t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeSportOlympia

Olympia 2022: Das steckt hinter dem Einbruch der deutschen Biathleten


Ganz schwache Olympia-Bilanz
Das steckt hinter dem Einbruch der deutschen Biathleten

  • T-Online
Von Alexander Kohne, Zhangjiakou

Aktualisiert am 19.02.2022Lesedauer: 4 Min.
Nachrichten
Wir sind t-online

Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.

Zum journalistischen Leitbild von t-online.
Philipp Nawrath: Der DSV-Skijäger konnte im eiskalten Zhangjiakou nicht überzeugen.Vergrößern des Bildes
Philipp Nawrath: Der DSV-Skijäger konnte im eiskalten Zhangjiakou nicht überzeugen. (Quelle: Xinhua/imago-images-bilder)

Oft in den Top 10, aber nie auf dem Podest: Die deutschen Biathlon-Männer sind bei Olympia hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Enttäuscht waren sie aber nur bedingt.

Golden schimmernde Patronen waren akkurat in den olympischen Schnee gelegt. Sie bildeten einen Schriftzug: "END". Ende. Zum Abschluss der Biathlonwettbewerbe in Zhangjiakou ließen sich die Gastgeber noch einmal etwas einfallen.

Denn nach dem Massenstart der Männer am Freitagabend war wirklich Schluss. Aufgrund der eisigkalten Bedingungen war das Rennen einen Tag vorgezogen worden. Es drohten Temperaturen jenseits von -20 Grad Celsius – einer Marke, ab der die Internationale Biathlon-Union keine Wettbewerbe mehr erlaubt.

Doll landet in den Top Ten und wird bester Deutscher

Den deutschen Herren brachte die Verschiebung wenig Glück: Bei "nur" etwa -14 Grad hielten besonders Philipp Nawrath und Benedikt Doll lange ganz vorne mit, doch am dritten und vierten Schießen vergaben sie alle Chancen aufs Podium. Doll wurde am Ende als Achter bester Deutschen.

Das an sich ist eigentlich nichts Außergewöhnliches. Schwerer wiegt dagegen, dass die Biathleten des Deutschen Skiverbandes (DSV) auch im sechsten Olympiarennen ohne Medaille blieben. Eine so schlechte Bilanz gab zuletzt vor zwölf Jahren in Vancouver.

"Klar schmerzt das, aber es hilft nichts", sagte Nawrath später in einer Presserunde, in der auch t-online dabei war. Nach zwei fehlerlosen Liegenschießen lag der 29-Jährige zur Halbzeit des Rennens klar auf Medaillenkurs. Doch nach indiskutablen sieben Fehlern beendete Nawrath das Rennen auf Platz 23. Das sei schon "sehr nervig und ärgerlich", sagte der 29-Jährige.

Doll klagt über "körperliche Belastung"

Ähnlich verlief Dolls Abend. In den letzten beiden Schießen fabrizierte der 31-Jährige sechs Fehler und brachte sich damit um eine Medaille. "Ich bin volles Risiko gegangen", gab Doll zu Protokoll. Doch die "körperliche Belastung" und der "richtig starke Wind" hätten ein besseres Abschneiden unmöglich gemacht.

Wie so oft in den letzten zwei Wochen hatten die kniffligen Böen den Deutschen am Schießstand einen Strich durch die Rechnung gemacht – vordergründig eine eindeutige Erklärung. Allerdings hatte die Konkurrenz aus Norwegen, Russland oder Frankreich ebenfalls mit den widrigen Bedingungen zu kämpfen und meisterte diese deutlich besser.

Die norwegischen Männer gewannen insgesamt acht Medaillen und stellen mit Johannes Thingnes Bö (4 x Gold, 1 x Bronze) den überragenden Athleten der Spiele. Dahinter folgen die Franzosen mit fünf Medaillen vor Russland (3).

