Trotz schlimmer Stürze Lipowitz verteidigt Podiumsplatz – sein Sportchef warnt vor 21. Etappe

Die vorletzte Etappe der Tour de France verlangte den Rad-Stars einiges ab. Gleich mehrere Fahrer stürzten. Florian Lipowitz hingegen behauptete seine Platzierung.
Was für eine 20. Etappe der Tour de France: Gleich zu Beginn gab es mehrere Attacken nach vorne und ein unruhiges Peloton. Im Laufe der Fahrt nach Pontalier stabilisierte sich die Situation zwar, allerdings verlangte auch das Wetter viel von den Rad-Stars um Tadej Pogačar ("UAE Team Emirates XRG") und Jonas Vingegaard ("Visma – Lease a Bike") ab. Es gab einige, auch schwere, Stürze durch regennassen Asphalt – am Ende durfte Kaden Groves ("Alpecin-Deceuninck") über den Etappensieg jubeln.
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Der Australier war nach der Zieleinfahrt den Tränen nahe und nahm die Glückwünsche seines Teams an. Im Anschluss kullerten dann die Tränen der Freude über den Sieg.
Lipowitz sicher im Ziel
Auch die deutschen Radsportfans dürfen aufatmen und können sich freuen: Florian Lipowitz kam gut und sicher im Ziel an und verteidigte damit seinen dritten Platz im Gesamtklassement hinter Pogačar und Vingegaard. Auch die beiden Top-Stars trafen unversehrt im Ziel ein. Zwar hatte Vingegaard im Laufe der Etappe einen Defekt. Dieser hatte jedoch keine negativen Auswirkungen auf den Dänen, sodass er zeitnah wieder im Hauptfeld war.
Lediglich die letzte und 21. Etappe von 132,5 Kilometern – die nicht unumstritten ist – liegt noch zwischen Lipowitz und dem Jubel in Paris. Sollte am Sonntag alles nach Plan funktionieren und der "Red Bull – Bora-hansgrohe"-Fahrer Lipowitz sicher in der Hauptstadt Frankreichs ankommen, würde erstmals seit 2006 wieder ein Deutscher auf dem Podium der Tour de France stehen.
Sportchef Aldag warnt vor Änderung vor letzter Etappe
Lipowitz' Sportchef, Rolf Aldag, erklärte nach der vorletzten Etappe am Mikrofon der ARD, dass es am Samstag galt, keine großen Gruppen mit direkten Konkurrenten – wie dem Gesamtvierten Oscar Onley – wegziehen zu lassen. Er führte zudem aus: "Bei solchem Wetter ist es echt schwer, den Überblick zu behalten. Sie haben es sehr gut gemanagt, insofern sind wir zufrieden mit dem Tag."
Dennoch meinte Aldag in Bezug auf die letzte Etappe: "Paris ist für alle die ganz große Frage, wie das denn wohl werden wird. Es ist das erste Mal, dass man über Montmartre fährt. Die Wetteraussichten sind nicht prickelnd."
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Bisher war die letzte Etappe immer die der Sprinter mit Zieleinfahrt auf der Champs-Élysées. Allerdings wurde die Streckensetzung in diesem Jahr verändert – die Fahrer müssen dreimal Montmartre hoch, ehe sie gen Ziel fahren dürfen.
Daher sagte Rick Zabel t-online: "Bei der Tour haben die Fahrer 20 Etappen Zeit, die Gesamtwertung unter sich auszumachen. Traditionell war die letzte Etappe immer die Fahrt über die Champs-Élysées. Das plötzlich zu ändern, finde ich schade, denn es gehört auch zur Geschichte dazu. Vor allem auch für die Sprinter, denn das war eigentlich immer die große Sprinter-Etappe, und jetzt wird es ihnen ein Stück weit genommen."
Montmartre in Paris? "Der Berg macht es etwas anders"
Das ändert auch das Verhalten im Peloton und könnte dazu führen, dass es anders als sonst noch Angriffe in Paris aufeinander gibt. Aldag erklärte: "Der Berg macht es etwas anders. Warum sollte Pogačar nicht versuchen, in Gelb in Paris zu gewinnen." Diese Möglichkeit gebe es nicht oft und der "Bora"-Sportchef könne sich vorstellen, dass der Slowene es versuchen wolle.
Er glaubt auch, dass der direkte Konkurrent von Lipowitz, Onley, möglicherweise noch einmal einen Angriff startet. "Wenn ein Onley eine Chance hat, wird er auch das nicht verstreichen lassen", so Rolf Aldag weiter. Aktuell hat Lipowitz im Gesamtklassement eine Minute und drei Sekunden Vorsprung auf Onley.
Ganz oben auf dem Podest wird in Paris höchstwahrscheinlich Tadej Pogačar zu finden sein. Dessen Teamkollege Nils Politt erklärte im Anschluss an die Etappe in der ARD: "Heute war noch einmal ein schweres Stück Arbeit, gerade mit den Wetterbedingungen. Es war kein einfacher Tag, die Abfahrten waren rutschig. Ich bin froh, heil im Ziel zu sein." Er glaube daran, dass Pogačar den Toursieg durch seinen Vier-Minuten-Vorsprung auf Vingegaard so gut wie sicher habe.
- Eigene Beobachtung der Tour de France