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Claudia Pechstein im Dopingprozess gegen Isu: "Wollte mir das Leben nehmen"


Emotionaler Doping-Prozess
Eislauf-Ass Pechstein: "Ich wollte mir das Leben nehmen"

Von dpa, Kgl

24.10.2024Lesedauer: 3 Min.
Claudia Pechstein: Vor Gericht kam es zu einer emotionalen Szene.Vergrößern des BildesClaudia Pechstein: Vor Gericht kam es zu einer emotionalen Szene. (Quelle: Peter Kneffel/dpa)

Gut 15 Jahre ist die Dopingsperre Claudia Pechsteins mittlerweile her. Der Rechtsstreit tobt noch immer. Am Donnerstag kam es zu einer emotionalen Aussage.

Eisschnelllauf-Olympiasiegerin Claudia Pechstein muss weiter auf einen Abschluss ihres Millionen-Prozesses gegen den Eislauf-Weltverband warten. Bei der Verhandlung vor dem Oberlandesgericht München wurde eine Entscheidung vertagt. Die Isu lehnte einen vom Richter angeregten Vergleich zunächst ab. Vor dem 29. Zivilsenat wird die Klage der 52 Jahre alten Berlinerin auf Schadenersatz und Schmerzensgeld für eine 2009 ihrer Meinung nach zu Unrecht verhängte zweijährige Doping-Sperre verhandelt.

Pechstein fordert von der Isu eine Summe von fast 8,4 Millionen Euro. Sollten sich Pechstein und die Isu nicht außergerichtlich einigen, wird der Prozess nach Angaben des Richters am 13. Februar 2025 fortgesetzt.

Pechstein und ihre Anwälte hatten sich gesprächsbereit gezeigt und waren zu finanziellen Abstrichen bis zur Hälfte der geforderten Summe bereit. "Räumt die Isu öffentlich ein, dass es falsch war, mich zu sperren, bin ich zu einem Vergleich bereit. Ansonsten erwarte ich ein Urteil im Namen des Volkes", sagte die Sportlerin vor Gericht.

Isu-Berater droht Pechstein

Ein juristischer Berater des Weltverbandes erklärte, dass es weder eine Entschuldigung geben werde noch ein Bekenntnis, Unrecht getan zu haben. Überdies sei es ausgeschlossen, die von Pechstein geforderte Summe zu zahlen. Der Isu-Berater drohte der Olympiasiegerin, dass die juristische Auseinandersetzung noch viele Jahre weitergehen könnte, sollte sie nicht einlenken. Die Anwälte der Isu gaben an, sich erst mit der Verbandsführung beraten zu wollen.

Auf Vorschlag des Gerichts hat sich die Isu bereiterklärt, bis zum 14. November eine Ehrenerklärung zu formulieren. Anschließend hat Claudia Pechstein drei Wochen Zeit, zu entscheiden, ob sie damit einverstanden ist. Sollte eine Übereinstimmung gefunden werden, darf die Sportlerin einen zu zahlenden Betrag zur Abgeltung der Klageforderung vorschlagen, gab der Richter zu Protokoll.

"Zum Glück bin ich nicht gesprungen"

Vorausgegangen war ein Prozesstag, an dem Pechstein selbst eine emotionale Erklärung abgegeben hatte. "Vor 5.937 Tagen habe ich erfahren, dass in meinem Körper etwas nicht der Norm entspricht", sagte sie. "Ich wurde angeklagt, zehn Jahre lang gedopt zu haben", so Pechstein weiter.

Der Gedanke, als Betrügerin zu gelten, habe sie "in den Wahnsinn getrieben", sie habe tagelang nichts essen können und geweint. "Ich wollte die Autobahnbrücke hinunterspringen. Ja, ich wollte mir das Leben nehmen. Zum Glück bin ich nicht gesprungen", sagte Pechstein.

Pechstein hat Blutanomalie

Daraufhin brach Pechstein in Tränen aus, der Prozess musste unterbrochen werden. Bei Fortsetzung des Prozesses sagte Pechstein: "Zum Glück bin ich nicht gesprungen, sondern habe gegen das Unrecht gekämpft. Unrecht, das ist das, was mir angetan wurde."

Keine andere Athletin sei so oft getestet worden wie sie. Insgesamt über 700 Tests habe sie absolviert. "Trotzdem wurde mein Haus durchsucht, mein Computer beschlagnahmt, mein Telefon abgehört, alles ohne ein einziges Indiz gegen mich zu finden, wie auch?", so Pechstein.

Pechstein war im Jahr 2009 aufgrund ungewöhnlicher Blutwerte des Blutdopings beschuldigt und zwei Jahre gesperrt worden. Sie rechtfertigte die Blutwerte mit einer von ihrem Vater vererbten Blutanomalie, die bei späteren Untersuchungen tatsächlich bei ihr diagnostiziert wurde. Auch nach Ablauf ihrer Sperre blieben ihre Blutwerte verändert, Sanktionen durch die Isu erfolgten jedoch nicht mehr. Der Gerichtsstreit zwischen Pechstein und der Isu tobt seit Jahren.

Hinweis: Falls Sie viel über den eigenen Tod nachdenken oder sich um einen Mitmenschen sorgen, finden Sie hier sofort und anonym Hilfe.

Verwendete Quellen
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