausfälle Spieler brauchen, die die dadurch entstandenen Lücken schließen. Timo und Julius sind gute Beispiele dafür.

Wolff sollte mehr Chancen bekommen

Ich erhoffe mir auch mehr von den deutschen Leistungsträgern. Keiner von ihnen ist bisher in Idealform gewesen. Und sie selbst wissen am besten, was noch fehlt. Ob Uwe Gensheimer, Andi Wolff oder Hendrik Pekeler. Sie alle können weitaus mehr, als sie bisher gezeigt haben.

Es wäre gut, wenn der Bundestrainer Andi Wolff die Chance gibt, von Anfang an zu spielen. Er ist ein Typ, der präsent sein möchte und zeigen will, was er kann. Dann ist seine Motivation besonders hoch. Wenn der Bundestrainer sich klar hinter ihn stellt und ihm das Vertrauen schenkt, ist seine Position als Nummer Eins gestärkt.

Wir brauchen eine variable Abwehr

Das Gleiche gilt für Uwe Gensheimer. Uwe hat sicherlich nicht das Handballspielen verlernt. Es sind Kleinigkeiten auf emotionaler Ebene, die bei ihm aktuell den Unterschied ausmachen. Zuspruch und Vertrauen können dafür sorgen, dass bei ihm der Knoten platzt und er wieder Spiele mit mehr als fünf Toren zeigt.

Es geht aber wie immer nicht über Einzelne, sondern über das Kollektiv. Die deutsche Stärke war in den letzten Jahren stets die Verteidigung. Bei der EM ist die bisherige Leistung in der Defensive noch ausbaufähig. Momentan macht der Mannschaft in erster Linie die offensive Abwehr noch Probleme. Teilweise war das der Stärke der Gegner geschuldet, dass Deutschland mit einer 5-1-Formation verteidigt hat. Da muss Deutschland noch sicherer werden, denn Variabilität in der Defensive ist wichtig. Die kompakte 6-0-Abwehr funktioniert nicht immer.

Es gibt keinen Top-Favoriten

Wenn das deutsche Team ins Halbfinale will, muss es immer an das nächste Spiel denken. Jetzt zählt nur das Duell gegen Weißrussland. Danach erst Kroatien und so weiter. Vom Titel zu träumen, ist für die Mannschaft völliger Quatsch. Die Fans dürfen und sollen das gerne tun. Für die Spieler gilt das nur in der Theorie. Für sie zählt einzig, den Fokus auf das nächste Spiel zu richten.

DAS IST HENNING FRITZ
Europameister, Weltmeister, Deutscher Meister, Pokalsieger, Welthandballer. Es gibt kaum eine Auszeichnung, die Henning Fritz nicht gewonnen hat. Mit fast 600 Bundesliga-Spielen und 235 Einsätzen für die DHB-Auswahl ist er die wohl größte deutsche Torwart-Legende. Nach seinem Karriereende 2012 war er zeitweise als Torwarttrainer tätig und ist als Experte für Sky tätig. Vor zwei Jahren gründete er mit einem Partner das innovative Unternehmen Neuronavi, das Anwendungen zur Regeneration, Schlafverbesserung und Stressbewältigung mit frequenzmodulierter Musik entwickelt.

Einen klaren Favoriten auf den Titel gibt es für mich übrigens nicht. Frankreich ist bereits raus, Weltmeister Dänemark wackelt. Bei dieser EM ist alles möglich. Diese Unberechenbarkeit ist allerdings auch schön und gibt dem Turnier eine schöne Brise Spannung.

Gut präsentieren sich aktuell vor allem die Spanier. Sie spielen sehr harmonisch und die Torhüter funktionieren gut. Auch Kroatien und Norwegen sind in guter Verfassung. Meiner Meinung nach sind es aktuell die "weichen Faktoren" wie Selbstsicherheit, Leichtigkeit und Sicherheit, die den Unterschied ausmachen. Gerade wenn es nach Stockholm in die Finalspiele geht, werden diese Punkte über den Europameister entscheiden.

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