Finale der Tour de France Deutschem Profi gelingt historischer Erfolg

Beim Finale der Tour de France in Paris feiert Tadej Pogačar seinen großen Triumph. Auch der deutsche Shootingstar Florian Lipowitz krönt seine starke Leistung.
In einer spektakulären Schlussetappe in Paris hat Rad-Dominator Tadej Pogačar die Tour de France gewonnen. Für den Titelverteidiger war es gleichzeitig der vierte Triumph bei der Frankreich-Rundfahrt.
Auch der neue deutsche Radstar Florian Lipowitz feierte in der französischen Hauptstadt die Krönung seiner starken Leistungen der vergangenen drei Wochen. Der 24-Jährige landete bei seinem Tour-Debüt als Dritter der Gesamtwertung direkt auf dem Podium. Das war als bislang letztem deutschem Fahrer Andreas Klöden 2006 gelungen. Lipowitz gewann zudem das Weiße Trikot des besten Nachwuchsfahrers – als erstem Deutschen seit Jan Ullrich 1998.
Den Tagessieg sicherte sich Wout van Aert. Dem Belgier gelang es, Pogačar in einer fünfköpfigen Ausreißergruppe in der Schlussrunde am letzten Anstieg abzuhängen.
Experte von Lipowitz begeistert: "Bravourös"
Lipowitz konnte auch die verschärfte Schlussetappe der Tour de France nichts mehr anhaben. Der erfolgshungrige deutsche Radstar preschte flankiert von Zehntausenden feierwütigen Fans das Viertel Montmartre hinauf und meisterte im verregneten Paris die letzte kleine Hürde vor seinem sensationellen dritten Gesamtrang hinter Pogačar und Jonas Vingegaard aus Dänemark.
Der frühere Biathlet und Quereinsteiger erklomm in Reichweite des Triumphbogens das Podium der weltweit größten Rundfahrt. Der Erfolg von Lipowitz hatte sich während der Tour abgezeichnet. Nur noch ein Sturz oder eine Erkrankung hätte ihm den riesigen Triumph streitig machen können. In den Alpen hatte er trotz eines Einbruchs seinen dritten Rang erfolgreich verteidigt.
"Hat er bravourös gemacht", sagte Ex-Profi und Experte Fabian Wegmann der Deutschen Presse-Agentur. "Ganz groß gefahren", schob er hinterher. Lipowitz sei in der Weltspitze angekommen.
"Herzensprojekt" seines Entdeckers
Dabei mischt der einstige Wintersportler erst seit fünf Jahren auf dem Rad mit. Dazu gibt es wie bei vielen Stars eine sinnstiftende Erzählung: Lipowitz meldete sich damals selbst bei Red-Bull-Teamchef Ralph Denk und fragte, was er machen müsse, um Radprofi zu werden.
Bei einem Mittagessen lernten sie sich kennen, wie Denk schon mehrmals erzählte. Im Januar legte er dafür 100 Kilometer mit dem Rad zurück, um zu der Verabredung zu gelangen. Und hinterher ging es wieder zurück auf zwei Rädern. Denk beeindruckte der Wille des jungen Mannes - der Funktionär bezeichnet die Entwicklung des Schwaben als "Herzensprojekt".
In den Jahren danach folgte ein rasanter Aufstieg: Siebter bei der spanischen Vuelta im vergangenen Jahr. Bei Paris-Nizza wurde er Zweiter, Dritter bei der Dauphiné-Rundfahrt hinter den Superstars Pogačar und Vingegaard. Den dritten Gesamtrang beim wichtigsten Radrennen der Welt hätte wohl vor der Tour kaum einer für möglich gehalten.
Planer verschärfen Tour-Abschluss
In der Gesamtwertung hielt Lipowitz den viertplatzierten Briten Oscar Onley auf Abstand, der Zweite Vingegaard war fast sieben Minuten entfernt. Pogačar gewann mit einem Abstand von knapp viereinhalb Minuten vor dem dänischen zweimaligen Tour-Champion - seit 2020 machen die beiden Stars die Tour-Siege unter sich aus.
Zum Anlass der ersten Zielankunft auf den Champs-Élysées bauten die Planer nach dem Vorbild der Olympischen Spiele im vergangenen Jahr die dreimalige Überquerung des steilen Viertels Montmartre ein. Das verhinderte auch den zur Tradition gewordenen Massensprint der sprintstarken Profis – stattdessen erinnerte das Finale mit diversen Attacken an einen Frühjahrsklassiker.
Pogačar über Lipowitz: "Werden viel von ihm sehen"
Etwa 50 Kilometer vor dem Ziel waren die Zeiten der Gesamtführenden schon genommen worden, sodass alles Weitere vor allem der Show und dem Kampf um den Tagessieg diente. Doch mit einer Tour d'Honneur, bei der der Gesamtführenden nicht mehr attackiert wird, hatte das Spektakel auf dem berühmten Hügel oberhalb der französischen Metropole nicht viel zu tun. Pogačar selbst schonte sich nicht und lieferte sich leidenschaftliche Attacken vor den frenetischen Paris Zuschauern.
Am Sonntag feierte der belgische Allrounder Wout van Aert den Tagessieg. Der italienische Sprinter Jonathan Milan jubelte – auch ohne Chance auf einen Tagessieg – im Grünen Trikot des punktbesten Fahrers. Pogačar schnappte sich auch das gepunktete Bergtrikot, das Jonas Vingegaard stellvertretend tragen durfte.
An der Seite seines Kölner Edelhelfers Nils Politt ließ sich Pogačar bei der traditionellen Tour d'honneur vor dem Start der 132,3 Kilometer in Richtung Pariser Triumphbogen feiern. Dem zuletzt müde wirkenden Pogačar kam der Abschluss wohl auch gelegen. Nach der vorletzten Etappe sprach er von einem anderen "Level", was die Härte angeht. Pogačar hatte Lipowitz zuletzt in höchsten Tönen gelobt: "Ich denke, wir werden noch viel von ihm in den nächsten Tagen und Jahren sehen", sagte der Ausnahmefahrer nach dem starken Auftritt des Deutschen in den Pyrenäen.
- Eigene Beobachtungen
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa