Goes West Konsequent instrumental: William Tyler bleibt sich treu
Berlin (dpa) - Es ist gewiss kein Zufall, dass der große US-Jazzgitarrist Bill Frisell auf dem jüngsten Album von William Tyler mitspielt - im atmosphärischen Closer "Our Lady Of The Desert", um genau zu sein.
Denn Frisell (67) ist mit seinen virtuosen Instrumentalalben zwischen Folk, Country und Jazz - beispielsweise "Good Dog, Happy Man" von 1999 - sicher eines der Vorbilder des 39-jährigen Tyler auf dessen viertem Album "Goes West" (Merge/Cargo). Auch technisch ist der aus Nashville/Tennessee stammende jüngere Gitarrist dem versierten Landsmann aus Baltimore/Maryland durchaus auf der Spur.
Mit anderen Worten: Tyler, der sein Handwerk Ende der 90er Jahre als blutjunger Begleitmusiker bei Lambchop erlernte, ist auf dem Weg zu höheren Weihen. Er zählt seit seinem Solodebüt "Behold The Spirit" (2010), spätestens mit dem tollen dritten Album "Modern Country" (2016) zu den besten jüngeren US-Gitarristen des US-Folk und Alternative-Country neben Steve Gunn und Ryley Walker.
Während diese beiden jedoch verstärkt als Storyteller von sich reden machen, bleibt Tyler dem Instrumentalsound verhaftet - und damit möglicherweise freiwillig in einer Nische. Zwar sind auch auf "Goes West" wieder einige hinreißend schöne, Landschaftsbilder evozierende Melodien zu hören, doch eine größere Weiterentwicklung fehlt.
Vielleicht sollte sich Tyler mal ein paar der ihm sicher bestens bekannten Sängerinnen und Sänger des Neo-Folk und Indierock an die Seite holen, um das Spektrum zu erweitern (warum eigentlich nicht seinen Lambchop-Lehrmeister Kurt Wagner?). So perfekt produziert (von Bradley Cook/Tucker Martine) und melodisch hochwertig auch das neue Album wieder ist - die Entwicklung dieses großen Talents scheint im zehnten Solo-Jahr zu stagnieren.
Konzert: 19.4. Berlin, Roter Salon