Und die Deutschen? Die verweisen darauf, immer knapp dran gewesen zu sein. Falsch ist das nicht: Allein Doll war als Sechster im Einzel sowie bei zwei achten Plätzen in Sprint und eben Massenstart mehrfach vorne dabei. "Es waren Kleinigkeiten, die die Medaillen verhindert haben", erklärte der 31-Jährige. Meilenweit weg gewesen sei man nicht.

Dem deutschen Biathlon fehlen die Leistungsträger

Damit spielte er nicht nur auf seinen Kollegen Roman Rees an, der als Sechster im Einzel und Siebter in der Verfolgung ebenfalls sehr manierliche Olympische Rennen ablieferte, sondern vor allem auf die Männerstaffeln.

"Dass wir in der Staffel keine Medaille geholt haben, tut immer noch weh", gestand Doll. Denn bis zum letzten Schießen hatte das DSV-Quartett Gold vor Augen. Doch dann versagten Nawrath die Nerven und es wurde in der Endabrechnung der undankbare vierte Rang. Dass das Team so gut mithalten konnte, stimme ihn positiv, ergänzte Doll.

Jener Doll, der bei den Spielen 2018 noch zweimal Bronze gewonnen hatte – in der Verfolgung und mit der Staffel. Insgesamt standen für die DSV-Herren in Pyeongchang noch vier Medaillen zu Buche. Doch von den Leistungsträgern von damals sind nur noch Doll und Erik Lesser dabei. Einzel-Olympiasieger Arnd Peiffer und Simon Schmepp, der in einem dramatischen Finish im Massenstart knapp Zweiter hinter Martin Fourcade wurde, haben ihrer Karrieren beendet.

Das dadurch entstandene sportliche Loch haben die DSV-Männer noch nicht geschlossen. Peiffer und Schempp haben das vergangene Jahrzehnt im deutschen Biathlon geprägt und zusammen 31 Olympia- und WM-Medaillen gewonnen. Athleten dieser Klasse zu ersetzen, ist naturgemäß schwer.

Doll richtet Blick auf Heim-WM in Oberhof

Dennoch sind die Ansprüche beim DSV andere: Eine Medaille bei Olympia sollte es bei den Männern dann schon sein. Doll glaubt dennoch an die zukünftige Konkurrenzfähigkeit: "Ich glaube, dass wir gut aufgestellt sind." Die Frage sei eher, wie es mit dem Nachwuchs aussehe. "Und auch da sind wir Männer jetzt nicht so schlecht aufgestellt."

Also alles gar nicht so dramatisch? "Man lernt in den Jahren mit dem Leistungssport, dass es einfach dazugehört, dass es am Ende ein Spiel ist", erklärte Doll die Schwankungen in seinen Olympiarennen.

Und überhaupt: So wichtig sind ihm die Spiele dann auch nicht. "Es ist schon schön, wenn man Medaillen bei Olympia holen kann, aber für mich sind die Weltcupsaison und eine WM auch wichtig", erklärte Doll, der im letzten Drittel der Saison nochmal richtig angreifen möchte.

Außerdem hat er das nächste Großereignis bereits im Hinterkopf – die Weltmeisterschaft in Oberhof in Thüringen im Februar 2023: "Ich schaue schon aufs nächste Jahr, auf die Heim-WM. Das hat doch genau so einen tollen Platz wie die Olympischen Spiele." Die Patronen im olympische Schnee von Zhangjiakou könnte für das DSV-Team also nicht nur ein Ende, sondern auch einen Neuanfang symbolisieren.

Gold-Highlight von Vinzenz Geiger

Verpassen Sie keine wichtigen Olympia-News mit dem Push in Ihrer t-online-App. Alle Informationen zum Push finden Sie hier.

Hier finden Sie alle Video-Highlights von den Olympischen Spielen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtung vor Ort bei den Olympiarennen in Zhangjiakou
  • Gespräche mit Philipp Nawrath und Benedkit Doll
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website