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Rallye Monte Carlo: Dröhnende Motoren, Schnee und verrückte Fans


Motorsport
Spektakel Rallye Monte Carlo: "Klar ist das ein bisschen verrückt"

t-online, Von Björn Lücker (Monaco)

21.01.2013Lesedauer: 3 Min.
VW-Pilot Sebastien Ogier rast über den Col de Turini.Vergrößern des BildesVW-Pilot Sebastien Ogier rast über den Col de Turini. (Quelle: Panoramic/imago-images-bilder)
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Dröhnende Motoren, umher wirbelnder Schnee und natürlich Tradition pur: Die legendäre Rallye Monte Carlo gehört zu den spektakulärsten Rennen der Welt. Kaum anderswo sind die Bedingungen für die Fahrer schwieriger als im Hinterland des mondänen Fürstentums. Und nirgendwo sind die Fans - im positiven Sinne - verrückter als bei der Monte. t-online.de war dabei.

Am entscheidenden Tag herrscht gute Stimmung bei Volkswagen. Der französische Top-Pilot Sebastien Ogier liegt auf Schlagdistanz zum siebenmaligen Weltmeister und Star der Szene Sebastien Loeb (Citroen). VW hat gerade erst das Comeback in der Rallye-Weltmeisterschaft gefeiert und kann nun gleich im ersten Saisonrennen vom Sieg träumen. "Das war nicht unbedingt zu erwarten", sagt Ogier. "Alle im Team sind sehr zufrieden."

Richtig oder gar nicht lautet das VW-Motto

Doch noch ist nichts erreicht: Auf dem berühmt-berüchtigen Col de Turini, wo Walter Röhrl in den 1980er Jahren bei der "Nacht der langen Messer" mit dem Audi Quattro in die Herzen der Fans raste und in Deutschland mit seinen Siegen einen Rallye-Boom auslöste, steht nun der Showdown auf dem Programm.

Dort, wo Röhrl einst stand, will Volkswagen hin. Was die Wolfsburger im Motorsport anpacken, hat Hand und Fuß. Richtig oder gar nicht, lautet das Motto. Vor einigen Jahren dominierte der Autobauer mit dem Race Touareg die Rallye Dakar. Als das Siegen zu langweilig wurde, stieg der Konzern aus.

Reifenwahl ein Pokerspiel

Nun hat sich Volkswagen auf die World Rallye Championchip (WRC) gestürzt. In nur gut eineinhalb Jahren entwickelten die Ingenieure den Polo R WRC - ein mit 315 pferdestärken angetriebenes Geschoss. Ogiers Teamkollege Jari-Matti Latvala ist schwer beeindruckt. "Der Wagen ist absolut konkurrenzfähig", sagt er.

Derweil schrauben die VW-Techniker im Servicepark auf Hochtouren an den Autos. Die Reifenwahl bei der Monte ist seit jeher ein Pokerspiel. In den Spitzkehren der französischen Seealpen wechseln sich ständig Asphalt-, Eis-, und Schneepassagen ab. Heute jedoch haben die Mechaniker leichtes Spiel: Spikes sind angesagt. Auf dem 1600 Meter hohen Turini schneit es seit Stunden ununterbrochen.

Die harten Fans bleiben auch über Nacht

Die Fans lassen sich von den Minusgraden aber nicht abschrecken. Zu Tausenden pilgern sie zur Passhöhe. Für sie ist die Monte genauso Religion, wie für den Fußball-Fan das samstägliche Bundesliga-Spiel. Die ganz Harten bleiben sogar über Nacht dort oben und haben sich entsprechend vorbereitet. Zelte mit dickem Schlafsack sind aufgebaut. Lagerfeuer brennen am Wegesrand, um nicht gänzlich auszukühlen.

"Klar ist das ein bisschen verrückt“ sagt André, der aus der Umgebung stammt und seit Jahren auf dem Col de Turini die Fahrer anfeuert. "Ich bin schon früher als kleiner Junge mit meinem Vater hierhergekommen. Ein Januar ohne die Monte kann ich mir gar nicht vorstellen."

Präziser Lenkeinschlag ist gefragt

Und Loeb, Ogier und Co. geben alles, um den Fans die perfekte Show zu bieten. Loeb schießt als erster über die Passhöhe, gefolgt von Ogier. Der Auspuff röhrt wie ein Hirsch zur besten Brunftzeit, Schneebrocken klatschen in die Absperrung. "D 80", gibt Ogiers französischer Co-Pilot Julien Ingarssia Anweisung. Was nach einer mathematischen Formel klingt, ist in Wirklichkeit die Code-Sprache der Rallye-Cracks.

"D 80" bedeutet nicht - wie man fälschlicherweise meinen könnte - nach 80 Metern rechts fahren ("d" für droit, auf Deutsch: rechts), sondern: Drehe das Lenkrad 80 Grad nach rechts, um die nächste Kurve optimal zu treffen. Die meisten Fahrer gehen dabei präzise zu Werke, bei anderen kracht es. Ab Platz drei wird an diesem Tag das Gesamtklassement ordentlich durcheinandergewirbelt.

Am Ende geht nichts mehr

Am frühen Abend ist dann schon alles vorbei. Loeb lässt sich seinen siebten Monte-Sieg nicht mehr nehmen, Landmann Ogier verteidigt den zweiten Platz. Die "Nacht der langen Messer" muss zum Leidwesen der Fans diesmal ausfallen. Der Grund: Weil bei den widrigen Bedingungen zu viele Zuschauer zur Strecke geströmt sind, gibt es kein vor und zurück mehr. Die Zufahrtswege zum Turini sind völlig verstopft (einige sonnenverwöhnte Franzosen versuchten doch tatsächlich, mit Sommerreifen die Passstraße hinauf zu fahren). Wie gesagt: Die Rallye Monte Carlo gehört eben zu den spektakulärsten Rennen der Welt.

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