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Rad-Star John Degenkolb über 2020: "Olympia hat für mich einen riesigen Stellenwert"


Rad-Star Degenkolb über 2020
"Olympia hat für mich einen riesigen Stellenwert"

  • T-Online
InterviewVon Alexander Kohne

27.12.2019Lesedauer: 4 Min.
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Deutscher Rad-Profi: John Degenkolb hofft in Tokio auf seine zweite Olympia-Teilnahme.Vergrößern des Bildes
Deutscher Rad-Profi: John Degenkolb hofft in Tokio auf seine zweite Olympia-Teilnahme. (Quelle: imago-images-bilder)

Nach einem durchwachsenen Jahr möchte John Degenkolb voll angreifen. Eine Großveranstaltung hat es dem Rad-Star besonders angetan – obwohl ihn Extrembedingungen und ein F1-Kurs erwarten.

Ob Paris–Roubaix, Mailand–Sanremo oder Etappen bei Tour, Giro oder Vuelta – John Degenkolb hat im Radsport fast alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Nur eine Olympiamedaille fehlt dem 30-Jährigen noch. Im Interview spricht er über seine Ziele in 2020 und die ganz besondere Bedeutung der Spiele in Tokio (24. Juli bis 9. August).

t-online.de: In der neuen Saison stehen nach vier Jahren wieder die Olympischen Spiele an. Welchen Stellenwert haben diese für Sie?

John Degenkolb: Olympia hat für mich einen riesigen Stellenwert! Allein, weil es nur alle vier Jahre stattfindet. Aber auch, weil dort eine ganz besondere Atmosphäre herrscht, weil eben ganz viele verschiedene Sportler aus allen möglichen Disziplinen dabei sind. Das finde ich spannend.

John Degenkolb
Der gebürtige Geraer fährt ab der neuen Saison für das Team Lotto Soudal. 2018 gewann er seine erste Tour-de-France-Etappe in Roubaix. 2015 triumphierte er bei den Frühjahrsklassikern Mailand–Sanremo und Paris–Roubaix.

Sie haben 2012 in London bereits Olympia-Luft geschnuppert. Was macht für Sie die Faszination der Spiele aus?

Wie gesagt – Olympia hat eine ganz einzigartige Stimmung. Und London war für uns Radfahrer noch mal ganz besonders, weil die Begeisterung für Radsport einfach so groß ist wie sonst nur bei den Frühjahrsklassikern oder den großen Rundfahrten wie Tour und Giro.

Was kommt Ihnen als Erstes in den Sinn, wenn Sie an London zurückdenken? Was ist Ihre prägendste Erinnerung?

Definitiv die Stimmung an der Radstrecke! Millionen Fans an der Strecke, die Anfeuerungen am Box-Hill … leider aber auch, dass wir als Team vielleicht etwas zu passiv waren, um im Finale eingreifen zu können. Dennoch: Ich denke sehr gern an London zurück. Deshalb hat auch mein Olympia-Rad von 2012 einen ganz besonderen Platz bei mir zu Hause.

Nach der geplatzten Tourteilnahme im Sommer haben Sie gesagt: "Es gibt noch andere schöne Ziele." Wie wäre es mit einer Olympia-Medaille beim Straßenrennen 2020?

Das wäre schön (lacht). Und natürlich wäre ich gerne in Tokio dabei, aber ich bin auch realistisch genug, um zu sehen, dass ich auf diesem Kurs garantiert nicht der Top-Favorit auf eine Medaille wäre (lacht).

Der Kurs hat es in sich. Es geht über 234 Kilometer und teilweise den höchsten Berg Japans hoch. Das Ziel ist dann auf einer ehemaligen Formel-1-Rennstrecke. Was halten Sie von der Strecke?

Das ist ein Hammer-Kurs. Gewürzt mit allem, was es für ein episches Rennen braucht. Eine extrem lange Distanz, ziemlich viele Höhenmeter, mit dem Mount Fuji sogar ein heiliger Berg, Highspeed-Abschnitte auf dem Formel-1-Kurs … Dazu dann noch das sehr spezielle Sommerklima in Japan. Hitze, hohe Luftfeuchtigkeit. Wer da nicht gut mit umgehen kann, wird sicher keine Chance haben.

Chris Froome, Jakob Fuglsang oder Romain Bardet haben die Strecke bereits vor Wochen besichtigt. Fuglsang ist sich sicher, dass "nur ein Kletterer auf diesem Kurs gewinnen kann." Teilen Sie diese Einschätzung?

So pauschal vielleicht nicht, aber die Wahrscheinlichkeit, dass es am Ende ein Kletterer macht, ist schon nicht so klein (lacht).

Das Straßenrennen in Tokio steht nur eine Woche nach Tour-Ende auf dem Programm. Macht das einen Außenseitersieg wahrscheinlicher?

Das kann man jetzt schwer vorhersagen – schon weil man gar nicht weiß, welchen Verlauf die Tour nehmen wird … Sehr wichtig wird sein, dass man den Jetlag und auch die Umstellungen auf die doch extremen Wetterbedingungen in Japan so schnell wie möglich bewältigt. Ansonsten kann man auch eine Woche nach der Tour noch in Top-Form sein.

Unabhängig von den Spielen 2020: Würden Sie eine Olympia-Medaille einem erneuten Sieg bei Ihrem Lieblingsrennen Paris–Roubaix vorziehen?

Wenn ich es mir aussuchen dürfte, würde ich einfach beides schaffen (lacht). Aber Paris–Roubaix liegt mir schon sehr, sehr am Herzen und immerhin gibt es in jedem Jahr eine neue Chance. Die nächste schon bald.


Zum Abschluss zu etwas ganz anderem: Der Radsport-Weltverband UCI will 2020 erstmals eine eSport-Weltmeisterschaft in sein Programm aufnehmen. Diese soll auf der Online-Simulationsplattform "Zwift" stattfinden. Was halten Sie davon?

Es ist ein Zusatzangebot, das dem Radsport vielleicht neue Fans und Talente bringen kann – der BDR (Bund Deutscher Radfahrer, Anm. d. Red.) hat dabei zum Beispiel eine Vorreiterrolle mit der German Cycling Academy, bei der mein Freund Tim Böhme gerade auf Talentsuche ist. Das finde ich gut. Ich glaube aber auch, dass das den Radsport draußen, auf der Straße oder im Matsch, nicht ersetzen wird. Es sind die epischen Rennen, der Kampf mit schlechtem Wetter, Hitze, dem ruppigen Pflaster bei Klassikern wie Paris–Roubaix oder der Flandern-Rundfahrt, die den Radsport letztendlich ausmachen. Insofern: Ich glaube, dass sich beides gut ergänzen kann."

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