Olympia in China: Deutsche Athleten loben "coole Spiele"

Peking (dpa) - Das Wort positiv muss in Corona-Zeiten nicht immer etwas Negatives heiΓen. Viele deutsche Athleten benutzen es zum Ausklang der Olympischen Winterspiele in Peking hΓ€ufig und loben das Spektakel auf Eis und Schnee nach extrem unterkΓΌhlten Erwartungen in hΓΆchsten TΓΆnen.
Den strengen Corona-MaΓnahmen und dem Leben in der abgeriegelten Olympia-Blase zum Trotz. "Sehr coole Spiele und auch wΓΌrdig ist alles gewesen. Da muss man auch mal Danke sagen", meinte der alpine Skirennfahrer Josef Ferstl. "FΓΌr mich waren das sehr gelungene Spiele."
Weidle: "Positiv von diesen Spielen ΓΌberrascht"
Kira Weidle, seine alpine Ski-Kollegin, pflichtete ihm bei. "GrundsΓ€tzlich bin ich schon eher positiv von diesen Spielen ΓΌberrascht", meinte die Olympia-Vierte in der Abfahrt. Wie ihr ging es vielen deutschen Sportlern: Die Kritik vor den Peking-Spielen an Organisation und rigiden EinschrΓ€nkungen bestΓ€tigte sich oft nicht.
"Man hat ja einiges Negatives im Vorfeld gehΓΆrt. Ich bin ΓΌberhaupt nicht D'accord damit. Ich findβs richtig cool hier", sagte Skicrosser Tobias MΓΌller. Auch Rekord-Olympiasiegerin und Chefkritikerin Natalie Geisenberger, die vor den Spielen laut ΓΌber einen Startverzicht nachgedacht hatte, war eher versΓΆhnlich gestimmt. "Es hat recht viel hingehauen", befand die Rodlerin. Nach ihren Erfahrungen bei einem Trainingsaufenthalt vor den Spielen hatte Geisenberger ΓΌber erhebliche organisatorische Defizite und ΓΌber einen schlechten Umgang mit den Athleten wegen der strikten Corona-MaΓnahmen geklagt.
"Es hΓ€tte uns viel hΓ€rter treffen kΓΆnnen. Es ist ein schon ein groΓer Schritt nach vorne, dass wir raus dΓΌrfen", sagte Eishockeyspieler Tom KΓΌhnhackl im Vergleich zur Weltmeisterschaft im Mai 2021 in Riga. "Bei der WM durften wir ja nur im Zimmer sitzen." Vermisst wurde von den PuckjΓ€gern aber das wegen der Pandemie fehlende Deutsche Haus als Treffpunkt. "Da brauchen wir nicht drΓΌber zu reden. Da fehlte einiges, was Olympia ausmacht", sagte Mitspieler Patrick Hager.
Geiger mit Kritik an Olympia-Kritikern
Skispringer Karl Geiger kritisierte hingegen die Kritiker. "Die ganzen Spiele wurden vorher scharf kritisiert und hinterfragt, aber so, wie sie durchgefΓΌhrt wurden, war das voll korrekt", meinte der 29-JΓ€hrige, der zweimal Olympia-Bronze gewann. "Das nΓ€chste Mal, bevor man etwas Kritisches sagt, muss man als Deutschland vielleicht selber mal eine Bewerbung rausschicken." Zuletzt war MΓΌnchen als Kandidat bei der Auswahl der Winterspiele 2018 gegen Pyeongchang gescheitert, eine mΓΆgliche Bewerbung der bayerischen Landeshauptstadt fΓΌr dieses Jahr erhielt bei einem BΓΌrgerentscheid keine Mehrheit.
Die vor den Winterspielen in China gefΓΌhrte Debatte ΓΌber mΓΆgliche EinschrΓ€nkungen der Meinungsfreiheit und Menschenrechtsverletzungen war in Peking-Stadt, Yanqing und Zhangjiakou unter den Athletinnen und Athleten so gut wie kein Thema.
Biathlet Erik Lesser hatte als fast einziger zum Anfang der Spiele das Internationale Olympische Komitee und dessen PrΓ€sidenten kritisiert. "Ich finde es schwach, dass sich Thomas Bach noch nie zu der ganzen Situation geΓ€uΓert hat. Das ist einfach extrem schwach", hatte er gesagt. Nach sportlichen EnttΓ€uschungen zog der 33-JΓ€hrige ein bitteres Peking-Fazit. "Ich nehme von den Olympischen Spielen genau gar nichts mit. Weder eine Medaille, noch ein gutes Ergebnis, eine gute Zeit hatte man hier jetzt auch so begrenzt."
Die sportlich erfolgreiche Geisenberger nannte indes noch einen bemerkenswerten Grund fΓΌr ihr Schweigen und das ihrer deutschen Teamkollegen. "Man muss vorsichtig sein, wann, wo und was man sagt", meinte die 34-JΓ€hrige. "Ich bin gespannt, ob nach der RΓΌckkehr noch etwas kommen wird."