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Musik - Neue Songwriter-Alben: Von Watson bis LaMontagne


Musik
Neue Songwriter-Alben: Von Watson bis LaMontagne

Von dpa
13.06.2018Lesedauer: 4 Min.
Charles Watson hat sich für sein Solo-Debüt keine stilistische Enge auferlegt.Vergrößern des BildesCharles Watson hat sich für sein Solo-Debüt keine stilistische Enge auferlegt. Foto: Laura McCluskey. (Quelle: dpa)
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Berlin (dpa) - An guter Singer-Songwriter-Musik für diesen Sommer herrscht kein Mangel: Charles Watson, Matt Holubowski, Michael Rault, Damian Jurado und Ray LaMontagne haben neue Alben draußen.

Als Mitglied des Duos Slow Club (neben Rebecca Taylor) und von The Surfing Magazines ist der Brite CHARLES WATSON dem einen oder anderen Indiepop-Fan sicher schon aufgefallen. Spätestens jetzt, mit seinem Solo-Debüt "Now That I'm A River" (Moshi Moshi/Rough Trade), tritt er aus der Anonymität hervor - und das sogleich mit einer sehr starken Platte. Man muss nur den ultra-entspannten, selbstbewussten Opener "Voices Carry Through The Mist" oder das epische "No Fanfare" hören, um zu erkennen, dass dieser Charles Watson auch ohne seine Bands etwas Besonderes ist.

Der Mann singt nicht nur hervorragend, sondern kann auch tolle Songs schreiben, mit Hooklines, die wirklich hängen bleiben, und mit Arrangements, die weder spartanisch noch überladen sind. "Abandoned Buick" nähert sich mit seinen sonnigen Vibes dem jetzt wieder modischen Yacht-Rock, und auch anderswo klingt Watson eher amerikanisch als britisch. "... River" ist Songwriter-Pop mit Soul-Einschlag, ein Album ohne stilistische Enge - kein Wunder, spielt in Watsons Band doch auch Fyfe Dangerfield mit, Frontmann der mutig grenzüberschreitenden britischen Band Guillemots.

Hierzulande noch wenig bekannt ist MATT HOLUBOWSKI, ein kanadischer Singer-Songwriter mit polnischen Wurzeln aus Hudson/Quebec. Sein zweites Album "Solitudes" (Motor/Edel) erschien in der Heimat schon 2016 (und verkaufte sich dort erstaunliche 35.000 Mal), kommt in Deutschland aber erst jetzt auf den Markt. Und es wäre in der Tat sehr schade gewesen, wenn man Holubowskis zarte Folk-Preziosen, mit ebensolcher Stimme auf Englisch und Französisch gesungen, nicht kennengelernt hätte.

Wie eine Akustik-Version des gleichfalls aus Kanada stammenden Patrick Watson (dessen Bandkumpel Simon Angell auf "Solitudes" Gitarre spielt) klingen Songs wie "A Home That Won't Explode" oder "Wild Drums". Es sind traurige, reflexive Lieder, aber das oft peinliche Gefühl, dass hier einer zur gezupften Gitarre mal so richtig sein Selbstmitleid raus lässt, stellt sich zum Glück nicht ein. Holubowskis klarer Falsett nervt daher auch nicht als lamoryante Winselei - er berührt.

Ebenfalls aus Kanada kommt MICHAEL RAULT, an dessen Album "It's A New Day Tonight" (Wick/Daptone) die Plattenlabel-Wahl wohl das Ungewöhnlichste ist. Denn Daptone - das ist doch diese US-Firma, die uns seit Jahren wunderbar altmodische Soul-Platten etwa von (den leider unlängst gestorbenen) Sharon Jones oder Charles Bradley geschenkt hat. Rault trägt mit seinen Liedern zwischen Seventies-Folkrock und Power-Pop inklusive leichtem Soul-Einschlag nun einige Hoffnungen der Daptone-Bosse, und zwar zu Recht.

Auch dieser Songwriter knüpft - wie die genannten Soul-Acts - mit nostalgischen Tracks, die jedoch nie altbacken oder dreist kleptomanisch klingen, an die Vergangenheit an. Beispiel "Dream Song" - ein gekonnt komponierter, perfekt arrangierter akustischer Tagtraum im Stil von Beach Boys, Beatles, Big Star oder Steely Dan. Auch in den anderen neun Liedern dieses Albums fühlt man sich als Hörer wie aus der Zeit geworfen. Die eher unauffällige, aber höchst angenehme Stimme von Michael Rault rundet ein sehr gediegenes kleines Retro-Pop-Juwel ab.

Zu Recht hoch gelobt wird in den USA bereits das neue Werk von DAMIAN JURADO, der schon seit über 20 Jahren Musik aufnimmt, aber wohl noch nie so ambitionierte und zugleich zugängliche Songs geschrieben hat wie für "The Horizon Just Laughed" (Secretly Canadian/Cargo). Die beiden großen Tims der 60er - Buckley und Hardin - werden ja schon länger als Referenzgrößen für Jurados Lieder herangezogen. Aber selten war er dem Niveau dieser Folk-Heroen so nah wie jetzt mit seiner ungefähr 15. Studioplatte.

Die hohe, etwas heisere Stimme des Mannes aus Seattle stellt für manche Hörer eine gewisse Hürde dar, aber eingebettet in stimmige Arrangements mit Gitarre, Piano, Orgel und weiblichen Chorgesängen klingt Jurados spröder Gesang tatsächlich charmant. Die elf Tracks bewegen sich zwischen klassischem Sixties-Folk und hübschen Bossa-Nova-Ausflügen von einer Lässigkeit, wie man sie dem notorischen Grübler Jurado kaum zugetraut hatte. Mal karg ("Lou-Jean"), mal unaufgeregt-dynamisch ("Marvin Kaplan"), im Folkpop von "Florence-Jean" gar hitverdächtig - kurz: das womöglich beste, sicher vielfältigste Werk eines zu lange unterschätzten Musikers.

Von allen hier vorgestellten Songwritern ist RAY LAMONTAGNE sicher der bekannteste. Auch sein neues Werk "Part Of The Light" (RCA/Warner) schaffte Ende Mai, Anfang Juni mühelos einen soliden Charts-Einstieg in den USA und Großbritannien. So erfolgreich wie "Gossip In The Grain" (2008) und "Supernova" (2014) - jeweils auf Platz 3 der US-Album-Hitparade - ist diese Platte zwar nicht, aber das liegt nicht an der Qualität ihrer neun Lieder.

Wie schon auf "Ouroboros" (2016) bewegt sich LaMontagne, ein 1973 im US-Bundesstaat New Hampshire geborener Gitarrist und Sänger, zwischen träumerischem Folkpop und einer gelegentlich an Pink Floyd orientierten Prog-Rock-Variante ("Paper Man", "Goodbye Blue Sky"). Viel Hall liegt auf seiner eindrucksvollen Stimme und in den dichten Band-Arrangements, diese erinnern auch mal an Van Morrison oder My Morning Jacket (aus dessen Band hier mehrere Musiker mitspielen). Große Klasse sind wieder LaMontagnes Balladen wie "It's Always Been You" oder "Let's Make It Last" - wunderschön gehauchte Liebeserklärungen, die nur knapp am Kitsch vorbeisteuern, diese Grenze aber eben auch nicht überschreiten.

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